Ein wirkungsloser Wundersturm, ein ratloser Trainer und gnadenlose Häme:
Alarm bei "seelenlosem Barca"
Der ruhmreiche FC Barcelona hat mit einem 0:2 (0:1) bei Aufsteiger FC Granada einen sportlichen Offenbarungseid abgelegt - selbst der zuletzt überragende Marc-Andre ter Stegen wackelte.
Nach dem schlechtesten Saisonstart seit 25 Jahren werden die Zweifel an der Klasse des renovierten Titelverteidigers immer größer.
Suarez schlägt nach Fehlstart Alarm
"Das ist eine wirklich besorgniserregende Niederlage, eine die weh tut. Jetzt ist Analyse und Selbstkritik gefragt", sagte Stürmer Luis Suarez.
Gerade in der ersten Halbzeit war er mit dem Gros seiner Kollegen, darunter vor allem Luxus-Neuzugang Antoine Griezmann, komplett untergegangen. Wie schon beim schmeichelhaften 0:0 bei Borussia Dortmund vier Tage zuvor in der Champions League ließen die Katalanen jede Dominanz vermissen.
Nur zwei Siege und schon zwei Niederlagen sowie ein Remis nach fünf Spielen - derart in eine Saison gestolpert war Barca zuletzt 1994/95, vor Einführung der Drei-Punkte-Regel. Der Trainer hieß damals Johan Cruyff, und am Ende belegte Barcelona Platz vier. (Ergebnisse und Spielplan von La Liga)
"Desaster" für ein "seelenloses Barca"
"Desaster" prangte am Sonntagmorgen auf dem Titel des gefühlten Barca-Zentralorgans Sport. El Mundo Deportivo urteilte vernichtend: "Ein seelenloses Barca erlebt eine Katastrophe".
Um die Demütigung perfekt zu machen: Am Samstagabend hatte Granada die Tabellenführung - und Barcelona die ligaweit meisten Gegentreffer. (Tabelle von La Liga)
"Ich bin verantwortlich für diese Niederlage", stellte Trainer Ernesto Valverde klar und sich vor seine Spieler: "Diese sind natürlich die handelnden Personen, aber ich als Coach fühle mich zuständig dafür, was geschieht."
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Barcelona amateurhaft, ter Stegen mit Slapstick-Patzer
Bei beiden Gegentreffern stellten sich Barca-Akteure arg amateurhaft an.
Beim 0:1 in der zweiten Spielminute ließ sich Linksverteidiger Junior Firpo von Granadas Alvaro Vadillo übertölpeln, dem 0:2 durch einen Strafstoß von Alvaro Vadillo ging ein plumpes Handspiel von Arturo Vidal voraus.
Nationaltorhüter ter Stegen, in Dortmund noch der Remis-Retter, ließ sich von der Unsicherheit anstecken und in der 62. Minute eine harmlose Flanke von Carlos Neva durch die Hände gleiten.
Ter Stegen bekam die Kugel im Nachfassen noch auf der Torlinie in den Griff, an den beiden Gegentreffern war er schuldlos.
Messi und Fati können Spiel nicht drehen
Als zur zweiten Halbzeit Lionel Messi, der nach seiner Verletzung weiterhin nicht zu Vollzeitarbeit in der Lage ist, sowie Youngster Ansu Fati ins Spiel kamen, frischten die Barca-Bemühungen auf.
Doch soll nach Sommer-Zugängen für 255 Millionen Euro wirklich Wohl und Wehe des Klubs von einem 32-Jährigen und einem 16-Jährigen abhängen?
"Man kann verlieren, aber wenn man verliert, sollte man wenigsten den Sieg verdient haben. Und den hatten wir nicht verdient", sagte Valverde. Sollte philosophisch klingen, klang aber eher verzweifelt.
Barca auswärts verheerend
Vor allem Barcas Auswärtsbilanz ist ein einzige Zumutung. Inklusive des Spiels in Dortmund traten die Katalanen viermal auf fremdem Platz an. Die Schreckensbilanz: Ein Remis, drei Niederlagen, dreimal ohne eigenen Treffer.
"Das besorgt mich", sagte Valverde: "Das kann in einem Spiel passieren. Wenn es aber in drei oder vier geschieht, zeigt das, dass wir nicht wirklich gut sind."
Oder wie es Luis Suarez ausdrückte: "Das wird eine lange und komplizierte Saison."