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Niklas Kaul über Olympia-Verschiebung, Corona und Training auf dem Feld

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Niklas Kaul über Olympia-Verschiebung, Corona und Training auf dem Feld

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Kaul über Training in Coronazeiten

Niklas Kaul lässt sich durch die Olympiaverschiebung nicht beirren. Der Zehnkampf-Weltmeister spricht über improvisiertes Training und die Sonderrolle des Fußballs.
Niklas Kaul wurde in Doha sensationell Weltmeister im Zehnkampf
Niklas Kaul wurde in Doha sensationell Weltmeister im Zehnkampf
© Getty Images
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Wie alle Olympioniken musste auch Niklas Kaul seine Vorbereitungen auf Tokio am 24. März abrupt beenden. An diesem Tag beschloss das IOC die Absage der Spiele für das laufende Jahr, wenig später wurde als neuer Termin der Juli 2021 genannt.

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Bei SPORT1 verrät Deutschlands Sportler des Jahres 2019, warum er erleichtert war, als er von der Absage erfuhr.

Außerdem schildert Kaul, der im vergangenen Jahr sensationell die Goldmedaille im WM-Zehnkampf gewonnen hatte, wie er derzeit im Training improvisiert und warum er die Sonderrolle des Fußballs in der Coronakrise nachvollziehen kann.

SPORT1: Herr Kaul, Sie waren vor einiger Zeit in Quarantäne. Was war da los?

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Niklas Kaul: Meine Freundin (Siebenkämpferin Mareike Rösing, d.R.) war krank, nachdem sie aus Südafrika zurückkam. Ich hatte ebenfalls für ein, zwei Tage leichte Grippesymptome. Wir haben uns daraufhin auf das Coronavirus testen lassen und waren beide negativ. Wir haben aber trotzdem gesagt, wir begeben uns für zwei Wochen in Quarantäne, um in dieser Zeit niemanden mit Influenza oder Ähnlichem anzustecken. Das ist jetzt aber auch schon wieder zweieinhalb Wochen her - und jetzt geht es mir gut, ich bin gesund.

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SPORT1: Kurz bevor Sie in Quarantäne gingen, wurden die Spiele in Tokio wegen des Coronavirus abgesagt. Hat Sie das zu dem Zeitpunkt noch überrascht?

Kaul: Dass die Olympischen Spiele verschoben wurden, war für mich nicht mehr überraschend. Allerdings fand ich den frühen Zeitpunkt der Absage erstaunlich. Am Ende war ich mit der Entscheidung sehr glücklich. Davor war es viel schwieriger, weil man die ganze Zeit gedacht hat, man müsse viel mehr trainieren, als man gerade kann. Das war anstrengender, als dann am Ende die Olympiaabsage hinzunehmen. Ich denke auch, dass mir das eine Jahr mehr eher hilft, als dass es mich in irgendeiner Weise schlechter macht. Natürlich muss man schauen, dass man einigermaßen verletzungsfrei durchkommt.

"Erleichtert, dass wir 2020 keine Olympischen Spiele haben"

SPORT1: Haben Sie die Befürchtung, dass es ein größeres Dopingproblem durch fehlende Tests in Coronazeiten geben könnte? 

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Kaul: Das war ein Punkt, der mir im Bezug auf Olympia Sorgen gemacht hat. Das Testsystem kann derzeit leider nicht mehr so lückenlos funktionieren. Wenn Olympia dieses Jahr stattgefunden hätte, wie sauber wären dann die Spiele geworden? Deswegen bin erstmal erleichtert, dass wir 2020 keine Olympischen Spiele haben – sondern nächstes Jahr, wenn das Testsystem hoffentlich wieder funktioniert. Ich hoffe, dass es so fair zugeht, wie es nur eben geht.

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SPORT1: Wegen der Restriktionen müssen Sie derzeit improvisieren. Wie sieht Ihr Training in Corona-Zeiten aus?

Kaul: Ich laufe momentan relativ viel im Feld und hampele auf irgendwelchen Feldwegen herum. Dann mache ich Stabilisations-Training im Hof und Krafttraining bei meinen Eltern. Insgesamt ist es viel allgemeine Athletik - das ist momentan mein Trainingsalltag. Gerade fühle ich mich wie sonst im September, wenn man wieder anfängt mit der Vorbereitung auf die Saison.

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SPORT1: Wie sieht es mit den technischen Disziplinen aus?

Kaul: Diskuswerfen auf dem Feld funktioniert. Speer dagegen nicht, weil man ihn nicht stemmen kann, wenn man keine Tartanbahn hat. Aber Diskus und Kugel habe ich schon ein paar Mal gemacht. Man muss eben das Beste aus den Gegebenheiten machen. Stabhochsprung ist dagegen schwierig. Bis zur Lattenüberquerung ist noch alles gut – aber wenn man sich Gedanken über die Landung machen müsste, wird’s schmerzhaft (lacht).

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SPORT1: Ist absehbar, wann Sie die Trainingsanlagen wieder nutzen können?

Kaul: In anderen Bundesländern haben die Olympiastützpunkte teilweise schon wieder geöffnet, wie beispielsweise in Hannover, Leverkusen oder Chemnitz. In Rheinland-Pfalz ist dies noch nicht der Fall und auch nach Frankfurt kann ich nicht fahren, weil es auch in Hessen noch geschlossen ist. Ich hoffe natürlich, dass es demnächst auch bei uns losgeht.

"Der Fußball hat eine Sonderrolle im deutschen Sport"

SPORT1: Was glauben sie, wird es in diesem Sommer noch Leichtathletik-Wettkämpfe geben?

Kaul: Darüber mache ich mir aktuell wenig Gedanken. Stand jetzt gehe ich davon aus, dass in naher Zukunft keine Wettkämpfe stattfinden werden. Wenn es der Fall sein sollte, würde ich mich darüber natürlich freuen. Ich hoffe, dass wir gegen Ende des Sommers wieder Wettkämpfe ohne Gefahr austragen können. Oder gegebenenfalls eine vorgezogene Hallensaison bekommen, was mit Blick auf Olympia wahrscheinlich das Allerschlaueste wäre.

SPORT1: Die Fußball-Bundesliga drängt - im Gegensatz zu den meisten anderen Sportarten - vehement auf einen schnellen Wiederbeginn. Haben Sie das Gefühl, dass der Fußball wieder eine Sonderrolle einfordert?

Kaul: Er hat ja einfach eine Sonderrolle im deutschen Sport. Im Fußball haben wir das Problem, dass ein ganzer Haufen Geld dahintersteckt, vor allem die TV-Gelder. Es geht bei vielen Klubs auch ums Überleben. Deswegen kann ich durchaus nachvollziehen, dass man versucht, auf Teufel komm raus wieder spielen zu dürfen. Es geht da auch um Existenzen. Man muss abwägen, ob es aus gesundheitlicher Sicht sinnvoll und tragbar ist. Und wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, kann ich verstehen, warum sie so schnell wie möglich wieder anfangen wollen. Es geht um viele Vereine mit vielen Mitarbeitern, die am Rande des Bankrotts stehen, das muss man ganz klar sagen. 

SPORT1: Im Fußball wird es wohl demnächst Geisterspiele geben. Sind Wettkämpfe ohne Zuschauer auch für die Leichtathletik eine Alternative?

Kaul: Wahrscheinlich muss man sich mit diesem Gedanken anfreunden. Ich fände das schade, denn die Leichtathletik lebt – gerade bei großen Wettkämpfen – auch von der Stimmung im Stadion. Wenn es anders keinen Sinn macht, müssen wir das aber akzeptieren.