Der Vater des neuen 100-Meter-Weltmeisters Justin Gatlin hat mit deutlichen Worten die Pfiffe und Buhrufe des Londoner Publikums gegen seinen Sohn kritisiert.
Gatlins Vater wettert: "Respektlos"
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"Dass die Fans buhen, ist respektlos gegenüber dem Sport", wetterte Willie Gatlin: "Der Sport war schon immer da und wird noch da sein, wenn er weg ist. Er hat eine Erinnerung geschaffen, die noch lange Zeit in den Köpfen der Leute sein wird."
Denkwürdiges 100-m-Finale bei WM in London
Tatsächlich war das Ergebnis des 100-Meter-Finales von London ein denkwürdiges: zum einen, weil Superstar Usain Bolt in seinem letzten großen Rennen bezwungen wurde - zum anderen, weil Sieger Gatlin in seiner Karriere schon zwei Mal des Dopings überführt wurde.
2001 war Gatlin mit Amphetaminen erwischt worden, 2006 wurde er positiv auf Testosteron getestet. Die drohende lebenslange Sperre wendete der US-Amerikaner durch eine Kooperation mit den Behörden ab, die folgende Sperre von acht Jahren wurde nachträglich auf vier Jahre reduziert.
"Er hat seine Strafe abgesessen und mit ganzem Herzen alles getan, was er konnte", sagte Gatlin senior über das Comeback seines Sohnes und ergänzte lapidar: "Ich glaube nicht, dass er etwas bereut. Er hat seine Lektion gelernt."
Inzwischen versuche der 35-Jährige aufstrebenden Talenten zu helfen, "gute, saubere Athleten zu werden. Er versucht ihnen einen guten Charakter zu vermitteln und sie zu fairen Sportlern zu erziehen."
Doch nicht nur das Publikum, auch IAAF-Präsident Sebastian Coe war von Gatlins Triumph in der Königsdisziplin der Sprinter nicht unbedingt begeistert.
"Ich kann hier nicht sitzen und Lobeshymnen auf jemanden singen, der in unserem Sport zweimal gesperrt wurde, aber trotzdem einen der prestigeträchtigsten Titel gewinnt", sagte der Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes bei der BBC.
Usain Bolt verteidigt Justin Gatlin
Gatlin war nach seinem Sieg im Olympiastadion von 2012 von den Fans gnadenlos ausgepfiffen worden, während Bronzemedaillengewinner Bolt frenetisch gefeiert wurde.
Ausgerechnet Bolt, der als Einziger der zehn besten 100-Meter-Läufer aller Zeiten noch keine Doping-Vergangenheit hat, verteidigte seinen Rivalen: "Ich denke, ich habe gegen einen großartigen Wettkämpfer verloren. Er hat hart gearbeitet, und er ist einer der besten Konkurrenten, gegen die ich je gelaufen bin."
Gatlin berichtete zudem, Bolt habe ihm gesagt, dass er es "nicht verdient habe, so behandelt zu werden".