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SPORT1-Kolumne von Peter Kohl zum Monaco-GP

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SPORT1-Kolumne von Peter Kohl zum Monaco-GP

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"Der Schein bei Ferrari trügt"

In seiner Kolumne lobt SPORT1-Experte Peter Kohl Hamilton für die Tapferkeit eines Champions. Die Entwicklung bei Ferrari sieht er trotz Vettels zweiten Platz kritisch.
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© SPORT1/getty

SPORT1-Kolumnist Peter Kohl analysiert das sechste Rennen der Formel 1 in Monaco. Wie gewohnt nennt er Gewinner und Verlierer.

TOPS:

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LEWIS HAMILTON: Ohne Frage der schnellste Mann in Monaco, der Sieg wurde ihm geklaut, er selber zeigte seinen Frust ohne zu überspannen. Wie ein Champion stellte er sich tapfer den Interviews nach dem Rennen, hob immer wieder den Team-Spirit heraus, demzufolge man zusammen gewinnt und auch zusammen verliert. Eine Bitte Pille, die er schlucken musste. Er wird sie verdauen und zurückschlagen.

SEBASTIAN VETTEL: Er hat die Mercedes vor sich hergetrieben, richtig angreifen konnte er nicht, aber er war zur Stelle, als sich die Chance bot, weiter nach vorne zu kommen. Zuschlagen, wenn es möglich ist - auch so kann man wertvolle Punkte sammeln. Er allein ist Hoffnungsträger dafür, dass der Rest der Saison keine reine Mercedes-Show wird.

RED BULL: 22 Punkte in einem Rennen, so viele wie noch nie in dieser Saison. Das mit Abstand beste Ergebnis des Jahres ist der speziellen Charakteristik des Kurses zu verdanken. Aber siehe Vettel, man muss zuschlagen, wenn sich die Chancen bieten. Das haben Ricciardo (Bild) und Kwjat getan. Dass man zum Schluss mit dem Zusatzstopp von Ricciardo noch was riskierte, um eventuell sogar aufs Podest zu fahren, war geil, hat uns ein spannendes Finale geschenkt. Besser, als nur auf Nummer Sicher zu gehen! Das ist Sportsgeist. Ebenso die Aktion, Kwjat in der letzten Runde vor Ricciardo zu bringen, weil der Australier zuvor an Kwjat vorbei komplimentiert wurde, um nochmal anzugreifen. Als feststand, dass da nichts geht, hat man Kwjat den Lohn für sein fantastisches Rennen zurückgegeben. Well done - so geht Teamorder in Ordnung. Und beide Fahrer können damit sehr gut leben.

JENSON BUTTON: Endlich die ersten Punkte für McLaren Honda. Button ist mit viel Übersicht gefahren, hat sich aus allem heraus gehalten und damit die Chance genutzt, mit einem unterlegenen Auto im Leitplanken-Dschungel Zählbares mitzunehmen. Gut für die Moral der ganzen Truppe, aber ein echter Befreiungsschlag war das sicher noch nicht.

SERGIO PEREZ: In der vergangenen Saison im Schatten von Teamkollege Hülkenberg geschippert setzt er 2015 mächtig die Segel. Der Emmericher muss aufpassen und langsam ernsthaft dagegen halten - sonst sieht er demnächst nur noch die Mastspitzen des teaminternen Gegners. Seine Ambitionen, endlich zu einem Top-Team wechseln zu können, erhalten derzeit einige Kratzer.

SO LALA:

MAX VERSTAPPEN: Seine Fahrweise ist erfrischend, sein Mut für Attacken hat uns schon viel Unterhaltsames präsentiert. Aber es war klar, dass das nicht immer gut gehen würde. In Monaco hat er den Bogen komplett überspannt und mächtig Lehrgeld bezahlt. Gott sei Dank ist nichts Schlimmeres passiert. Ich hoffe, er nutzt die Chance, über das Geschehene nachzudenken, und sich anzupassen. Junge Wilde dürfen Fehler begehen - aber bitte nur einmal.

FERRARI: Platz 2 hört sich gut an – aber der Schein trügt, die Weiterentwicklungen des SF15 T haben die Lücken zu Mercedes nicht kleiner werden lassen. Obwohl die beiden weichesten Reifenmischungen verwendet wurden, die dem Reifen schonenderen Ferrari (im Bild Teamchef Maurizio Arrivabene) eigentlich entgegen kommen sollten, waren Vettel und Räikkönen im Prinzip chancenlos gegen Hamilton und Rosberg. In Montreal werden wir den wahren Rückstand wieder schonungslos gezeigt bekommen.

SAUBER: Nach einem starken Saisonauftakt driftet das Schweizer Team immer mehr ins tiefe Tal der Tränen ab. Dass Nasr in die Punkte gefahren ist kommt schon einem kleinen Wunder gleich und ist die maximale Schadensbegrenzung. Aber die Freien Trainings haben gezeigt, dass der Trend eher abwärts führt.

FLOPS:

MERCEDES-STRATEGEN: Nach dem Klops, den sie bei Hamilton geschossen haben, kommt man nicht daran vorbei, Schelte zu verteilen. Irren ist menschlich, wo Menschen am Werk sind, passieren Fehler. Das war allerdings ein ziemlich harter! Wobei - eigentlich müsste man dankbar dafür sein, so ist es an der Spitze enger und spannender. Hamilton wäre sonst vielleicht schon unaufhaltsam davongezogen.

WILLIAMS: Gute Teams sind auf allen Strecken stark. Williams ist davon in Monaco Welten entfernt gewesen. Mund abwischen und in Montreal den Top-Speed-Vorteil wieder gnadenlos ausnutzen um das Debakel im Fürstentum möglichst schnell zu über - decken kann man da nur raten.

PIRELLI: Beim Backen der diesjährigen Reifengeneration sind die Hersteller der schwarzen Walzen zu konservativ ans Werk gegangen. Die Dinger können zu viel ab, bringen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Teams hervor und sorgen damit für Langeweile.

RENNKOMMISSARE: Wenn schon Strafen, dann bitte einheitlich. Alonsos Tete-a-Tete in der hektischen Startphase mit Hülkenberg war nichts anderes als der Kick von Ricciardo gegen Räikkönen. Der eine bekommt eins auf die Finger, der andere nicht. So fällt es schwer, Akzeptanz für die Entscheidungen der Schiedsrichter zu bekommen.

GRIDBOYS: Netter Versuch, aber ab damit in die Mottenkiste. Da bin ich gerne Traditionalist! Der Glamour Grand Prix von Monaco ist Geschichte, ich freue mich riesig auf Montreal! Eine ganze Stadt lebt die Formel 1 auf sehr charmante Art und Weise. Auf zum nächsten Highlight.

Bis dahin PEDAL TO THE METAL. Ihr Peter Kohl