Nein, hier wird nicht wegen eines neuen Präsidenten oder einer geforderten politischen Veränderung protestiert. In London gehen die Menschen auf die Straße, um sich öffentlich gegen einen Fußballtrainer zu stellen.
"Wexit": Arsenal-Fans contra Wenger
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Die Welle der Kritik gegen Arsenal-Trainer Arsene Wenger erreicht vor dem FA-Cup-Spiel gegen Fünftligist Lincoln City eine völlig neue Dimension.
"Jede Geschichte hat ein Ende. Tschüss Wenger!" und "Keine Meisterschaft seit 2004, überhaupt kein Champions-League-Titel - kein neuer Vertrag. Wenger raus!" ist auf rießigen Transparenten zu lesen. Sogar der "Wexit" als scherzhafte Anlehnung an den EU-Austritt der Briten wird gefordert.
Die Ära Wenger
Die Stimmung bei den Fans der Gunners ist aufgeheizt und die Forderung klar: Vereinslegende Arsene Wenger, der die Gunners bereits seit 1996 betreut, muss weg, wenn der Verein zum Erfolg zurück möchte.
Insgesamt drei Mal gewann der 67-Jährige Franzose mit den Londonern die begehrte englische Meisterschaft, sechs Mal reichte es für den FA-Cup. Doch all diese Erfolge liegen lange zurück.
Zuletzt prägten Niederlagen die Bilanz des einstigen englischen Spitzenvereins.
Bayern-Blamage als Knackpunkt
Die zweifach 5:1 Champions-League-Schmach gegen den FC Bayern München brachte die Wenger-Kritik auf den Höhepunkt.
Bereits vor dem, für Wenger wichtigen Krisenduell, gab es Protestmärsche und Plakataktion. Dazu die Ankündigung, dass man vor der Partie gegen Lincoln City erneut zu Transparenten greifen wolle. Und zwar so lange, bis die Forderung nach einer Entlassung Wengers erfüllt werde.
Nach dem erneuten blamablen Ausscheiden gegen den deutschen Rekordmeister sowie dem wiederholten Rausfliegen in der Champions League sind wohl tatsächlich die letzten Kritiker an die Oberfläche gekommen.
Fakt ist: Seit 2010 ist Arsenal nicht mehr über das Achtelfinale der Königsklasse hinaus gekommen. In dieser Saison drohen die Gunners aufgrund schlechter Liga-Leistungen sogar gar nicht erst teilzunehmen.
Spießrutenlauf bis zum Sommer
Wengers Vertrag in London läuft zum Juni 2017 aus.
"Es ist schwierig für mich, die Proteste einzuschätzen. Ich habe in den letzten 20 Jahren sehr hart gearbeitet, um unsere Fans glücklich zu machen. Und wenn du Spiele verlierst, verstehe ich, dass sie es nicht sind," deutete Wenger nach der Bayern-Blamage am Donnerstag an.
Und der Verein? Positioniert sich immernoch hinter Wenger und seine früheren Erfolge.
"Arsene hat einen Vertrag bis zum Saisonende. Wir werden alle Entscheidungen gemeinsam treffen und sie zur richtigen Zeit und auf die richtige Art und Weise kommunizieren", erklärte Arsenals Vorstandsvorsitzender Sir Chips Keswick.
Klingt nicht nach einer vorzeitigen Kündigung. Aber dennoch, zum jetzigen Zeitpunkt scheint es tatsächlich so, als habe die Ära Wenger im Sommer nach 20 Jahren ein Ende. Oder der Coach zieht vorher selbst die Reißleine...