Die einen wüten, die anderen kuschen, in Sorge sind so gut wie alle: Donald Trump sorgt mit seinen Einreiseverboten auch im Sport für Empörung und helle Aufregung.
Trumps Politik bringt auch den Sport in Not
© Getty Images
"Am 1. Januar dieses Jahres hat mich ihre Majestät die Königin zu einem Ritter des Königreichs geschlagen. Am 27. Januar scheint mich Präsident Donald Trump zu einem Fremden gemacht zu haben", schrieb Lauf-Idol Mo Farah.
Der britische 5000- und 10.000-m-Olympiasieger von London und Rio de Janeiro, hat somalische Wurzeln hat und lebt in den USA. Es ist nach eigenen Angaben "zutiefst beunruhigend, dass ich meinen Kindern sagen muss, dass Daddy vielleicht nicht nach Hause kommen kann, um zu erklären, warum der Präsident eine Politik eingeführt hat, die ihren Ursprung in Unwissenheit und Vorurteilen hat."
Er ist damit nicht allein, wenngleich bei weitem nicht jeder sich in einen so offenen Konflikt mit Trump begibt.
Olympia-Bewerbung von Los Angeles in Not
Trump hatte verfügt, dass Bürger aus Iran, Sudan, Syrien, Libyen, Somalia, Jemen und Irak in den nächsten 90 Tagen nicht mehr in die USA einreisen dürfen. Flüchtlingen weltweit wurde die Einreise für 120 Tage untersagt, syrischen Flüchtlingen sogar auf unbestimmte Zeit.
Eine Politik, die auch für den Sport nicht folgenlos bleiben wird. Womöglich auch nicht für die Los Angeles' Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024.
Einen offiziellen Kommentar aus dem Internationalen Olympischen Komitee um Präsident Thomas Bach gibt es dazu zwar nicht. "Das IOC kommentiert die Politik souveräner Staaten nicht", teilte ein Sprecher am Sonntagmorgen mit.
In der zweiten Reihe aber macht sich lautes Raunen bemerkbar.
IOC-Mitglied fassungslos
Trumps Beschluss "läuft den Olympischen Idealen total zuwider", sagte Richard Peterkin (68), IOC-Mitglied von der Karibikinsel St. Lucia. Er bezeichnete das Dekret als "sehr, sehr enttäuschend".
"Bei IOC-Mitgliedern weltweit macht sich das Gefühl breit, dass Amerika ein Land ist, das andere herumschubst. Wird diese 'America-First'-Politik so fortgesetzt, werden einige die Bewerbung einfach nicht unterstützen, auch wenn das NOK der USA nichts mit dem Präsidenten zu tun hat", ergänzte Peterkin im Deutschlandfunk.
NOK kuscht - L.A. wütet
Das Nationale Olympische Komitee der USA gab sich in einer ersten Reaktion äußerst zurückhaltend bis kuschend.
Offensichtlich will man Trump, der der Bewerbung Unterstützung zugesichert hatte, nicht verärgern. "Wir arbeiten eng mit der Regierung zusammen, um die neuen Regeln zu verstehen", sagte NOK-Sprecher Patrick Sandusky der New York Times: "Wir glauben, dass wir eine gute Zusammenarbeit mit der Regierung haben werden, um unseren Erfolg zu gewährleisten."
Los Angeles' Bürgermeister Eric Garcetti, schon vor der Präsidentenwahl ein großer Kritiker Trumps, holte nach dem umstrittenen Erlassen dagegen direkt zum Rundumschlag aus.
"Eines der bedeutendsten Vermächtnisse Amerikas in der Welt ist die Willkommenskultur für Menschen, die an unseren Küsten ankommen, um den Schrecken des Krieges, der Unterdrückung und der Verfolgung zu entkommen", sagte Garcetti. Der Präsidentenbeschluss ziele "unfair auf Flüchtlinge". Los Angeles, seit jeher eine von Einwanderung und liberalem Selbstverständnis geprägte Multi-Kulti-Metropole, werde "immer ein Ort der Zuflucht" bleiben.
NBA wendet sich an Ministerium
Zu einem Politikum könnte auch der Weltcup der Ringer in Iran am 8. Februar werden. "Wir sind etwas nervös, dass die iranische Regierung sagen könnte, 'wir kriegen keine Visa von Euch, also können auch keine Amerikaner zu uns kommen'", sagte Steve Fraser, US-Ringer-Idol und Olympiasieger von Los Angeles 1984.
Auch die NBA macht sich vermehrt Sorgen über die Auswirkungen von Trumps Abschottungspolitik. Die Ligaspitze wandte sich ans Außenministerium, um offene Fragen zu klären.
"Die NBA ist eine globale Liga, und wir sind stolz darauf, dass wir die besten Spieler aus der ganzen Welt anlocken", sagte NBA-Sprecher Mike Bass.
Das olympische Flüchtlingsteam: unerwünscht
Trumps Beschlüsse stehen im Kontrast zum Selbstbild des Sports als Hort der Völkerverständigung - unabhängig davon, wie gut oder schlecht sich seine Vertreter konkret an dieses Ideal halten, der von Skandalen geschüttelte IOC allen voran.
Bezeichnend: Das olympische Flüchtlingsteam, ein Vorzeigeprojekt bei den Spielen in Rio, das dem IOC neben dem Doping-Debakel um Russland ein paar positive Schlagzeilen einbrachte, dürfte nach jetzigem Stand nicht in die USA einreisen.
Auch nicht die in Deutschland lebende syrische Schwimmerin Yusra Mardini, die zum Gesicht der Mannschaft geworden war. Die 18-Jährige hat bei ihrer Flucht aus dem Bürgerkriegsland mehreren Menschen das Leben gerettet. Weil der Außenbordmotor des überfüllten Schlauchboots versagte, schwamm sie und half, das Boot ans Ufer der Insel Lesbos zu ziehen.
Bei Trump und seinen Unterstützern ist sie gegenwärtig unerwünscht.