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Johannes Vetter im Interview über Olympia, Weltrekord und Corona-Impfungen

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Johannes Vetter im Interview über Olympia, Weltrekord und Corona-Impfungen

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Olympia-Favorit? Vetter selbstbewusst

Wird 2021 das Jahr von Johannes Vetter? Das deutsche Speerwurf-Ass gilt als großer Olympia-Favorit. Bei SPORT1 spricht er darüber, dass ihn diese Rolle nicht schreckt.
Bei der WM 2019 in Doha holte Vetter die Bronzemedaille
Bei der WM 2019 in Doha holte Vetter die Bronzemedaille
© Imago
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Mit seinem Wurf auf 97,76 Meter hatte Johannes Vetter im vergangenen Sommer DAS Leichtathletik-Highlight aus deutscher Sicht gesetzt. 

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Der Speerwurf-Weltmeister von 2017 kratzte am Weltrekord von Jan Zelezny (98,48 Meter) und sorgte mit weiteren Würfen über 90 Metern weltweit für Erstaunen. 

Bei den Olympischen Spielen in Tokio im kommenden Juli soll für den 27-Jährigen nun die Krönung erfolgen - und auch die 100-Meter-Schallmauer schreckt ihn nicht ab.

Im SPORT1-Interview erklärt Vetter, der am Mittwoch zum Sportsoldaten des Jahres gewählt wurde, dass er sich die Favoritenrolle ohne Weiteres zutraut. Außerdem spricht er über die Vorbereitungen auf das Mega-Event, seine schwere Zeit vor zwei Jahren und Corona-Impfungen für Olympioniken.

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SPORT1: Herr Vetter, Sie haben sich vor zwei Wochen kurzfristig bei einem Wettkampf des französischen Verbandes angemeldet und trotz der frühen Jahreszeit über 87 Meter geworfen. Wie hat sich der Wurf angefühlt?

Johannes Vetter: Ausbaufähig (lacht). Im Winter habe ich noch nie so weit geworfen. Für den aktuellen Trainingsstand war das schon eine sehr solide Leistung, wenn man überlegt, dass ich den letzten Wettkampf im September hatte.

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SPORT1: Haben Sie damit gerechnet, dass es so weit geht?

Vetter: Im Training hat sich das angekündigt. Jetzt gilt es die nächsten Monate bis Mai, bis die Saison dann auch beginnt, weiter zu arbeiten. Ich bin gesund und das ist das Wichtigste. Sollte ich gesund bleiben, bin ich auf einem sehr guten Weg.

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Goldkandidat für Tokio? "Ich sehe mich in dieser Rolle"

SPORT1: Wie geht es für Sie weiter in der Olympia-Vorbereitung?

Vetter: Nach dem Wettkampf am Sonntag habe ich gleich am Montag das Training wieder aufgenommen. Wir sind jetzt gerade in einem allgemeinen Trainingsblock. Im März geht es für zwei Wochen ins Trainingslager nach Belek – Stand jetzt. Ich hoffe, dass das auch so bleibt, denn ein bisschen Wärme würde schon ganz gut tun. Hier in Offenburg hatte es lange Minusgrade und der Boden war gefroren und voller Schnee. Da konnte man keinen einzigen Speer werfen.

SPORT1: Können Sie ganz normal in einer Halle trainieren?

Vetter: Als Leistungssportler kann ich normal trainieren. Aber man kann nicht so professionell trainieren, wie wenn man jetzt schon im Trainingslager in Südafrika wäre oder in der Türkei.

SPORT1: Laut Ihrem Trainer Boris Obergföll sind Sie "absoluter Goldkandidat" bei den Olympischen Spielen. Belastet so eine Aussage oder motiviert das? Wie fühlen Sie sich damit, wenn er so etwas sagt?

Vetter: Ich kann mich selbst ganz gut einschätzen und die Aussage von Boris kann ich auch unterschreiben. Ich sehe mich in dieser Rolle und nehme sie an. Ich hab da überhaupt keine Zweifel, auch wenn es noch ein langer Weg bis nach Tokio ist.

SPORT1: Sie haben auf Ihrem Instagram-Account erzählt, wie der Tod Ihrer Mutter und eine Fußverletzung Sie aus der Bahn geworfen haben. Die lange Pause haben Sie dann genutzt, ein paar Dinge für sich zu klären. Kann man sagen, dass Sie durch diese Verletzungspause die Trauerphase nachholen konnten?

Vetter: Ja, definitiv. Nach der Beerdigung 2018 bin ich direkt zwei Tage danach ins Trainingslager nach Südafrika geflogen und habe da die Saison-Vorbereitung für die Saison 2019 aufgenommen. Es ist eine komische Situation. Einerseits braucht man für das Mentale und für sich selber die Zeit, andererseits kann man sich die Zeit nicht geben. Da spielt auch der wirtschaftliche Aspekt eine Rolle. Und natürlich auch eine gewisse Verantwortung, die ich gegenüber meiner Familie, meinem Team und auch gegenüber mir selbst habe. Das sind alles zusätzliche Stressfaktoren.

