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Thomas Röhler: Fußball-Bundesliga von Politik in Coronakrise bevorzugt

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Thomas Röhler: Fußball-Bundesliga von Politik in Coronakrise bevorzugt

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Röhler: Politik bevorzugt Bundesliga

Thomas Röhler wirft bei SPORT1 der Politik vor, den Fußball zu bevorzugen. Der Speer-Olympiasieger spricht auch über die Olympischen Spiele und schwere Bedingungen.
Präsident Thomas Bach verteidigt das Vorgehen des IOC bei der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio und wehrt sich gegen Kritik.
Johannes Fischer
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Die Verschiebung der Tokio-Spiele ins Jahr 2021 hat bei den Olympioniken den Trainingsplan komplett zerschossen.

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Statt in die finalen Vorbereitungen zu gehen, mussten die meisten Sportler ihre Belastungen herunterfahren - und können wegen der Coronakrise nicht einmal ihre gewohnten Trainingsanlagen nutzen.

Auch Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler hat derzeit keine Verwendung für sein Arbeitsgerät. Bei SPORT1 erklärt der Europameister von Berlin 2018, wann er mit einem Start der Leichtathletik-Wettkämpfe 2020 rechnet.

Als Mitglied der IAAF-Athleten-Kommission wirft Röhler der Fußball-Bundesliga zudem vor, ihre Sonderrolle bei der Politik auszuspielen.

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SPORT1: Herr Röhler, haben Sie die Absage der Olympischen Spiele mittlerweile verdaut?

Thomas Röhler: Ich war involviert in den gesamten Meinungsfindungsprozess. Deshalb hatte ich mich schon längere Zeit mit dem Thema auseinandergesetzt, sodass es für mich kein Schock mehr war – sondern eine vernünftige Entscheidung. Freude bei so etwas zu empfinden, ist allerdings ein zweischneidiges Schwert, aber am Ende war es einfach nur richtig. Es ist jetzt natürlich eine Planungsaufgabe, weil das Ziel ein Jahr nach hinten gerückt ist. Man muss das Training ebenfalls wieder feinjustieren. Und wir haben ja auch heute noch eine ganze Menge Unbekannte, mit denen wir leben müssen.

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Röhler über den sportlichen Neustart

SPORT1: Wie gestaltet sich Ihr Trainingsalltag, wenn Sie nicht wissen, wann die Saison startet?

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Röhler: Bisher betreiben wir weiterhin Grundlagentraining. Wir hoffen natürlich täglich auf Sonderregelungen für die Athleten, die ihr Geld mit Sport verdienen, dass sie einen geregelten Zugang zu den Sportanlagen in ihrem gewohnten Umfeld bekommen. An manchen Standorten geht das schon, an anderen noch nicht. Für mich heißt es, mich fit zu halten – allerdings nicht spezifisch, schließlich kann man zu Hause keinen Speer werfen. Das Krafttraining findet aber daheim statt.

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SPORT1: Glauben Sie, dass es 2020 noch Wettkämpfe gibt - in welcher Form auch immer?

Röhler: In welcher Form auch immer – das ist gut gesagt. Ich bin ein Freund der Late Season, aber definitiv kein Freund von Geisterwettkämpfen. Die Bundesregierung hat ja Sportevents bis Ende August ausgeschlossen, ich hoffe, dass wir danach wieder in Deutschland starten können. Wo ich skeptisch bin, sind internationale Wettkämpfe samt der ganzen Reisetätigkeiten. Doch wenn wir uns auf hohem Niveau für die Olympischen Spiele vorbereiten wollen, dann helfen uns keine Dorfwettkämpfe. Wir brauchen internationale Wettkämpfe mit internationalen Gegnern. Das funktioniert aber nur, wenn die Grenzen offen sind. Das heißt, wir müssen abwarten. Insgesamt bin ich aber vorsichtig optimistisch, dass wir im August/September noch etwas erleben.

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Röhler über Sonderrolle des Fußballs

SPORT1: Die Fußball-Bundesliga strebt mit aller Macht zu einer schnellen Rückkehr. Genießt sie eine Sonderrolle?

Röhler: Das ist verständlich, denn es geht um hohe Summen und darum, dass die ganzen Mitarbeiter ihrer Tätigkeit nachgehen können. Dass der Trainingsbetrieb möglich ist, hat mehrere Ursachen: Erstens scheint es der Politik wichtiger zu sein, dass der Ball rollt, als dass alle Sportarten gleich behandelt werden. Zweitens haben die Vereine durch private Trainingsgelände die Möglichkeit, wie ein Unternehmen zu agieren. Diese Möglichkeiten haben wir im olympischen Sport größtenteils nicht, weil wir in städtischen und kommunalen Sportanlagen trainieren.

Unter anderem auch wegen der Coronakrise beenden Sportgrößen wie (v.l.) Vince Carter, Martin Fourcade und Fritz Dopfer ihre Karrieren
Martin Fourcade
ANTHOLZ ANTERSELVA, ITALY - FEBRUARY 23: Martin Fourcade of France in action during the IBU Biathlon World Championships Men's 15 km Mass Start Competition on February 23, 2020 in Antholz Anterselva, Italy. (Photo by Christophe Pallot/Agence Zoom/Getty Images)
Kaisa Mäkäräinen
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Wie das Coronavirus glorreiche Karrieren beendet

SPORT1: Wie hoch werden die finanziellen Einbußen für Sie sein?

Röhler: Einschätzen kann man das schon grob, schließlich weiß man, wie viel Startgelder verloren gehen. Aber es gibt natürlich auch viele Prämien. Man kann die genauen Verluste nicht aufzählen, wenn man gar nicht weiß, wie erfolgreich man bei den Wettkämpfen gewesen wäre. Wir sind uns aber alle einig, dass der Sport auch Schäden erleidet, die langfristig sind. Ich glaube nicht, dass die Preisgelder in der Late Season und im kommenden Jahr so aussehen werden wie in den Jahren davor - da geht definitiv Geld verloren. Darauf muss man sich einstellen und vor allem auch kreativ werden, mit Sponsoren und Partnern trotzdem spannende Geschichten zu machen.

Röhler: "Unsere Kultur kennt das so nicht"

SPORT1: Einige Virologen warnen, selbst Olympia 2021 sei gefährdet...

Röhler: Dafür bin ich zu wenig Virologe, um das beurteilen zu können. Man muss darauf vertrauen, was die Experten sagen. Zunächst bin ich auf den Herbst 2020 gespannt. Jetzt haben wir den Lockdown, ich kenne kaum jemanden, der aktuell sein Bundesland verlässt. Wenn wir die Grenzen wieder öffnen, kann sich das mit der Verbreitung ganz schnell wieder ändern. Davor habe ich Sorge.

SPORT1: Ihr Heimatort Jena hatte als erste Stadt in Deutschland die Maskenpflicht eingeführt. Wie kommen Sie damit zurecht?

Röhler: Wenn es zum Einkaufen geht, dann trage ich auch die Maske. Oder immer, wenn ich in nahem Abstand mit Menschen zu tun habe. Das ist völlig okay und funktioniert gut. Trotzdem ist es ungewöhnlich, wenn man mit jemandem zwei Stunden im Gespräch ist. Unsere Kultur kennt das so nicht, wenn man nur die Augen des Gegenüber sieht.