Bei Real Madrid herrscht Endzeitstimmung. Und das liegt nicht am Coronavirus.
Wirft Real Saison komplett weg?
Nur gut eine Woche nach dem 2:0-Prestigeerfolg im Clásico gegen den FC Barcelona und der Eroberung der Tabellenführung macht sich bei den Königlichen große Ernüchterung breit.
"Totalschaden! Das schlechteste Madrid der Saison" titelte die Marca nach der 1:2-Niederlage der Mannschaft von Trainer Zinédine Zidane bei Betis Sevilla am Sonntagabend.
Pokal-Aus und Hinspiel-Pleite in der Champions League
Da der große Rivale Barca am Tag zuvor seine Pflichtaufgabe gegen Real Sociedad mit drei Punkten erledigte, fiel Real auf Rang zwei von La Liga zurück. (Datencenter: Tabelle La Liga)
Zwar sind noch elf Spieltage zu absolvieren und es bleibt genug Zeit, alles gerade zu biegen - doch Casemiro bracht die Lage auf den Punkt. "Wir sind auch nur Menschen, doch diese Niederlage könnte uns am Ende die Meisterschaft kosten", sagte der Brasilianer.
Und nicht nur die Meisterschaft droht flöten zu gehen. In der Champions League ist das Aus im Achtelfinale nach der 1:2-Heimpleite im Hinspiel gegen Manchester City nur durch ein kleiner Wunder noch zu verhindern.
In der Copa del Rey war Anfang Februar Real Sociedad im Viertelfinale Endstation. So könnte Real am Ende der Saison wie schon im Vorjahr ohne großen Titel bleiben.
Was Casemiro und seinen Teamkollegen Sorgen macht, ist nicht nur die Tabellensituation, vor allem die sportliche Leistung gibt zu denken.
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Zidane mit knallharter Analyse
Zidane sprach davon, "dass dieses unser schlechtestes Spiel in dieser Saison war." Es habe "an allem" gelegen, resümierte der Franzose ernüchtert und kündigte an, die volle Verantwortung für die Niederlage zu übernehmen.
Auch die spanische Zeitung as suchte die Schuld beim Trainer. "Zidane verliert seinen Glanz" schrieb das Blatt. In seiner zweiten Amtszeit kassierte er in seiner 50. Partie bereits die zehnte Niederlagen. Als Zidane die Real-Profis zum ersten Mal trainiert hatte, dauerte es noch 105 Spiele bis zur zehnten Pleite.
Kritiker werfen ihm vor, das System zu häufig zu wechseln. Zidane versuchte es diese Saison bereits mit drei verschiedenen Formationen. Bei Betis stellte er in der Schlussphase von einem 4-4-2 auf ein 4-3-3 um, obwohl viele im 4-1-4-1 die beste Variante für das vorhandene Personal sehen.
Kroos enttäuscht bei Betis Sevilla
Zidanes Personalpolitik wird ohnehin bisweilen kritisch gesehen. Toni Kroos - ansonsten unumstrittener Stammspieler - wurde im Achtelfinale-Hinspiel gegen ManCity auf die Bank verbannt. In Sevilla gehörte er zu den schlechteren Spielern auf dem Feld, nachdem er im Clásico noch mit einem tödlichen Pass vor dem 1:0 geglänzt hatte.
Für Gareth Bale, der zuletzt einige gute Auftritte zeigte und von Zidane nicht selten stark geredet wurde, hatte der 47-Jährige ebenfalls keine Verwendung. Die Neuzugänge wie Eden Hazard, Luka Jovic oder Rodrygo zünden unter Zidane kaum bis gar nicht.
"Ich nehme in jedem Aspekt die Schuld auf mich", gab sich Zidane am Sonntagabend selbstkritisch. Zwar fehlten mit den verletzten Daniel Carvajal, Isco, Hazard und Marco Asensio wichtige Akteure, als Entschuldigung für den Ausrutscher wollte Zidane das jedoch nicht gelten lassen.
Restprogramm spricht für Real
Nun müssen die Königlichen im restlichen Saisonverlauf auf einen Patzer des FC Barcelona hoffen. Angesichts des Restprogramms ist das durchaus plausibel.
Während Barca unter anderem noch Atlético Madrid empfängt und zum Auswärtsspiel beim Tabellendritten FC Sevilla reisen muss, stellt die Partie in San Sebastian die wohl schwierigste Aufgabe Reals im Schlussspurt dar.
Doch dass beide Titelaspiranten auch bei kleineren Teams stolpern können, haben sie diese Saison außergewöhnlich häufig bewiesen.