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SPORT1: Sie haben noch bis zur WM in Doha durchgehalten ... 

Vetter: Dadurch, dass wir relativ lange gebraucht haben, um das Hauptproblem zu finden, habe ich gesagt, bis zur WM in Doha ziehe ich es noch raus und versuche dort mit Biegen und Brechen zu werfen. Da ging es mir physisch alles andere als gut. Da kroch ich schon gut auf dem Zahnfleisch. Aber das gehört zu meiner gegenwärtigen Lebens-Challenge eben auch dazu, da mach' ich mir auch nichts vor. Nach der WM in Doha habe ich mich operieren lassen. Durch die Reha hatte ich dann Zeit, war acht Wochen überwiegend daheim, konnte die Zeit für mich selbst verbringen, ohne an den Sport zu denken. Das hat mir sehr gut getan.

"Ich bewege mich in einem extremen Bereich"

SPORT1: Nach der Verletzungspause ging es relativ schnell wieder aufwärts, im vergangenen Sommer folgte dann der unglaubliche 97-Meter-Wurf. Haben Sie da gewusst, dass sogar die 100 Meter im Bereich Ihrer körperlichen Möglichkeiten liegen?

Vetter: Ich setze mir keine Grenzen. Ich versuche die Grenzen jeden Tag auszuloten, da bewege ich mich täglich in einem extremen Bereich. Wir alle leben nur einmal. Es ist wichtig, dass wir das tun, woran wir glauben und uns von nichts und niemanden aufhalten lassen. Nach den 97 Metern kommt die Zone, die niemand in Deutschland vor mir betreten hat, noch näher in Reichweite. Man überlegt natürlich auch, wenn da jetzt noch bessere Bedingungen gewesen wären, hätte das an dem Tag auch ganz anders aussehen können. Aber da ist viel Konjunktiv dabei. Ich bleibe da am Ball. Dazu gehört auch ein wenig Glück. Speerwerfen ist auch oftmals eine Lotterie, weil da sehr viele Komponenten zusammenpassen müssen.

Johannes Vetter nach seinem famosen Wurf in Chorzow
Johannes Vetter nach seinem famosen Wurf in Chorzow

SPORT1: Sie waren einer der Top-Athleten, die trotz Corona Top-Leistungen gebracht haben. Da ist es schon schade, dass Olympia im letzten Jahr ausgefallen ist, oder?

Vetter: Das ist auch wieder Konjunktiv. Das steht deshalb für mich nicht zur Debatte. Ich habe einfach Spaß an meiner Arbeit.

SPORT1: Aber Sie glauben schon, dass die Olympischen Spiele im kommenden Juli und August stattfinden können?

Vetter: Es wird ja alles dafür gemacht. Das IOC hat deutliche Signale gesendet. Ich will mir gar nicht vorstellen, was mit dem internationalen Sport passiert, wenn die Spiele abgesagt werden. Das sind riesengroße global-kulturelle Einbußen. Da geht es gar nicht nur um den Profisport, sondern auch um viele Trainerstellen, Ehrenämter, Geisteshaltungen und die Nachwuchsarbeit. Das ist ein Rattenschwanz, den man gar nicht im Blick hat, was das alles für Folgen haben könnte.

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Olympia-Stars gegen Corona-Impfen? Das sagt Vetter

SPORT1: Es gibt ja schon viele Diskussionen, wie es mit den Impfungen der Athleten laufen könnte. Wie ist da Ihre Meinung?

Vetter: Es ist schwierig. Ich kann mich da nur den Worten des Bundestrainers (Boris Obergföll, d.Red.) anschließen. Es ist eine klare Strategie beim Impfen vorgegeben: Die älteren Menschen zu schützen, weil es sie am meisten betrifft, dass eine Infektion einen negativen Verlauf nehmen kann. Was ich auch gut finde, ist, dass systemrelevante Berufe im Impfplan priorisiert eingeordnet werden. Wobei das alles nur diskutiert wird. Wenn aber ein Impfangebot für diese Personenkreise, die ich gerade beschrieben habe, geschaffen wurde, kann ich mir auch vorstellen, dass im Hinblick auf die Olympischen Spiele die Sportler geimpft werden können.

SPORT1: Zeitlich müsste es ja hinhauen, oder?

Vetter: Wenn man im Juli damit anfängt, wäre man eine Woche vor den Olympischen Spielen fertig. Es geht mir gar nicht darum, dass ich da eine Sonderrolle als Sportler einnehmen muss oder dass ich, wie es Karl-Heinz Rummenigge gesagt hat, als Vorbild agieren will. Mir geht es um den Menschen allgemein und den Sport an sich, der auf die Energie der Olympischen Spiele angewiesen ist. Damit wir uns in den nächsten Olympia-Zyklen nicht die Frage stellen müssen: Was war denn da los mit Olympia, wie war die Medaillen-Ausbeute, was passiert mit der Nachwuchsförderung? Die Impfdosen, die gebraucht werden, um das Team Deutschland durchzuimpfen, sind, selbst wenn ich das Betreuerteam dazuzähle, sehr überschaubar. Das sind keine zehntausend Impfungen.