So frustriert, wie Paulo Dybala dreinblickte, konnte er einem beinahe leid tun.
Dybala-Rätsel: "Allegri tötet ihn"
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Der Juve-Star war mit so großen Hoffnungen zur Nationalmannschaft gereist. Es sollte sein Neuanfang werden.
Vergessen machen wollte er Argentiniens WM-Schmach. Endlich heraustreten aus dem Schatten Lionel Messis. Und dann das.
In der Nacht zum Samstag spielte Argentinien gegen Guatemala, gewann 3:0. Soweit alles gut. Nur: Dybala durfte nicht mitmachen.
Dybala nicht mal unter sechs Jokern
Der Angreifer saß 90 Minuten auf der Bank. Nicht mal bei einer der sechs Auswechslungen wurde er berücksichtigt. Sein tristes Dasein in der Albiceleste ging unvermindert weiter.
Dybala zählt zu der Sorte Weltstars, die im Nationalteam personae non gratae sind.
Schon in Russland - Argentinien hatte sich immerhin ins Achtelfinale gemogelt - ließ ihn Coach Jorge Sampaoli nur 22 Minuten ran. Dabei war der Trainer zu diesem Zeitpunkt auch nur noch eine Marionette.
Ab einem gewissen Zeitpunkt gingen die Personalentscheidungen nur noch über Messi. Sampaoli wurde während des laufenden Turniers entmachtet, war fortan nur noch geduldet - und Dybala fiel bei der Auswahl hinten rüber.
In seiner Heimat muss sich der 24-Jährige seit Jahren anhören, seine Spielweise sei der von Messi zu ähnlich. Deshalb sei für ihn bei den Gauchos kein Platz. Das ist die eine Lesart seines Dilemmas bei der Nationalmannschaft.
Die andere Interpretation seines Reservistendaseins ist in Argentinien mindestens so populär. Sie klingt ungefähr so: Messi duldet keine weitere Superstars neben sich. Und je mehr Dybala bei Juventus in Italien zum Star wurde, desto häufiger war er bei der Nationalmannschaft nur zweite Wahl.
Im Schatten von Messi ausgebremst
Ein möglicher Rivale des Nationalhelden wurde systematisch ausgebremst.
Nun durfte Dybala bislang darauf hoffen, Messis Platz im Nationalteam einzunehmen, als sich abzeichnete, dass sich der Barca-Star nach der WM-Pleite aus dem Nationalteam zurückziehen würde.
Er hatte in Italien nach Belieben getroffen, die Tifosi feierten ihn. Zu Beginn dieser Saison war dann plötzlich alles anders.
Gegen Lazio Rom durfte Dybala gar nicht ran. Gegen Parma wechselte ihn Trainer Massimiliano Allegri lediglich zehn Minuten als Joker an.
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Ex-Juventus-Trainer kritisiert Allegri
Der Coach erntete deshalb harsche Kritik. "Er tötet Dybala momentan, indem er ihn auf der Bank lässt", sagte Luigi Maifredi, in der Saison 1990/91 selbst Trainer von Juventus, dem französischen Radiosender RMC.
Allegri hatte zuvor Dybalas Fitness kritisiert: Er müsse seine "körperliche Form noch verbessern", monierte er - und stellte stattdessen Cristiano Ronaldo, Mario Mandzukic und Federico Bernardeschi auf.
Dybala war plötzlich nicht mal mehr im eigenen Verein erste Wahl.
Dabei schien sein Weg doch vorgezeichnet. Als er Barca vergangenes Jahr im Viertelfinale der Champions League fast im Alleingang ausschaltete, feierte ihn die Gazzetta dello Sport als "Marsmenschen". Halb Europa war hinter ihm her.
Dybala auf einer Ebene mit Messi und Ronaldo?
Real Madrid, Barca selbst, der FC Liverpool: alle wollten ihn. Juve blieb standhaft. Im Wissen, dass dieser Paulo Dybala es mit den ganz Großen aufnehmen kann.
Schon 2016 hatte Allegri über seinen Star gesagt: "In zwei Jahren könnte er an der Spitze sein, knapp hinter Messi und Ronaldo." Ein Zitat, das Dybala seitdem verfolgt.
Nach der Gala gegen Barca hatte ihn der Corriere dello Sport als kommenden Weltfußballer vorgeschlagen. "Jetzt ist er dran", titelte die Zeitung. Es war zu einer Phase, in der sich Dybala im Verein auf dem Höhepunkt wähnte.
Seitdem erzielte er in der Königsklasse nur noch einen Treffer. Als würden ihn die Lobeshymnen von damals hemmen.
Und Trainer Allegri schwärmt inzwischen auch nicht mehr so sehr von ihm.
Allegri sieht Dybala nicht als Mittelstürmer
In seinen Augen taugt Dybala nicht als zentraler Angreifer. Als Mittelstürmer könne Dybala "bei einem großen Klub nicht spielen", befand der Trainer zu Beginn des Jahres: "Bei seinen Toren kommt er oft mit Tempo aus einer tieferen Position."
Diese Eigenschaft wird mitunter dann zum Problem, wenn der eigene Mitspieler Cristiano Ronaldo heißt und das Spielgeschehen naturgemäß auf sich zieht.
Nach Messi droht Dybala zum zweiten Mal in den Schatten eines Megastars zu geraten.
Auch in diesem Jahr wird er den Ballon D'Or ziemlich sicher nicht gewinnen. Vielleicht ist das in der gegenwärtigen Situation aber auch Dybalas geringstes Problem.
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