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Alberto Salazar verschickt brisante E-Mail an Lance Armstrong und Nike

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Alberto Salazar verschickt brisante E-Mail an Lance Armstrong und Nike

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Brisante Mail von Klosterhalfen-Boss

Klosterhalfen-Chef Salazar verschickt vor einigen Jahren eine brisante E-Mail an Lance Armstrong und die Nike-Bosse. Sie verrät viel über die Praktiken des NOP.
Alberto Salazar (l.) empfahl Lance Armstrong ein spezielles Dopingmittel
Alberto Salazar (l.) empfahl Lance Armstrong ein spezielles Dopingmittel
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von Patrick Hauser

Als Alberto Salazar am 1. Dezember 2011 eine E-Mail verfasste, war er sich der Konsequenzen seines Handelns vollauf bewusst - und drückte trotzdem auf "Senden".

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Der Adressat war Lance Armstrong, siebenmaliger Sieger der Tour de France und angehender Profi-Triathlet.

Der Inhalt der Mail: "Lance, ruf mich so schnell wie möglich an! Wir haben es getestet, und es ist unglaublich! Du bist der einzige Athlet neben Galen Rupp (Marathonläufer, Athlet des Nike Oregon Projects, Anm.d.Red.), dem ich die echten Zahlen mitteilen werde. Alles völlig legal und natürlich. Du wirst den Ironman ungefähr 16 Minuten schneller laufen, wenn du das nimmst. Alberto."

CHICAGO, IL - OCTOBER 07: Galen Rupp of United States reacts following the 2018 Bank of America Chicago Marathon on October 7, 2018 in Chicago, Illinois. Rupp finished fifth in 2:06:21. (Photo by Andrew Weber/Getty Images)
Galen Rupp setzte sich über 10.000 Meter durch
Suguru Osako of Japan reacts after finishing third in the Chicago Marathon in Chicago, on October 7, 2018. - British athletics star Mo Farah won the Chicago Marathon men's title on Sunday in an unofficial time of 2hr 5min 11sec, shattering a European record with a spectacular finishing surge. The world and Olympic 5,000 and 10,000-meter champion became the first British man to capture the event since Paul Evans in 1996.The 35-year-old Somalia-born Briton claimed the biggest victory since he turned his attention to the distance a year ago to defeat Ethiopia's Mosinet Geremew by 13 seconds with Japan's Suguru Osako third in 2:05:50. (Photo by JIM YOUNG / AFP) / The erroneous mention appearing in the metadata of this photo by JIM YOUNG has been modified in AFP systems in the following manner: [Suguru Osako of Japan] instead of [Suguru Osaka of Japan]. Please immediately remove the erroneous mention from all your online services and delete it from your servers. If you have been authorized by AFP to distribute it to third parties, please ensure that the same actions are carried out by them. Failure to promptly comply with these instructions will entail liability on your part for any continued or post notification usage. Therefore we thank you very much for all your attention and prompt action. We are sorry for the inconvenience this notification may cause and remain at your disposal for any further information you may require.        (Photo credit should read JIM YOUNG/AFP/Getty Images)
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Die Athleten des Nike Oregon Projects

Armstrong bereitete sich zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit Salazar, Leiter des berühmt-berüchtigten Nike Oregon Projects (NOP), und Sponsor Nike auf seine Zweitkarriere als Triathlet vor, wenige Monate später gewann er den Ironman 70.3 Florida sowie ein Rennen auf Hawaii.

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Klarer Verstoß gegen Anti-Doping-Regeln

Ob er den Erfolg durch die Einnahme des von Salazar empfohlenen Mittels erreicht hat, ist unklar. Nicht jedoch die Existenz dieser und einer weiteren E-Mail an Armstrong, die die Süddeutsche Zeitung nun ans Licht bringt.

"Bei meinem Assistenten Steve benutzte der Arzt einen Ein-Liter-Kochsalzbeutel mit einer L-Carnitin- und Dextrose-Lösung, dadurch stieg sein Insulinspiegel an, und das L-Carnitin zog in die Muskeln ein", beschrieb Salazar die Wirkung des Mittels an Armstrong.

L-Carnitin ist ein Fettverbrenner, der Fett in Energie verwandelt, Infusionen von bis zu 50 Milliliter sind erlaubt. Bei Assistenzcoach Steve Magness führte der Arzt aber einen ganzen Liter ein, die Prozedur soll etwa fünf Stunden gedauert haben - und widerspricht angesichts der enormen Menge des Mittels natürlich den Anti-Doping-Regeln.

Nike-Bosse erhielten brisante E-Mail

Dass Salazar diese Betrugskultur auch im Leichtathletik-Projekt NOP etabliert hat, liegt nahe - auch wenn Athleten wie beispielsweise Konstanze Klosterhalfen betonen, in dem Projekt nur mit ihrem eigenen Trainer zusammenzuarbeiten und nichts mit dem seit einer Woche gesperrten Salazar zu tun gehabt zu haben.

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Vielmehr sei der frühere Marathon-Sieger in Boston und New York laut Klosterhalfen "super-lieb und lustig", er lockere stets die Stimmung der Athleten auf.

Die Fahnder der US-amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA dürfen sich dazu nicht äußern, wohl aber ein Beteiligter aus dessen Umfeld. "Alles deutet darauf hin, dass es nur diese eine Kultur gab - die von Alberto", meint er.

Schockierend sind auch die weiteren Empfänger der zweiten Mail, die Salazar 2011 an Armstrong schickte: Mark Parker und Tom Clarke, ihres Zeichens Vorstandschef und Innovations-Chef von Nike. Die Bosse des Sportartikel-Giganten wussten also von den Praktiken Salazars, handelten aber nicht und ließen ihn gewähren.

