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FC Liverpool dank Jürgen Klopp Meister: Darum ist der Titel größer als die CL

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FC Liverpool dank Jürgen Klopp Meister: Darum ist der Titel größer als die CL

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Warum dieser Titel Liverpool erlöst

30 Jahre lang musste der FC Liverpool leiden, Szenen wie Gerrards Ausrutscher rissen tiefe Wunden. Darum ist die Meisterschaft sogar wichtiger als der CL-Titel.
Nach dem Gewinn der englischen Meisterschaft gab es in Liverpool kein Halten mehr. Die Anhänger und die Meistermannschaft selbst ließen es heftig krachen.
Conan Furlong
Conan Furlong
von Conan Furlong

"Steve Gerrard, Gerrard"
"He slipped on his f***in’ arse"
"He gave it to Demba Ba"
"Steve Gerrard, Gerrard"

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Vier Zeilen, die in ganz Fußball-England berühmt und berüchtigt sind. Sie beschreiben eine Szene, die sich jedem Fan des Liverpool Football Club wie ein glühendes Eisen ins Gedächtnis gebrannt hat. Eine Szene, die nur eine Sekunde lang ist und dennoch für endlose Frustration, unerfüllte Sehnsucht und ungezügelte Häme aus 30 Jahren Vereinsgeschichte steht.

Am 36. Spieltag der Premier-League-Saison 2013/2014 rutschte Liverpool-Legende Steven Gerrard im die Meisterschaft entscheidenden Spiel gegen den FC Chelsea aus. Blues-Stürmer Demba Ba schnappte sich den Ball und versenkte ihn im Tor – und damit auch die damals 24 Jahre alten Titel-Träume der Liverpool-Fans, die seitdem von diesem mit Schadenfreude getränkten Gesang der Konkurrenz gequält wurden.

Steven Gerrard (2.v.l) leistete sich gegen Chelsea einst einen fatalen Ausrutscher
Steven Gerrard (2.v.l) leistete sich gegen Chelsea einst einen fatalen Ausrutscher

Keine Meisterschaft für Liverpool seit 1990

Seit 1990 hängt der ewige Wunsch nach einer erneuten Meisterschaft wie eine dunkle Wolke über Liverpool. Denn seit der Saison 1989/90 durften die Reds, damals mit 18 Titeln Rekordmeister, keinen Ligatitel mehr feiern.

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Auf die sonnigen, vom nationalen und europäischen Erfolg verwöhnten 70er- und 80er-Jahre folgte eine Supporter-Generation, deren Stolz ausschließlich auf den Geschichten ihrer Väter fundierte. Ihre graue Realität konfrontierte sie mit dem bis aufs Blut verhassten Erzrivalen Manchester United, der Meisterschaften in Serie holte und die Reds vom Rekordmeister-Thron stieß.

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Und als die Erniedrigung kaum steigerbar schien, schossen die neureichen Chelseas und Manchester Citys des Landes aus dem Boden und schubsten Liverpool noch tiefer in die emotionalen Abgründe der 2000er, deren Tiefpunkt der Gerrard-Slip 2014 darstellte.

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Drama-Titel in der Champions League - nur Zwischenschritt

Klar, die Reds holten in dieser Zeit andere Trophäen, wie den UEFA Cup, den FA Cup oder den Ligapokal. Gerade der Champions-League-Triumph 2005 in Istanbul, als Liverpool zur Pause gegen den AC Milan 0:3 hinten lag, ging als wohl unglaublichster Final-Erfolg in die Königsklassen-Geschichte ein.

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Der Champions-League-Titel 2005 wurde in Liverpool mit einer riesigen Party gefeiert
Der Champions-League-Titel 2005 wurde in Liverpool mit einer riesigen Party gefeiert

Für viele ist der Henkelpott der prestigeträchtigste Titel des Vereinsfußballs – was Sinn macht, wenn man sich die anderen Top-Ligen anschaut, in denen der FC Bayern, Juventus Turin und Paris Saint-Germain nahezu jedes Jahr Meister werden.

