Die Anstellung von José Mourinho als Tottenham-Trainer Ende 2019 sahen viele als einen Neuanfang. Der Portugiese sollte die glorreichen Zeiten der Spurs wiederaufleben lassen.
Darum musste Mourinho gehen
"Ich bin aufgeregt, zu einem Klub mit einem so großen Erbe und so leidenschaftlichen Fans zu kommen", verkündete Mourinho bei seinem Amtsantritt freudestrahlend.
Und seine Anfangszeit in Tottenham war dabei mehr als ordentlich!
Von den ersten sieben Ligaspielen gewann Tottenham fünf Partien, unter anderem feierte das Mourinho-Team einen 5:0-Kantersieg gegen Burnley.
Spaltung des Fanlagers nach Pochettino
Hinter den Kulissen begann es allerdings schon früh zu brodeln - aus verschiedenen Gründen.
Mourinhos Verpflichtung spaltete das Fanlager. Der vorherige Trainer Mauricio Pochettino war bei den Anhängern sehr beliebt, er brachte den Klub unter die Top 4 und ins Champions-League-Finale. Dass der Argentinier geschasst wurde, war für viele Fans nicht nachvollziehbar - trotz eines schwachen Starts in die Saison 2018/19. (Ergebnisse und Spielplan der Premier League)
Pochettino galt als absoluter Sympathieträger. Mit Mourinho kam dagegen ein Trainer nach London, der in der Öffentlichkeit den Ruf eines arroganten Selbstdarstellers hat. Ein Heißsporn, der regelmäßig mit Trainerkollegen, Journalisten und aufmüpfigen Spielern aneinandergerät.
Umgang mit Spielern
Dies führt auch gleich zum nächsten Grund. Mourinho war intern aufgrund des zweifelhaften Umgangs mit seinen Spielern durchaus umstritten. Dass ein Trainer seine Spieler auch mal härter anpackt, um das Beste aus ihnen herauszuholen, ist durchaus nicht ungewöhnlich.
Bei Mourinho gehörte es allerdings zur Gangart, dass er regelmäßig mit seinen Spielern aneinandergeriet - schon in der Vergangenheit. (Alles zur Premier League)
Bei Chelsea hatte er Probleme mit Joe Cole und Eden Hazard, bei Real Madrid bekam Cristiano Ronaldo seinen Zorn zu spüren, als er ihn aufforderte, gefälligst zurückzulaufen und zu verteidigen. Auch mit United-Star Paul Pogba geriet er aneinander.
Der Mittelfeldspieler verglich Mourinho kürzlich mit seinem jetzigen Coach Ole Gunnar Solskjaer: "Vielleicht würde Ole sie (die Spieler, Anm. d. Red.) nicht aufstellen, aber es ist nicht so, dass er sie auf die Seite stellt, als würden sie nicht mehr existieren."
Dele Alli das prominenteste "Opfer"
Das schwierige Verhältnis des Trainers mit seinen Spielern zeigte sich auch bei Tottenham. Außenverteidiger Danny Rose wurde aus der ersten Mannschaft ausgeschlossen. Als er wissen wollte, warum, soll es zu einem handfesten Streit im Büro von Mourinho gekommen sein.
Der wohl bekannteste Fall ist jedoch Dele Alli. In seiner allerersten Trainingseinheit fragte Mourinho den englischen Nationalspieler, ob er "Dele Alli oder der Bruder von Dele Alli" sei, weil er ihn nicht in der Form sehe, die ihn zu einem Premier-League-Star machen würde.
Alli konnte sich trotz anfänglicher Leistungssteigerung bei Tottenham nicht durchsetzen und wurde im Januar mit einem Wechsel zu Paris Saint-Germain in Verbindung gebracht. (Tabelle der Premier League)
Wie die Sun enthüllte, gingen einige Spieler zu Tottenham-Boss Daniel Levy, um sich über Mourinho zu beschweren, kurz bevor dieser entlassen wurde.
Meinungsverschiedenheiten mit Levy bei Transfers
Bei vorherigen Klubs war es Mourinho gewohnt, über größere Summen an Geld verfügen zu können. Levy hat allerdings den Ruf, eher sparsam zu sein.
So dauerte es nicht lange, bis es auch zwischen den beiden zu Auseinandersetzungen kam. Berichten zufolge wollte Mourinho unbedingt Thomas Meunier von PSG holen. Wie L’Équipe berichtete, konnte Mourinho Levy allerdings nicht von der Verpflichtung des Verteidigers überzeugen, stattdessen wechselte dieser ablösefrei zu Borussia Dortmund.
Mourinho soll sich zudem gegen eine Verpflichtung von Gareth Bale ausgesprochen haben. Er wollte das Geld stattdessen offenbar lieber in einen Innenverteidiger investieren.
Kritik am Spielstil der Spurs
Es gab aber durchaus auch rein sportliche Gründe, die zum Bruch zwischen den Spurs und Mourinho führte.
Der Spielstil, der oftmals darauf basierte, anderen Mannschaften den Ball zu überlassen und nach Ballgewinnen zu kontern, war vielen Fans und Kritikern ein Dorn im Auge. Diese pragmatische Art, Fußball zu spielen, kam zu Beginn schon nicht gut an.
Anfangs wurde "The Special One" dies jedoch verziehen, da schlichtweg die Ergebnisse stimmten. Nach verlorenen Spielen und schlechten Leistungen häufte sich jedoch die Kritik am Mourinho-Stil.
Dieser ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken: "Wenn es Ihnen keinen Spaß macht, zuzusehen, dann schauen Sie nicht zu. So einfach ist das", polterte er bei Sky Sports.
Das Aus von José Mourinho
Die Stimmung kippte vollends, als Tottenham im Achtelfinale der Europa League an Dinamo Zagreb scheiterte - trotz eines Hinspielsieges. "Sie haben den Faden und ihr Herz verloren", titelte die englische Presse am Tag danach.
Dazu kam, dass Tottenham auch in der Liga hinter allen Erwartungen zurückblieb. Nach dem 32. Spieltag befinden sich die Spurs nur auf Rang sieben und haben vier Zähler Rückstand auf die internationalen Plätze.
Von den vergangenen sechs Spielen konnte das Team des 58-jährigen Portugiesen nur eines gewinnen. Diese Misere gepaart mit den anderen Kritikpunkten sorgte dafür, dass Tottenham der Ära José Mourinho am Montag ein Ende setzte.
Laut englischen Medien sei eine zu negative Stimmung für die Fanrückkehr in die Stadien erwartet worden.
Zumindest finanzielle Sorgen muss Mourinho sich jedoch nicht machen: Laut der Sun ist Tottenham dazu gezwungen, ihm eine Abfindung in Höhe von rund 17,5 Millionen Euro zu bezahlen.