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Boxen: Anthony Joshua bei Ruiz-Fight ins Lebensgefahr gebracht?

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Boxen: Anthony Joshua bei Ruiz-Fight ins Lebensgefahr gebracht?

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War Joshua in Lebensgefahr?

Der Trainer von Anthony Joshua legt nahe, im Kampf gegen Ruiz eine Gehirnerschütterung bemerkt und nichts unternommen zu haben. Experten sind entsetzt.
Anthony Joshua musste gegen Andy Ruiz eine überraschende Niederlage einstecken. Der Titelverteidiger gibt sich nach dem verlorenen Showdown dennoch kämpferisch.
mhoffmann
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Hat der entthronte Box-Weltmeister Anthony Joshua bei der Sensations-Niederlage gegen Andy Ruiz seine Gesundheit, sogar sein Leben in Gefahr gebracht? Heikle Äußerungen seines Trainers Robert McCracken haben in England Medizin-Experten aufgeschreckt.

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Heikle Aussage von Trainer Robert McCracken

In einem Interview mit der BBC hinterließ McCracken vergangene Woche den Eindruck, dass sein britischer Schützling schon mehrere Runden vor dem Kampfabbruch eine Gehirnerschütterung erlitten und er nichts dagegen unternommen hätte.

Anthony Joshua v Andy Ruiz Jr.
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"I knew he was concussed", sagte McCracken wörtlich in Bezug auf die Niederschläge gegen Joshua in der dritten Runde - er habe aber "versucht, ihn durch noch ein paar weitere Runden zu bringen". Der Ringrichter brach den Kampf schließlich in der siebten Runde ab und entschied auf technischen K.o. zugunsten des krassen Außenseiters Andy Ruiz.

"Concuss" ist der englische Ausdruck für "erschüttern", der Ausdruck "to be concussed" ist dort ein geflügeltes Wort, das gleichbedeutend mit "eine Gehirnerschütterung haben" verwendet wird.

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Experte spricht von Spiel mit dem Leben

Welche schwerwiegenden Folgen die Fortsetzung von Kontaktsport nach einer Gehirnerschütterung haben kann, ist spätestens nach der "Concussion Crisis" in der NFL bekannt - vor diesem Hintergrund sorgte McCrackens Kommentar für entsetzte Reaktionen.

"Trainer haben eine Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Boxern", erklärte Luke Griggs von der Organisation Headway, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Bewusstsein für Gehirnverletzungen zu schärfen: "Es erscheint klar, dass es die einzige Priorität von Joshuas Trainer war, diesen Kampf zu gewinnen, statt ihn vor einer potenziell tödlichen Verletzung zu schützen."

McCracken - selbst ehemaliger britischer Meister im Halbmittelgewicht - antwortete, dass es sich um ein schlichtes Missverständnis gehandelt hätte: "Ich bin kein Arzt und habe vielleicht nicht das richtige Wort benutzt. Die Gesundheit aller Boxer, mit denen ich arbeite, hat für mich höchste Wichtigkeit und ich habe meine Erfahrung und mein Urteilsvermögen immer in ihrem Sinne eingesetzt." Der britische Box-Verband BBBofC sprang McCracken zur Seite und stützte seine Verteidigung.

Robert McCracken trainierte früher neben Anthony Joshua auch Carl Froch
Robert McCracken trainierte früher neben Anthony Joshua auch Carl Froch

Auch Joshua spricht von Gehirnerschütterung

Im Profi-Boxen gibt es kein standardisiertes "Concussion Protocol", es liegt im Ermessen von Ringrichter und Betreuern, die Boxer vor sich selbst zu schützen. Ist das in Joshuas Fall wirklich rechtzeitig geschehen?

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Joshua selbst weckt daran ebenfalls Zweifel. In einem Interview mit dem englischen Guardian, das kurz vor dem Gespräch mit McCracken geführt wurde, drückte auch er das Gefühl aus, schon in der dritten Runde des WM-Duells im New Yorker Madison Square Garden eine Gehirnerschütterung erlitten zu haben.

"Wenn sie es Gehirnerschütterung nennen wollen, dieser Schlag hat mir eine gegeben", sagte er: "Sie nennen es definitiv Gehirnerschütterung. Aber ich glaube, das ist ein schwacher Begriff. Man muss stärker sein. Man muss sich durch eine Gehirnerschütterung kämpfen, wenn man kann."

Hat das Boxen nichts aus der "Concussion Crisis" gelernt?

Genau vor dieser Einstellung warnen die medizinischen Fachleute jedoch: Derartige Kopfverletzungen werden gerade dann richtig gefährlich, wenn auf eine schon bestehende Erschütterung eine weitere folgt.

"Das größte Risiko einer besonders schweren oder gar tödlichen Gehirnverletzung besteht, wenn das Gehirn schon beschädigt ist und eine Erschütterung schon erlitten ist", führte Griggs in der Sun aus: "Man muss sich fragen, wie viele Todesfälle im Ring schon von dieser Siegen-um-jeden-Preis-Mentalität verursacht worden sind."

Nach Ansicht von Griggs liegt im Boxen generell noch zu vieles im Argen. "Der Ringrichter soll dort de facto eine Schnelldiagnose machen, vor Zuschauern, in zu kurzer Zeit und ohne dafür qualifiziert zu sein“, sagt Griggs: "Die Gehirnerschütterungs-Protokolle im Boxen sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind."

Joshua bekam nach dem Kampf eine bei K.o.-Niederlagen übliche Schutzsperre der Athletik-Kommission in New York. Am 7. Dezember soll im saudi-arabischen Diriyya der Rückkampf um die Titel der Verbände WBA, IBF, WBO und IBO steigen.