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Der tragische Absturz einer WWE-Legende

Als British Bulldog war ein Gesicht des deutschen WWE-Booms in den Neunzigern. Der früh verstorbene Davey Boy Smith zahlte für seinen Ruhm jedoch einen hohen Preis.
"The British Bulldog" Davey Boy Smith auf seinem WWE-Höhepunkt 1992
"The British Bulldog" Davey Boy Smith auf seinem WWE-Höhepunkt 1992
© WWE
mhoffmann
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Gold ging natürlich erstmal an Hulk Hogan. Silber an Bret „The Hitman“ Hart. Dann aber kam schon er.

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David „Davey Boy“ Smith, besser bekannt als „The British Bulldog“ war auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als der WWE-Boom im Jahr 1992 aus den USA nach Deutschland schwappte.

Glitzernde Großbritannien-Flagge, Zöpfe mit ebenfalls in den Nationalfarben gehaltenen Perlen und der Klassiker „Rule Britannia“ als Theme waren damals die Markenzeichen des dauerlächelnden 118-Kilo-Manns, der einer der größten Stars der damaligen WWF war - und in seiner Heimat bis heute der wohl beliebteste Wrestler überhaupt ist.

Seine Popularität hierzulande belegte damals der Gewinn des bronzenen Bravo-Ottos, des seinerzeit kurz auch an Showkämpfer vergebenen Publikumspreis der größten deutschen Jugendzeitschrift.

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Vor allem Smiths herausragendes Match gegen Schwager Bret Hart beim SummerSlam 1992 vor fast 80.000 Fans im Londoner Wembley-Stadion ist Legende - weniger bekannt sind allerdings die vielen dunklen Schatten, die auf der Karriere des heute vor 20 Jahren mit nur 39 Jahren verstorbenen Bulldog lagen.

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WWE feuerte den British Bulldog kurz nach seinem größten Match

Schon das Bravo-Otto-Jahr 1992 wurde von einem Skandal überlagert: Drei Monate nach seinem größten Match beim SummerSlam wurde er von der WWF vor die Tür gesetzt: Sein ebenfalls gefeuerter, 2014 verstorbener Kollege The Ultimate Warrior hatte Wachstumshormone in England erworben, Smith hatte - wie er selbst einräumte - den Kontakt hergestellt.

Die WWF stand damals im Mittelpunkt eines großen Steroid-Skandals, im Jahr zuvor war der Urologe George Zahorian verurteilt worden, die illegalen Substanzen an Hogan und andere Wrestler verkauft zu haben. Ligachef Vince McMahon (selbst 1994 vom Vorwurf freigesprochen, den Steroidkonsum seiner Stars befördert zu haben) griff unter dem gewachsenen öffentlichen Druck gegen Smith und den Warrior durch.

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Auch Smiths Ableben (Todesursache: Herzinfarkt) wurde im offiziellen Autopsiebericht mit Steroidmissbrauch in Verbindung gebracht. Smith war zu Beginn seiner Karriere schmächtig, dann aber bis zu seinem Tod ein Muskelberg. Geschockt über Smiths frühen Tod sollen damals nur diejenigen gewesen sein, die ihm nicht nahe standen. Er hatte Suchtprobleme, die in seinen letzten Lebensjahren immer schlimmer geworden sein sollen.

"Er hatte enorme Rückenschmerzen, seit den achtziger Jahren", erzählte Brets Bruder Ross Hart damals dem Wrestling Observer: "Er durchlitt Höllenqualen, ging bei Rückenspezialisten ein und aus. Er lebte lange Zeit mit Schmerzen und kam nicht von den Schmerzmitteln herunter."

Smith zahlte einen hohen Preis für seine Sehnsucht nach Ruhm in einem Geschäft, das früher eine noch aberwitzigere Tortur als heute war.

Dynamite Kid wurde vom Partner zum Feind

Bevor Smith in der WWF als Einzelwrestler weltberühmt wurde, war er ein Jungstar in seiner Heimat, in Japan und in Kanada. Smith - der durch eine verblüffende Mischung aus Kraft und Technik glänzte - trat dort für die Promotion STAMPEDE an, die Liga der Hart-Familie um den legendären Patriarchen Stu Hart. Smith heiratete in die Familie ein, als er 1984 Brets Schwester Diana ehelichte.

Zusammen mit seinem Cousin Tom Billington alias Dynamite Kid bildete Smith das vielleicht beste Ringduo seiner Zeit. Als "British Bulldogs" prägten sie auch in der WWF eine goldene Ära des Tag-Team-Wrestling, ehe sie die Liga 1988 im Streit verließen.

Davey Boy Smith und Dynamite Kid bildeten bei WWE die British Bulldogs
Davey Boy Smith und Dynamite Kid bildeten bei WWE die British Bulldogs

Die Partnerschaft endete dann 1990 in einem giftigen Zerwürfnis, als Smith gegen Billingtons Willen zur WWF zurückkehrte. Der nach seiner Karriere im Rollstuhl gelandete und Ende 2018 verstorbene Dynamite Kid sorgte 1999 für Aufsehen mit einer umfassenden Drogenbeichte in seiner Autobiografie "Pure Dynamite" - in der er Ex-Partner Smith vernichtend porträtierte.

