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Russland gesteht offenbar systematisches Doping ein

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Russland gesteht offenbar systematisches Doping ein

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Doping-Beben in Rusland

Russland gibt in einem Brief an die WADA erstmals systematisches Doping zu. Die Unterzeichner des Briefs wollen davon aber nichts gewusst haben.
Doping: 234 Festnahmen bei bislang größter Anti-Doping-Razzia, Im Rahmen einer Razzia wurden auch Urin- und Blutproben gesammelt
© Getty Images

Russland hat im Dopingskandal offenbar eine Kehrtwende vollzogen und erstmals systematische Manipulationen eingestanden. Das geht aus einem Brief an die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hervor, der der französischen Nachrichtenagentur AFP und der Sporttageszeitung L'Equipe vorliegt.

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"Die ernsthafte Krise, die den russischen Sport erfasst hat, wurde von einer inakzeptablen Manipulation des russischen Anti-Doping-Systems verursacht, die durch die Untersuchungen der WADA und des IOC enthüllt wurden", hieß es in dem Schreiben, das unter anderem vom russischen Sportminister Pawel Kolobkow und dem Präsidenten des russischen Nationalen Olympischen Komitees (ROC), Alexander Schukow, unterzeichnet ist.

In dem Brief bezeichnet Russland die Manipulationen als "systematisch", das Wort "institutionell", das eine der Hauptschlussfolgerungen der McLaren-Untersuchung war, wird allerdings vermieden. "Wir lehnen den McLaren-Report ab, da er unbegründete Schlussfolgerungen enthält", sagte Kolobkow der russischen Nachrichtenagentur TASS.

Leichtathleten bleiben gesperrt

Die öffentliche Anerkennung des McLaren-Reports, der Russland ein institutionalisiertes Dopingsystem attestierte, ist Voraussetzung für die Wiederaufnahme der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA in die WADA. Bisher hatte Russland jegliches Eingeständnis vehement abgelehnt, die Positionen sind seit langer Zeit verhärtet. 

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Wegen der weiterhin bestehenden Suspendierung der RUSADA bleiben auch die russischen Leichtathleten und Behindertensportler aus ihren Weltverbänden IAAF beziehungsweise IPC ausgeschlossen. Neben der Anerkennung fordert die WADA zudem noch den Zugang zu weiteren Dopingproben im Moskauer Labor.

"Wir können bestätigen, dass angemessene Maßnahmen gegen diejenige getroffen wurden, die in das Dopingsystem involviert waren", hieß es in dem Schreiben weiter: "Diese Personen haben keine Rolle und keinen Einfluss mehr im russischen Anti-Doping-Kampf." Zudem betonen die Unterzeichner, zu denen auch der Präsident des russischen paralympischen Komitees (RPC), Wladimir Lukin, gehört, von den Manipulationen nichts gewusst zu haben.

WADA-Bericht am 14. Juni

Erstmals war von dem Brief in der vergangenen Woche beim WADA-Meeting in Montreal berichtet worden, ohne dass allerdings Inhalte bekannt geworden waren. Auf dem Meeting waren lebhafte Diskussionen entbrannt, ob die Zugeständnisse in dem Brief weit genug gehen. 

"Ich hoffe, es ist ein Wendepunkt", sagte WADA-Präsident Craig Reedie damals: "Auf den ersten Blick kommen sie der Anerkennung näher, dass es einen Fehler gegeben hat." Das zuständige WADA-Komitee will am 14. Juni über neue Entwicklungen berichten, zu denen auch der Brief gehört.

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Kronzeuge flüchtet in die USA

In dem Schreiben zweifelt die russische Seite erneut die Glaubwürdigkeit des Kronzeugen Grigorij Rodtschenkow an. Rodtschenkow, jahrelang Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, hatte mit seinen Enthüllungen den Doping-Skandal um Russland bei den Winterspielen 2014 in Sotschi ins Rollen gebracht. Er flüchtete in die USA und lebt inzwischen im Zeugenschutzprogramm. 

Wegen des Skandals wurde das ROC von den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang im Februar ausgeschlossen, 168 russische Sportler durften allerdings als neutrale Athleten an den Start gehen. Kurz nach den Spielen wurde die Suspendierung vom IOC wieder aufgehoben.

Das IOC sperrte zudem mehrere Dutzend russische Sportler lebenslang für Olympia, der Internationale Sportgerichtshof CAS hob später allerdings die Sanktionen gegen 28 russische Athleten auf, da die Beweise für ein Dopingvergehen nicht ausreichend seien. In elf weiteren Fällen verkürzten die Sportrichter die Sperren für Russen.