Wenn sich noch jemand gefragt hat, wer derzeit der populärste deutsche Fußballer ist, dann brachte spätestens die FIFA-Gala die Antwort.
Kroos: Anführer, Phänomen, Weltstar
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Und das Ergebnis fiel recht eindeutig aus. Als einziger DFB-Star landete Toni Kroos bei der Weltfußballer-Wahl in den Top 10, vier Nationaltrainer und ein Kapitän setzten ihn sogar auf Platz eins.
Vergleicht man ihn gar mit seinem Madrider Nachbarn, dem Gewinner Cristiano Ronaldo, so ist er als Typ der komplette Gegenentwurf: Bodenständig, bescheiden, unaufgeregt.
Wichtig ist bei Kroos nur auf dem Platz - und daher wurde der öffentlich so zurückhaltende Mecklenburger auch von den weltweit organisierten Fußballprofis zusammen mit Manuel Neuer und als einziger deutscher Feldspieler in die FIFA-Weltelf gewählt.
"Bin nicht so für Einzelwahlen"
Seine Reaktion darauf nach der Gala in Zürich war bezeichnend. "Es ist natürlich schön, wenn die Leistung honoriert wird", sagte er SPORT1.
"Ich lege den Fokus aber mehr darauf, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind und weniger persönlich. Ich bin sowieso nicht so für Einzelwahlen im Fußball, weil es einfach ein Teamsport ist und bleibt."
Doch genau dafür ist Kroos, der am Donnerstag mit Real ins Viertelfinale der Copa del Rey einzog, nahezu der perfekte Mann: Einer, der das Spiel kontrolliert und damit die Teamkollegen besser macht.
Dank dieser Präzision eines Uhrwerks bringt er auch Legenden zum Schwärmen.
Roberto Carlos beeindruckt
"Toni Kroos ist ein Phänomen. Ein Anführer und ein großartiger Spieler, deshalb steht er zu Recht in der Weltelf. Ich bin begeistert von ihm", sagte Roberto Carlos, der selber Weltmeister war und mit Real Madrid dreimal die Champions League holte, im Gespräch mit SPORT1.
Kroos wandelt auf den Spuren des Brasilianers.
Im Mai gewann der Weltmeister von 2014 als erster Deutscher mit zwei verschiedenen Vereinen die Königsklasse (Real und Bayern 2013).
Zudem wurde er im Dezember als bisher einziger Deutscher zum dritten Mal Weltpokalsieger.
Bei Real unverzichtbar
Bei den Königlichen hat er sich nach seinem Wechsel 2014 ungeachtet der anfänglichen Probleme mit der spanischen Sprache auf dem Platz sehr schnell unverzichtbar gemacht.
"Es ist nicht leicht, dem Druck bei Real Madrid gewachsen zu sein, zumal er als Nachfolger von Xabi Alonso kam", sagte Ex-Nationalspieler Michel Salgado, mit Real auch zweimal Champions-League-Sieger, zu SPORT1. "Aber er hat das hervorragend bewältigt und gehört zu den absoluten Stützen im Team."
Was sich auch in seinem neuen Vertrag widerspiegelt: Die vorzeitige Verlängerung im Herbst bis 2022 machte Kroos zum bestverdienenden deutschen Fußballer.
Der Populärste weltweit dürfte er angesichts der Strahlkraft von Real Madrid ebenfalls sein. "Durch seine Zeit bei Real gewinnt er jetzt auf anderen Kontinenten noch mehr Beachtung, etwa im südamerikanischen Raum", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel SPORT1.
"Und das auch völlig zu Recht, denn er spielt ja bei Real und auch in der deutschen Nationalmannschaft seit Jahren eine tragende und bedeutende Rolle."
Für Löw der beste Fußballer der Welt
Das war auch der Grund, warum ihn Joachim Löw als seinen Weltfußballer wählte.
"Toni hat in diesem Jahr konstant stark gespielt, mit Real Madrid die Champions League gewonnen und bei der Nationalmannschaft permanent auf einem extrem hohen Niveau gespielt", erklärte der Bundestrainer.
"Er ist ein absolutes Vorbild, auf ihn ist immer Verlass. Aus Toni ist ein Weltstar geworden."
Würdigungen, die Kroos sicher gerne hört, aber wohl nicht nur öffentlich betont gelassen kommentiert.
"Das ist schon ohne Frage eine Auszeichnung", sagte er in Zürich zur Nominierung für die Weltelf und dem guten Abschneiden bei der Weltfußballer-Wahl: "Aber das ist immer eine Mischung aus Meinung, Marke und natürlich auch Leistung. Daher bewerte ich diese Geschichte nicht so hoch."
Hohes Ziel mit den Königlichen
Zumal sich der Wind gerade in Spanien sehr schnell drehen kann. "Für uns geht es immer darum zu gewinnen, egal wo wir mitspielen. Das ist das einzige Ziel für Real", weiß Kroos.
Angesichts von fünf Punkten Vorsprung auf Erzrivale FC Barcelona bei einem Spiel weniger, stehen die Chancen auf die Meisterschaft bestens, was angesichts der Durststrecke von nur einem nationalen Titel (2012) seit 2008 sicherlich eine Genugtuung für viele Madridista wäre.
Doch auch hier wiegelt der Deutsche ab: "Das hört sich leicht an, ist es aber definitiv nicht. Das ist noch ein langer Weg."
Typisch Kroos eben.