Legendäre Matches mit Bret und Owen Hart

Obwohl Kritiker finden, dass Smiths beste Zeit im Ring nach der Trennung der Bulldogs schon vorbei war - der damals noch heftigere Tourplan der Wrestler hatte schon für spürbaren Raubbau gesorgt: Erst als Einzelwrestler bei der WWF erlebte er seinen absoluten Durchbruch.

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Smiths Popularität in Europa war Gold wert für die WWF, die nach dem abflauenden Hogan-Boom in den USA mehr und mehr die internationalen Märkte ins Visier nahm. Wegen Smith wurde der SummerSlam 1992 von Washington nach London verlegt, sein gewonnener Hauptkampf gegen Intercontinental Champion Bret Hart sorgte für einen Zuschauer- und Merchandise-Rekord. Hart berichtete übrigens später, Smith sei bei dem Match "mit Drogen vollgepumpt" gewesen.

Nach seiner Entlassung kam Smith bei der Konkurrenzliga WCW unter, nach seinem WWF-Comeback 1994 war er immer noch ein populärer Zuarbeiter der ganz großen Stars, als Titel-Herausforderer von Bret Hart, Kevin "Diesel" Nash und Shawn Michaels, als Partner von Lex Luger und Owen Hart und als Mitglied der legendären und vom Schicksal schwer gebeutelten Hart Foundation.

Bret Hart (M.) ist nach den Toden von Owen Hart, Brian Pillman, Jim Neidhart und dem British Bulldog (v.l.) letztes lebendes Mitglied der Hart Foundation
Bret Hart (M.) ist nach den Toden von Owen Hart, Brian Pillman, Jim Neidhart und dem British Bulldog (v.l.) letztes lebendes Mitglied der Hart Foundation

Nicht nur aus deutscher Sicht als Highlight hervorzuheben: sein technisch geniales Match gegen Owen Hart bei einer in Berlin aufgezeichneten RAW-Ausgabe 1996, in dem der Bulldog den de facto für ihn eingeführten European Title gewann.

Der Stern des Bulldog sank 1997, als er aus Ärger über den berüchtigten „Montreal Screwjob“ zusammen mit Schwager Bret die WWF verließ und wieder zu WCW ging: Dort war er - ebenso bei seiner WWF-Rückkehr 1999 - nur noch ein Schatten seiner selbst.

Sucht, Streit und Schicksalsschläge

Körperliche Probleme und Sucht gerieten außer Kontrolle, unter anderem auch dadurch, dass er in einem Match 1998 versehentlich mit dem Rücken auf einer versteckten Falltür im Ring landete, durch die später der Ultimate Warrior für einen Überraschungsauftritt steigen sollte.

Private Schwierigkeiten kamen hinzu: Er verlor binnen kurzer Zeit seine Mutter und seine krebskranke Schwester, seine Ehe ging in die Brüche, zuletzt war er mit der Frau seines Schwagers Bruce Hart zusammen - was die Risse in der vor allem durch Owen Harts Unfalltod 1999 schwer zerstrittenen Hart-Familie weiter vertiefte.

Bis zuletzt war er dennoch sicher, dass ihm ein erfolgreiches Comeback gelingen würde. "Mein Körper ist zu hundert Prozent auf der Höhe, es ist nur eine Frage der Zeit, glaube ich", sagte er in seinem letzten Interview, telefonisch geführt während eines Urlaubsausflugs ins kanadische Invermere.

Wenige Stunden später, am 18. Mai 2002, hörte Smiths Herz auf zu schlagen. Seine zerstrittenen Hinterbliebenen veranstalteten zwei getrennte Beerdigungen (Schwager Bret war auf beiden).

Sohn Harry wurde zu Davey Boy Smith Jr.

Noch kurz bevor Smith starb, stand er in einigen Independent-Matches mit Sohn Harry im Ring, der sich vom Schicksal seines Vaters nicht abhalten ließ, selbst eine Karriere im Wrestling-Geschäft zu verfolgen.

"Mein Vater hat Fehler gemacht. Ich habe aus ihnen gelernt", erklärte er in diversen Interviews, in denen er seinen 2020 in die WWE Hall of Fame berufenen Vater trotz allem als liebe- und humorvollen Mentor beschrieb.

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Zwischen 2006 und 2011 war Harry als DH (David Hart) Smith bei WWE aktiv, reichte dort aber nicht an die Popularität seines Vaters heran, auch ein geplantes Comeback 2021 endete mit einer vorzeitigen Entlassung.

Erfolgreicher war der 1985 geborene Spross als Davey Boy Smith Jr. in Japan, 2015 kaufte er auch die Rechte am „British-Bulldog“-Spitznamen, mit dem er seitdem antritt.

So fehlerhaft der Mensch Davey Boy Smith war - der von ihm verkörperte Mythos des Bulldog ist in der Wrestling-Welt überlebensgroß.