Alberto Salazar hat das Nike Oregon Project geleitet
WM-Bilanz des Nike Oregon Projects mit Klosterhalfen, Brazier und Hassan
USA's Donovan Brazier (R) embraces Kenya's Ferguson Rotich after winning the Men's 800m during the IAAF Diamond League competition on June 6, 2019 at the Olympic stadium in Rome. (Photo by Filippo MONTEFORTE / AFP)        (Photo credit should read FILIPPO MONTEFORTE/AFP/Getty Images)
USA's Donovan Brazier waits for the photo finish after competing in the Men's 800m during the IAAF Diamond League competition on June 6, 2019 at the Olympic stadium in Rome. (Photo by Filippo MONTEFORTE / AFP)        (Photo credit should read FILIPPO MONTEFORTE/AFP/Getty Images)
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Medaillenregen! So steigerten sich die Athleten des Salazar-Projekts

Schlimmer noch: Der Konzern soll laut einer Quelle fünf bis zehn Millionen Dollar für Anwaltskosten ausgegeben haben, um Salazar und dessen Partner Jeffrey Brown zu schützen.

"Anrüchige Experimente und Fehldiagnosen"

"Wir wurden auf Schritt und Tritt blockiert", sagte USADA-Chef Travis Tygart im Hinblick auf die insgesamt vier Jahre dauernden Ermittlungen.

Ebenso seltsam ist, dass der 61-Jährige Salazar bei seinen Söhnen Testosteron-Gel testete, um im Urin zu ermitteln, welche Menge unter der Doping-Nachweisschwelle liegt. Nike akzeptierte die Erklärung des Trainers, dass dies lediglich Schutzmaßnahmen gewesen seien für den Fall, dass jemand seinen Athleten in böser Absicht mit Testosteronsalbe einschmieren würde.

Dass ein solcher Fall bei den am besten gesteuerten Athleten der Welt mehr als unwahrscheinlich ist, schien Nike nicht zu interessieren.

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Die Kultur des NOP soll laut SZ "anrüchige Experimente, gezielte Fehldiagnosen, Aktenfälschung und vieles andere" beinhalten, um zumindest die Grenzen des Legalen auszureizen. So wurde reihenweise NOP-Athleten die Unterfunktion der Schilddrüse attestiert, um entsprechende Hormone einzusetzen, die den Testosteron-Spiegel erhöhen.

Salazar von USADA gesperrt

US-Läuferin Kara Goucher gab an, wegen der Rolle von Arzt und Salazar-Partner Brown besorgt zu sein, "weil jeder im Team eine Schilddrüsenunterfunktion hatte."

Kollegin Lindsay Allen-Horn meinte, dass das NOP ein Schilddrüsenproblem habe. Als Salazar sie deswegen zu Brown schickte, wurde ihr ebenfalls ein Hormon für die Schilddrüse verabreicht.

Obwohl er seit 2011 nicht mehr als Profi im Sattel sitzt, bestimmt Lance Armstrong die Schlagzeilen seines Sports. Der schon immer hoch umstrittene, ehemalige Radsport-Superstar soll bei der Aufzeichnung der Show von US-Talkerin Oprah Winfrey ein Doping-Geständnis abgelegt haben
Bisher hatte der 41-Jährige stets die Einnahme verbotener Substanzen bestritten, wurde aber von der Anti-Doping-Agentur USADA dank zahlreicher Zeugenaussagen, darunter Ex-Kollegen wie Floyd Landis, Tyler Hamilon oder George Hincapie, sowie Indizien-Beweise überführt
Die Konsequenz: Der Rad-Weltverband musste all seine Ergebnisse seit August 1998 annulieren, darunter die sieben Siege bei der Tour de France zwischen 1999 - 2005. Der einstige "Tourminator" steht als einer der größten Betrüger des Profisports da
Armstrongs Profikarriere mit ihren vielen spektakulären Höhenpunkten war immer von Doping-Gerüchten begleitet. SPORT1 zeichnet wichtige Stationen nach
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Lance Armstrongs Karriere

Der Kubaner und auch Arzt Brown wurden am vergangenen Montag für vier Jahre gesperrt. Salazar habe mit Testosteron gehandelt, Dopingkontrollen manipuliert und das unerlaubte Zuführen von L-Carnitin verantwortet, heißt es im Schreiben der Behörde. Salazar weist alle Vorwürfe zurück, er will das Urteil anfechten.

Rolle Salazars bei Klosterhalfen unklar

Ob auch die Athleten des Oregon-Projects - darunter so bekannte und erfolgreiche wie Mo Farah, Sifan Hassan oder Klosterhalfen - mit den Praktiken des Trainers in Kontakt kamen, ist unbekannt. USADA-Chef Tygart hat eine klare Meinung: "Schon unseren Kindern trichtern wir ein, dass sie über die Leute definiert werden, mit denen sie sich abgeben!"

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Salazar, der das Nike-Projekt seit 2001 leitete, ist mittlerweile ebenso überführt wie Armstrong. Der wurde einige Monate nach der brisanten Mail des Trainers wegen Dopings lebenslang gesperrt, seine Erfolge auf dem Rad wurden aberkannt. Auch die Triathlon-Karriere war beendet, bevor sie richtig begonnen hatte.

Geblieben ist ihm der Streckenrekord in Florida. Wäre Armstrong damals 16 Minuten langsamer gewesen, hätte er weder diesen noch den Sieg auch nur erträumen können.