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Nationaltrainer Berhalter über USA-Fußball, Aaronson, Havertz, Moukoko

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Nationaltrainer Berhalter über USA-Fußball, Aaronson, Havertz, Moukoko

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Werden die USA zur Fußballmacht?

Der amerikanische Fußball blüht gerade auf. Nationaltrainer Gregg Berhalter spricht bei SPORT1 über seine Arbeit, einige seiner Bundesliga-Stars und Youssoufa Moukoko.
Nationaltrainer Greg Berhalter gibt im SPORT1-Interview exklusive Einblicke in die Entwicklung und mögliche glorreiche Zukunft der US-Nationalmannschaft. Reyna, Pulisic & Co. begeistern nicht nur die USA.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Der amerikanische Fußball erfährt gerade einen Aufschwung. Das liegt auch an Gregg Berhalter, der früher in Deutschland für Energie Cottbus und 1860 München spielte und seit 2018 als Nationaltrainer für das US-Team verantwortlich ist.

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Aktuell hat der 47-Jährige einige interessante Bundesligaspieler in seiner Mannschaft.

Im SPORT1-Interview spricht Berhalter über seine Arbeit, den neuen Fußball-Hype, BVB-Bubi Youssoufa Moukoko - und eine Rückkehr nach Deutschland.

SPORT1: Herr Berhalter, seit 2018 sind Sie US-Nationaltrainer. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

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Gregg Berhalter: In den vergangenen Jahren hatten wir die Strategie eines Umbruchs. Es war ein Generationswechsel, der stattfinden musste. Für uns war es wichtig, in die Zukunft aufzubrechen, um dann das Team aufbauen zu können. Wenn ich auf die zweieinhalb Jahre zurück schaue, dann hat damals ein Prozess begonnen. Wir haben doch einige wichtige Fortschritte gemacht, weil wir vielen jungen Spielern eine Chance gegeben haben, zu spüren, wie es ist, für die Nationalmannschaft zu spielen und für mich zu testen, ob sie dort dem Druck standhalten.

SPORT1: Was waren für Sie Ihre wichtigsten Entscheidungen?

Berhalter: Ein Teil davon ist immer noch der Glaube daran, an jungen Spielern festzuhalten. Das ist und war eine wichtige Entscheidung. Wenn wir an den Kader der USA im Allgemeinen denken, muss man den Talenten Vertrauen schenken in der regelmäßigen Trainingsarbeit. Der Altersdurchschnitt der Jungs in unseren zurückliegenden Spielen war 22 Jahre. Es ist also wirklich eine sehr junge Truppe. Teil dieser Entscheidung ist es zudem, immer weiter an diese Spieler zu glauben und ihnen zu vermitteln, dass sie es schaffen können.

Berhalter: "Gute Generation junger Spieler"

SPORT1: Wächst da eine neue Fußballmacht heran?

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Berhalter: Fußballmacht jetzt nicht, aber der US-Fußball ist neu erwacht. Wir wissen, dass wir im internationalen Vergleich noch viel Arbeit vor uns haben, wissen aber auch, dass wir eine gute Generation junger Spieler in den USA vorfinden, mit denen wir arbeiten können. Wenn wir auf einige unserer Top-Spieler schauen, spielen diese in Spitzenvereinen in Europa. Tyler Adams von RB Leipzig, Giovanni Reyna von Borussia Dortmund, Sergino Dest vom FC Barcelona und Weston McKennie, der aktuell von Schalke an Juventus ausgeliehen ist. Wir haben also einige hochkarätige Profis, die schon regelmäßig auf sehr hohem Niveau spielen. Die Zukunft ist rosig für den amerikanischen Fußball und diese neue Generation der Spieler ist überaus interessant.

SPORT1: Ist der amerikanische Fußball also jetzt zum ersten Mal an einem Wendepunkt in eine große Zukunft?

Berhalter: Ja. Ich denke wir sind schon mitten in diesem Wandel. Der Grund dafür sind die neuen, jungen Talente, die wir in der Vergangenheit nicht hatten. Nun ist es unsere Aufgabe mit diesen Spielern zu arbeiten und das Beste aus und mit Ihnen herauszuholen. Das ist sehr spannend. Und wir müssen da etwas Beständiges aufbauen, das auf der Weltbühne mithalten kann. Irgendwann wollen wir auch mal wieder Titel gewinnen.

SPORT1: John Anthony Brooks aus Wolfsburg, Leipzigs Adams, Reyna vom BVB, Chris Richards vom FC Bayern und McKennie, die Spieler aus der Bundesliga, sind Ihre großen Stützen. Wie sehr haben diese Jungs die Qualität der Nationalmannschaft nach vorne gebracht?

Berhalter: Die Bundesliga ist eine hervorragende Liga für die Spieler, um Erfahrungen zu sammeln und im regelmäßigen Wettbewerb zu stehen. Traditionell ist es die mit am meisten besuchte Liga, ein Zuschauer-Magnet, wenn nicht Corona wäre. In Deutschland gibt es großartige Fans, es herrscht eine tolle Atmosphäre in den Stadien und ein hohes Level an Spiel- und Spieler-Qualität. Für die amerikanischen Profis, die in Deutschland spielen, ist die Bundesliga eine lukrative Liga, um sich mit anderen messen zu können. Und wenn man sieht, wie sich unsere Jungs in der Bundesliga weiterentwickeln, ist dies für uns einfach nur großartig. Dadurch wächst auch das Ansehen des US-Fußballs.

