Es war ein wenig so wie in den guten alten Zeiten. Die Zeiten, nach denen sich die Anhänger im San Siro inzwischen nur noch sehnen können.
Legenden wollen Milan aufpolieren
Als der AC Mailand bei der letzten Serie-A-Partie vor der Länderspielpause den AS Rom empfing, ließ sich vor den Tifosi kein geringerer als Kaka feiern.
Nicht jedoch, weil er an dem Last-Minute-Sieg (2:1) einen Anteil hatte. Tags zuvor hatten die "Rossoneri" die Rückkehr des 36 Jahre alten und pensionierten Fußballers bekannt gegeben. Kaka wird eine noch nicht definierte Funktion im Management übernehmen.
Erst Leonardo und Maldini - nun Kaka
Die Fans freuen sich aber nicht nur über das Comeback des Ex-Weltfußballers. Vor Kaka hatten bereits Paolo Maldini als Direktor für die strategische Entwicklung und Leonardo Nascimento de Araujo als Sportdirektor in der Führungsetage angeheuert. Gennaro Gattuso, ebenfalls Ex-Milan-Star, ist seit November 2017 Cheftrainer.
Mit großen Namen alter Tage soll der Glanz aus dieser Zeit zurückkehren. Salonfähig ist Milan nämlich längst nicht mehr - national wie international.
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Die letzte Meisterschaft feierten die Mailänder 2011, über Tabellenplatz sechs kamen sie nun schon seit 2013 nicht mehr hinaus. Ein Champions-League-Spiel absolvierte Milan zuletzt im März 2014. Die Italiener gingen damals im Achtelfinal-Rückspiel bei Atletico Madrid mit 1:4 unter.
Ein bezeichnendes Ergebnis für den stetigen Verfall des Nobel-Klubs, der nach Real Madrid (13) die meisten Erfolge in der Europapokal-Historie aufweist (sieben). Anspruch und Wirklichkeit liegen bei den Lombarden meilenweit voneinander entfernt.
Chinesischer Investor scheitert
Ein Umstand, dessen Ursprung in der Führungsetage liegt. Nach drei Jahrzehnten als Präsident verkaufte Silvio Berlusconi den Klub im August 2016 für rund 740 Millionen Euro an den chinesischen Investoren Li Yonghong.
Dessen Vorhaben, Milan im Weltfußball wieder zu einer großen Nummer zu machen, scheiterte. Für Neuzugänge wurden binnen 24 Monaten 219 Millionen Euro in eine Mannschaft gepumpt, die allerdings keinen großen Titel holte. Im Juli dieses Jahres verlor Yonghong schließlich seine Macht.
Hintergrund: Für den Kauf lieh sich der 48-Jährige 303 Millionen Euro von der amerikanischen Investmentfirma Elliott Management Corporation. Weil der Geschäftsmann nach Informationen des Corriere della Sera aber tief in den Schulden steckt und eine Frist für die Tilgung von 32 Millionen Euro verstreichen ließ, ging der Klubeigentum an Elliott über.
Klub wird "mittelfristig nicht verkauft"
Nur deshalb hoffen die Tifosi jetzt auf bessere Zeiten. Elliott lockte Milans früheren Linksverteidiger Leonardo, zwischen 2011 und 2013 schon Manager bei Paris-Saint Germain, und machte ihn zum neuen sportlichen Leiter.
Nur wenige Wochen später schaffte man das, was Berlusconi und Yonghong nie gelungen war: Man holte den Ur-Mailänder Maldini ins Boot. Knapp ein Jahrzehnt dauerte es, bis sich der Rekordspieler des Vereins (901 Einsätze) letztlich von Elliott zu einem Comeback überreden ließ.
Elliott wird zwar unterstellt, mit einem raschen Weiterverkauf nur ein hohes Kapital aus Unternehmen schlagen zu wollen. Maldini, das teilte er bei seiner Präsentation im August mit, erhielt aber das Versprechen, "dass Milan mittelfristig nicht verkauft wird".
Deshalb sagte auch Kaka zu. "Leonardo und Paolo haben mich wieder näher an den Klub gebracht", so der 36-Jährige, mit dessen Real-Wechsel im Jahr 2009 Milan schleichend auf den absteigenden Ast geraten war.
"Milan hat Maldini und Leonardo gebraucht"
Ex-Milan-Verteidiger Thiago Silva ist begeistert. "Milan hat Maldini und Leonardo gebraucht", sagte der PSG-Verteidiger bei Sky Sport. "Ich glaube an das neue Mailand." Bei dem umjubelten Empfang von Rückkehrer Kaka offenbar nicht nur er.
Fehlt eigentlich nur noch einer: Carlo Ancelotti. Der Mann, der Milan 2007 mit dem Triumph in der Königsklasse wieder auf den Thron des europäischen Fußballs führte. Der 59-Jährige macht kein Geheimnis daraus, dass er früher oder später zurückkehren möchte. Zur neuen Saison heuerte aber erst einmal beim Liga-Rivalen SSC Neapel an.
Nach Ancelottis Abgang im Jahr 2009 verlor Milan auch an der Seitenlinie deutlich an Kontinuität. Seit 2014 konnte sich keiner der fünf Trainer länger als anderthalb Jahre im Amt halten.
Jetzt soll alles besser werden. "Milan wird ein solider Verein sein", kündigte Maldini unlängst an. So wie in den guten alten Zeiten?
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