Doch in England, und gerade für den Liverpool FC, gelten andere Prioritäten. Denn zum einen ist der Premier-League-Titel nicht kalkulierbar, weil fast jedes Jahr von vielen verschiedenen Teams umkämpft. Und zum anderen kann die internationale Anerkennung für den LFC nicht die tiefe Wunde schließen, die heimische Häme und der typisch englische Spott über 30 Jahre gerissen haben.

Liverpool will England zum Schweigen bringen

Ganz England hasst die Liverpooler für ihre Art, ihren Verein und seine vergangenen Erfolge zu feiern. Sie alle nutzen jede Gelegenheit, um den Reds unter die Nase zu reiben, wie lange sie schon nicht mehr das sind, von dem ihre Gesänge erzählen.

Und gerade deshalb gibt es für Liverpool nichts Wichtigeres, als das Land endlich zum Schweigen zu bringen und zu beweisen, dass sie doch das sind, was sie immer für sich proklamierten: der beste, der größte, der glorreichste Klub Englands.

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Retter Klopp überstrahlt Frust und Schmerz

Und Dank eines Mannes, ausgerechnet eines Deutschen, ist ihnen das jetzt gelungen. Seit Jürgen Klopp am 8. Oktober 2015 durch die Tore an der Anfield Road trat, weht im Nordwesten Englands ein Wind, der die tiefstehenden, dunklen Wolken mit jedem Spiel weiter wegwehte. Die Unsicherheit, der Frust und der Schmerz – das alles strahlte Klopp mit seinem unverwechselbaren Lächeln und seiner ultra-positiven Art weg.

Auch er erlebte mit den Reds zwei herzzerreißende Niederlagen – das Champions-League-Finale 2018, als Loris Karius Real Madrid den Sieg schenkte, und den vielleicht unbegreiflichsten zweiten Platz aller Zeiten, als er vergangene Saison mit 97 Punkten nicht an Manchester City vorbeikam.

Wie gut war eigentlich der Borussia Dortmund mit Jürgen Klopp?
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Doch an diesem wunden Punkt, als man in Liverpool kurz davor war, den Titel für ewig unerreichbar zu erklären, schaffte es Klopp noch einmal, sein Team und die Menschen der Stadt zu überzeugen. Die Reds gewannen die Champions League 2019 in Madrid und trugen die Energie dieses Erfolgs in die neue Saison.

Diesen unbändigen Willen, angetrieben von der tiefgreifendsten Sehnsucht im englischen Fußball, lebte sein Team dieses Jahr in nahezu jedem Spiel. Um sich selbst und die Menschen ihrer Stadt vom Fluch zu befreien. Und das haben sie, Dank ihres nun für immer legendären Trainers Jürgen Klopp, geschafft.

Trotz seiner Warnung feierten an der Anfield Road noch am Abend tausende Fans die erlösende Meisterschaft.

Meistertitel als Erlösung

Dieser so tief verankerte Schmerz, die unbändige Wut, der aus allen Poren triefende Frust – das alles bricht jetzt aus den Reds-Fans heraus und wird umgewandelt in pure Ektase.

Erst wird vor Freude geschrien, gejubelt, gesprungen. Und dann, wenn sich der erste Schub der Euphorie legt, dann wird vor Erleichterung geweint. Denn dann wird jedem einzelnen Liverpool-Fan klar, dass die Last der Vergangenheit, die sie seit Jahrzehnten mit sich herumtragen, abgefallen ist. Dass die Häme und der Spott, die 30 Jahre lang von den gegnerischen Tribünen auf sie einprasselten, verstummt sind. Dass sie den Stolz, ein Red zu sein, jetzt endlich mit breiter Brust tragen können, ohne einen Blick über ihre eigene Schulter werfen zu müssen. Denn der Fluch ist besiegt:

Liverpool ist englischer Meister.