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Big Dog's Backyard Ultra: Das wohl krasseste Rennen der Welt

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Big Dog's Backyard Ultra: Das wohl krasseste Rennen der Welt

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Das wohl krasseste Rennen der Welt

Bis nur noch einer stehen kann! In den USA wird seit zehn Jahren ein Lauf veranstaltet, der die Teilnehmer an ihre Genzen bringt: körperlich und vor allem mental.
In den USA steigt einer der härtesten Läufe der Welt
In den USA steigt einer der härtesten Läufe der Welt
© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/instagram.com/instagram.com/maggatronruns/instagram.com/romegirl28
Tobias Wiltschek
Tobias Wiltschek

Eine große Farm in Tennessee, einen Hund und eine verrückte Idee.

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Mehr braucht man nicht, um das wohl anstrengendste Rennen der Welt auszutragen. Ach ja: Leute, die sich das antun wollen, sollten auch aufgetrieben werden.

Und die gibt es. Aus aller Welt kamen sie – zumindest vor der Pandemie – nach Bell Buckle zur Farm von Familie Cantrell. Auch im vergangenen Jahr wurde das Rennen ausgetragen, allerdings nur mit Läufern aus den USA.

Der Big Dog's Backyard Ultra – so heißt der Wettbewerb – wird seit 2011 ausgetragen und zieht seitdem vielleicht nicht unbedingt die Massen an, aber immerhin ein paar Dutzend Ausdauerläufer, die auch nicht vor bizarren Grenzerfahrungen zurückschrecken.

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2019 gewinnt erstmals eine Frau

Die Bezeichnung "Ausdauer" ist hier übrigens wörtlich zu nehmen. Denn der Lauf ist nicht nach zehn, 20 oder 42,195 Kilometern zu Ende - sondern erst, wenn keiner mehr stehen kann. Bis auf einen, versteht sich.

Oder eine! Denn vor zwei Jahren hielt es die Amerikanerin Maggie Guterl am längsten auf den Beinen. Nach 250 Meilen oder mehr als 402 Kilometern hatten alle anderen aufgegeben. Auch die beiden deutschen Starter Andreas Löffler aus Böblingen und Harald Menzel aus Pfinztal machten vorher schlapp.

Menzel schaffte gerade mal 214 Kilometer, Löffler konnte nach 241 Kilometern nicht mehr.

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"Ich mag es zu leiden, bis zu einem gewissen Grad", sagt die Siegerin aus Durango, Colorado auf der BBC-Homepage. "Die meisten Ultra-Läufer pfeifen auf Spa und Erholung."

Dann lieber Runde um Runde um die Farm bei Wind und Wetter, auf Straßenbelag und matschigen Waldböden. Und immer wieder an Big Dog vorbei, der Bulldogge der Cantrells. Einer muss ja aufpassen, dass sich die Teilnehmer auch an die Regeln halten.

Und die gibt es durchaus. Jede Runde beträgt exakt 4,16666 Meilen, so dass man innerhalb von 24 Stunden auf 100 Meilen kommt. Braucht man für eine Runde länger als eine Stunde, ist man ausgeschieden. Auf die hierzulande übliche Längeneinheit umgerechnet ist eine Runde etwa 6,7 Kilometer lang.

Big Dog positioniert sich die meiste Zeit unter einem Tisch an der Start-Ziel-Linie der Runde, hat also im Vergleich zu den Ausdauerläufern einen recht entspannten Job.

Doch auch die Teilnehmer an diesem abenteuerlichen Wettbewerb müssen nicht durchgängig laufen. Das wäre dann doch etwas zu viel verlangt. Irgendwann muss man ja auch die Grundbedürfnisse verrichten, was essen, was trinken und auch schlafen.

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Eine Stunde Zeit für 6,7 Kilometer und Pause

Wie schwer sich das aber gestaltet, wird beim Blick auf eine weitere Regel deutlich. Denn Pause wird erst gemacht, wenn die 6,7 Kilometer lange Runde geschafft ist. Dann können sich die Läufer für den Rest ihres Stunden-Budgets erholen. Wer schneller läuft, hat also länger Pause. Wer langsamer läuft, muss sich schneller erholen.

