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Miguel Àngel Ramìrez sieht aus wie Pep Guardiola und mischt Südamerika auf

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Miguel Àngel Ramìrez sieht aus wie Pep Guardiola und mischt Südamerika auf

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Der beste unbekannte Trainer?

Miguel Àngel Ramìrez hält mit einem kleinen Klub aus Ecuador einen ganzen Kontinent in Atem. Der Spanier lässt futuristischen Fußball spielen und sorgt für Spektakel.
Daumen hoch von Miguel Ángel Ramírez
Daumen hoch von Miguel Ángel Ramírez
© Getty Images
Lukas von Hoyer
Lukas von Hoyer
Maximilian Schwoch
Maximilian Schwoch

Nein, er ist nicht der jüngere Bruder von Pep Guardiola. 

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Wenn man Miguel Àngel Ramìrez' Äußeres betrachtet, könnte man aber durchaus auf diesen Gedanken kommen. Nicht nur äußerlich kommt der 36-Jährige dem Startrainer von Manchester City nahe, auch seine Idee vom Fußball ist eine ähnliche.  

Allerdings sei sein Fußball nicht an den von Guardiola angelehnt. "Für diejenigen von uns, die das Ballbesitzspiel mögen, ist Guardiola natürlich ein wichtiger Name, ein Orientierungspunkt für unsere fußballerischen Kompasse", erklärte er im Gespräch mit The Athletic.  

"Aber ich weiß nicht, wie Guardiola funktioniert. Ich sehe nur, wie seine Mannschaft spielt", stellte Ramírez klar. Seine Inspiration sei von den Menschen um ihn herumgekommen – "Menschen, die mir geholfen haben, mich aufzubauen, die mir eine Idee davon gaben, wie ich Trainer werden kann." 

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Ramírez lässt futuristischen Fußball spielen

Ramírez dürfte außerhalb Südamerikas nur echten Fußball-Nerds ein Begriff sein. Der Spanier ist aktuell Trainer des ecuadorianischen Klubs Independiente del Valle. Mit seinem Klub stieß Ramírez in der Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League, bis ins Achtelfinale vor, verlor jedoch vor am vergangenen Mittwoch das Rückspiel äußerst unglücklich nach Elfmeterschießen gegen Club Nacional aus Uruguay. 

Trotz des Ausscheidens ist del Valle eines der spektakulärsten Teams des Kontinents. Nicht nur den 5:0-Sieg in der Gruppenphase der Copa Libertadores gegen den aktuellen Champion Flamengo machte das Ramírez-Team von sich reden. Auch die Philosophie des Vereins und ihres Trainers sorgt für Bewunderung. 

"Für mich ist Fußball ein Ballbesitz-Spiel", verriet Ramírez. "Aber nicht auf irgendeine oberflächliche Weise. Die Kontrolle über das Spiel zu haben bedeutet, den Ball zu haben. Das ist die Grundlage, auf der ich alles andere aufbauen kann. Ich versuche, den Gegner stellenweise in der Überzahl zu halten. Was also 'riskant' aussieht, ist in Wirklichkeit nur die Mannschaft, die mit möglichst vielen Elementen und auf möglichst viele Arten angreift."

Doch es braucht mehr als Ballbesitz-Fußball, um die Attraktion eines ganzen Kontinents zu sein. Fakt ist, dass die Mannschaft von Ramírez gewagten, manchmal komplizierten und immer futuristischen Fußball im 4-3-3-System spielt. Das hat zum Triumph bei der Copa Sudamericana 2019 geführt, die mit der europäischen Europa League zu vergleichen ist. 

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Und dieser Fußball sorgt auch dafür, dass Independiente nun einer der aufregendsten Klubs in der Copa Libertadores darstellt - dem Pendant zur Champions League. 

Independiente ärgert Südamerikas Fußball-Giganten

Dieses Kunststück vollbringt Ramírez nicht etwa mit einem der Giganten des südamerikanischen Fußballs aus Argentinien oder Brasilien, sondern mit einem kleinen Klub aus Ecuador, dessen Stadion 8000 Zuschauern Platz bietet. Vor dem Amtsantritt von Ramírez hatte der 1958 gegründete Klub noch nie einen Titel gewonnen - egal ob national oder international. 

