Drei Tage läuft die Leichtathletik-WM in Doha/Katar nun. Und obwohl noch sieben Wettkampftage ausstehen, ist schon jetzt klar, was von dieser Veranstaltung in Erinnerung bleiben wird: Das, was da im Wüsten-Emirat gerade passiert, ist ein Anschlag auf den Sport. Es ist eine Schande.
Wüsten-WM: Bis einer stirbt
Der Jahreshöhepunkt der olympischen Kernsportart ist ein weiterer Beweis dafür, dass die größten Feinde des modernen Sports seine Funktionäre sind. Sie sind es, die den Sport kaputtmachen.
Als Sportinteressierter vor dem Fernseher wartet man nur noch darauf, dass der erste geschwächte Athlet umfällt und eben nie wieder aufsteht. Das mag drastisch klingen, nach den erschreckenden Bildern der ersten Tage würde es aber kaum noch überraschen.
Auf dem Rücken der Sportler wird hier eine Agenda ausgetragen, in deren Vordergrund nicht der Sport steht. Seit der Vergabe des Events an Katar gab es Kritik an der Schnapsidee, solche Wettkämpfe in der Wüstenhitze auszutragen.
Diese Bedenken wurden alle zurückgewiesen. Ungehörig sei es, den Kataris keine Großveranstaltungen zu gönnen. Und überhaupt: Die Leichtathletik müsse sich neuen Ideen und Märkten öffnen, um nicht unter einem Interessensverlust zu leiden.
Diese Argumente sind längst als das enttarnt, was sie sind: Ablenkungsmanöver. Neue Elemente wie die Lightshow vor den großen Finals oder die höchst fragwürdigen Startblock-Kameras hätte man auch in den USA oder in Barcelona ausprobieren können.
Am Ende entscheidet das Geld. Und da hatte Katar wie so oft wohl mehr zu bieten. Das ist der wahre Grund, warum die Leichtathleten sich durch diese WM quälen müssen.
So dringend hat der katarische Markt offenbar auch nicht auf diese Veranstaltung gewartet. Das Stadion, ohnehin zur Hälfte abgedeckt, ist selbst beim 100m-Finale höchstens zur Hälfte gefüllt. Atmosphäre entsteht keine.
Und wenn hochtrainierte Profi-Sportler reihenweise auf Tragen und in Rollstühlen abtransportiert werden müssen oder wie Gespenster aus dem Zielraum schleichen, ist das ein programmiertes Desaster.
Was die Zuschauer zu sehen bekommen, sind Menschenversuche vor laufender Kamera. Ein toller Vorgeschmack auf die Fußball-WM in drei Jahren an gleicher Stelle.
Man kann nur hoffen, dass alle Athleten diese Tortur überleben und dass die Funktionäre ihre Lektion lernen. Die Hoffnung ist gering.