Und wer es bis zur Two-Minute-Warning vor der nächsten Runde nicht geschafft hat, für den wird es richtig eng.

Aber auch wer schon länger Pause hatte, tut sich Runde für Runde schwerer, sich immer wieder aufzuraffen und neu zu motivierten. "Die Startlinie ist der härteste Teil von allen", sagt Dave Proctor, ein 40 Jahre alter Physiotherapeut aus Kanada: "Ich habe viele Läufer gesehen, die wirklich gut gerannt sind. Aber sie haben es dann nicht mehr zur Startlinie geschafft. Die fünf Meter bis zur Linie waren nicht das Problem. Sie konnten einfach nicht mehr aufstehen. Das ist dann irgendwann die Entscheidung der Füße."

Irgendwann macht sich aber auch die Müdigkeit bemerkbar. Selbst die schnellsten Läufer, die ihre Pausen zu einem kurzen Power Nap nutzen können, werden mit der Zeit müde. Das macht sich insbesondere in der Nacht bemerkbar, wenn selbstverständlich weitergelaufen wird.

Im Vergleich zu den Tages-Runden ändert sich eigentlich nur, dass zur Sicherheit nicht mehr im Wald, sondern auf der Straße gelaufen wird – einmal bis zu einem bestimmten Punkt und wieder zurück.

"Johan ist ein Meister des kurzen Schlafs. Er setzt sich auf seinen Liegestuhl, zieht sich eine Decke über. Und ehe die Decke sein Gesicht erreicht hat, ist er eingeschlafen", sagt Organisator Cantrell, selbst ein langjähriger Ultra-Läufer, über den Schweden Johan Steene. Der Mitarbeiter einer Technologie-Firma hat den Lauf 2018 mit 283 Meilen (über 455 Kilometer) gewonnen.

Läufer werden von Halluzinationen geplagt

Doch auch er sei beim Laufen schon von Halluzinationen geplagt worden, heißt es bei der BBC. Bäume und Büsche hätten sich in Dinosaurier und Riesen verwandelt.

Der Brite Andy Persson sagt: "Man geht durch einige tiefe Täler. Das ist etwas, das ich an den Ultra-Läufen so liebe - man lernt eine Menge über sich selbst."

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Genau das ist auch der Grund, warum Cantrell dieses Rennen überhaupt ins Leben gerufen hat. "Ich wollte ein Rennen schaffen, das die mental stärksten Läufer gewinnen sollen, und nicht die körperlich fittesten und schnellsten", sagt der Mann mit der hohen Stirn und dem Rauschebart.

Dass die Läufer so lange durchhalten, habe er am Anfang nie geglaubt, sagt der Veranstalter. Mit seiner verrückten Idee eines Rennens ohne Ziel hat er einen Nerv getroffen – zumindest bei ein paar Menschen. "Es ist verrückt, zu was die Leute heutzutage fähig sind", schwärmt er.

Der in diesem Sinne bislang Verrückteste war ein Zahnarzt aus Belgien. Karel Sabbe stellte im vergangenen Jahr mit 312 Meilen (über 502 Kilometern) in drei Tagen und drei Nächten einen neuen Rekord auf.

Der zählt, auch wenn er Corona-bedingt nicht in der Heimat des Big Dog's Backyard Ultra, sondern in Belgien aufgestellt wurde.

Denn in Zeiten der Pandemie hat Cantrell aus der Not eine Tugend gemacht, und zahlreiche Events auf der ganzen Welt zu einer Weltmeisterschaft zusammengefasst.

Für Rekordhalter und Weltmeister Sabbe gibt es trotzdem noch ein Ziel, was er sich unbedingt erfüllen: die Teilnahme am echten Big Dog's Backyard Ultra in Bell Buckle, Tennessee.