Der Triumph der Copa Sudamericana war historisch und ist nicht hoch genug einzuordnen. "Das hätte ich mir nie vorstellen können", erinnert sich Ramírez. "Ich glaube, alles, was mir widerfahren ist, ist ein Geschenk des Fußballs. Und ein Geschenk des Lebens."

Die Spieler von Indipiente feiern am 9. November 2019 den Triumph der Copa Sudamericana
Die Spieler von Independiente feiern am 9. November 2019 den Triumph der Copa Sudamericana

Das Leben schenkte Independiente in dieser Spielzeit dann auch noch das 5:0 gegen Flamengo, nachdem in Südamerika kein Fußball-Fan mehr daran zweifelte, dass dieses kleine Team aus Ecuador etwas Besonderes hat. 

"Es ist normal, dass eine Mannschaft wie Flamengo oder Junior, die Meister von Kolumbien sind, besser sein wird als Independiente, denn wir haben nicht das gleiche Budget", sagte Ramírez: "Meine gesamte Mannschaft erhält ein Viertel dessen, was Gabriel Barbosa (ein Stürmer von Flamengo) erhält. Unter normalen Umständen haben wir also keine Chance, Flamengo zu schlagen." 

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Und trotzdem schlug Independiente zu Hause vor Flamengo auch Junior mit 3:0. "Ich glaube, wir haben einige Spiele gehabt, die am Ende weltweit für Furore gesorgt haben. Es geht weniger um das Ergebnis, sondern mehr um die Art und Weise, wie diese Mannschaft spielt. Es ist ein attraktiver Fußball für Leute, die ein Spektakel mögen", meint Ramírez. 

Und wer will im Fußball kein Spektakel sehen?

Als ob man Manchester City zusieht

Auch Guardiola hat in seinem Leben schon das ein oder andere Spektakel auf dem Rasen zu verantworten gehabt. Anders als der Star-Trainer war Ramírez selbst nie ein großer Fußballer.

In seinen frühen Zwanzigern begann er seine Trainerausbildung in der Jugendakademie seines Heimatklubs UD Las Palmas auf Gran Canaria. Nach einem kurzen Intermezzo bei Deportivo Alavés zog es ihn zur Aspire Academy nach Katar. Die Zeit dort prägte ihn in seiner Arbeit als Fußballlehrer am meisten.  

Einer der wichtigsten Personen in der Trainerausbildung von Ramírez war Roberto Olabe. Der heutige Sportdirektor vom spanischen Tabellenführer Real Sociedad San Sebastian. (Die Tabelle der La Liga)

"Roberto hatte diese Art, das Spiel so zu sehen, wie es sich auf den Spieler, den Raum und den Gegner bezieht", erklärt Ramirez. "Ich kam in Katar an und konnte das nicht sehen. Indem ich mich mit Roberto zusammensetzte und viele, viele Stunden plauderte, konnte ich anfangen, das Spiel auf eine ganz andere Art und Weise zu sehen." 

Diese Art und Weise sorgt nun dafür, dass man durchaus auf die Idee kommen könnte, dass man Guardiolas Manchester City spielen sieht, wenn man in Wirklichkeit einen kleinen Klub aus Ecuador beim Kicken zusieht.  

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Independiente del Valle hat einen Torwart, der gerne Ausflüge aus seinem Strafraum macht und die Spielzüge einleitet. Die Mannschaft verfügt über Außenverteidiger, die sich ständig ins Offensivspiel einschalten. Die Flügelspieler, dehnen das Spiel aus und Ramírez lässt auch mit freien Achtern - um das Lexikon von Guardiola zu zitieren - spielen, die permanent nach Lücken und Möglichkeiten suchen. Der Ball bleibt am Boden, wenn sich nicht gerade ein schneller Flügelwechsel anbietet. 

Es braucht keinen Propheten um zu sagen, dass man diesen Fußball wohl bald bei größeren Klubs sehen wird - womöglich in Europa. 

"Hör nie auf zu träumen", prangt in großen Lettern am Trainingszentrum der Jugendmannschaften von Independiente del Valle, bei denen Ramírez ein Jahr lang als Trainer tätig war, bevor er zum Cheftrainer der ersten Mannschaft ernannt wurde. Es wird spannend zu sehen sein, wo der Traum von Miguel Àngel Ramìrez ihn in den nächsten Jahren hinführt.