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SPORT1: Brenden Aaronson gilt als das neue Juwel in Ihrer Mannschaft. Was sagen Sie über ihn nach seinem ersten Länderspiel?

Berhalter: Brenden ist ein sehr interessanter Spieler. Er ist dynamisch und überaus agil und spritzig. Er hat zudem hohe Energie-Reserven, hat Power und Ausdauer für zwei. Brenden kann dafür sorgen, dass das Team mit einer höheren Leistung gute Ergebnisse erzielt. Er ist einer der jungen Spieler mit Potential für die Zukunft.

"Nicht das gleiche Profil wie Havertz"

SPORT1: Aaronson wird schon mit Kai Havertz verglichen...

Berhalter: Ich denke er hat nicht das gleiche Profil wie Havertz und ich möchte beide nicht zwingend vergleichen. Beide sind technisch sehr gut, aber Havertz hat bessere körperliche Voraussetzungen, seine Qualität ist unbestritten. Eine Stärke von Brenden ist, dass er das ganze Feld bespielen kann. Er ist ein toller Kicker und ein sehr wertvoller Spieler für uns.

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SPORT1: Wie wollen Sie ihn auf dem Boden halten?

Berhalter: Er ist ein ruhiger Typ und hat immer konkret sein Ziel vor Augen. Er ist intelligent und mit einen Karriere-Plan. Ich bin überzeugt davon, dass er am Boden bleiben und weiter hart an sich arbeiten wird. Wir unterstützen ihn dabei, aber er hat auch ein gutes Umfeld und viele liebe Menschen, die sich um ihn kümmern. Er wird nicht verheizt und kann sich bestimmt gut entwickeln.

SPORT1: Brenden ist zuletzt von Philadelphia zu Red Bull Salzburg gewechselt. Ein richtiger Schritt?

Berhalter: Ich denke schon. Es ist ein guter Start in Europa. In Salzburg gibt es eine Mannschaft, die in der Champions League spielt und dort hohe Konkurrenz hat. Salzburgs Trainer Jesse Marsch ist ein sehr guter Trainer, der den amerikanischen Fußball kennt und ihn versteht. Er wird Brenden fördern und fordern und das Beste aus ihm herausholen. Es ist wirklich ein hervorragender erster Schritt für ihn. Ich freue mich für ihn.

"Brenden Aaronson wird in ihre Fußstapfen treten"

SPORT1: Werden Vergleiche wie der mit Havertz belastend für junge Spieler wie Aaronson?

Berhalter: Ich glaube nicht. Wenn man heute auf unser Team schaut, haben diese jungen Spieler schon sehr viel Selbstvertrauen. Diese Vergleiche führen eher dazu, dass die Brust eines Profi noch einen Tick breiter wird. Wenn man auf diese Jungs schaut - zum Beispiel Yunus Musah vom FC Valencia oder Christian Pulisic vom FC Chelsea - das sind Spieler, die sehr jung sind und bereits auf höchstem Niveau spielen. Branden wird in ihre Fußstapfen treten. davon bin ich fest überzeugt.

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SPORT1: Warum ist der Schritt zur Veränderung des amerikanischen Teams zum jetzigen Zeitpunkt passiert?

Berhalter: Wir haben vor 15 Jahren eine Initiative gegründet und angefangen die fußballerische Entwicklung in einer Akademie aufzubauen. Die Klubs haben viel Geld in die Jugendarbeit, Infrastruktur und die Trainingsarbeit investiert. Nun sehen wir zum Glück die Ergebnisse dieser Investitionen. Aus all diesen Investitionen können wir für den amerikanischen Fußball nun unseren Nutzen ziehen.

"Man muss Jungs wie Moukoko schützen"

SPORT1: Finden Sie, dass der Druck für junge Talente heute zu groß ist? Bei Borussia Dortmund spielt jetzt der erst 16 Jahre junge Youssoufa Moukoko.

Berhalter: Für die jungen Talente wie eben Moukoko muss es individuelle Pläne geben und man muss ihnen Zeit geben. Ich zögere immer, zu viel Druck bei jungen Spielern aufzubauen. Teile dieser Jugend sind sehr positiv, aber man muss diese Jungs wie Moukoko auch schützen.

SPORT1: Wie stolz sind Sie, in dieser wichtigen Entwicklungsphase des amerikanischen Fußballs Nationaltrainer zu sein?

Berhalter: Es ist ein großartiges Gefühl, mit dieser hungrigen Gruppe von Spielern arbeiten zu dürfen. Ich weiß aber auch, dass es ein großes Stück Arbeit bedeutet. Es ist sehr viel Freude dabei und auch Stolz, dies für mein Land machen zu dürfen. Wir sind sehr darauf konzentriert, einen guten Job zu machen und der jungen Mannschaft zu helfen, sich weiterzuentwickeln.

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Hoeneß im Doppelpass: Legendäre Sprüche zu Klinsmann

SPORT1: Jürgen Klinsmann war lange US-Nationaltrainer und Ihr Vor-Vorgänger. Er konnte in Deutschland als Trainer nur mit der Nationalmannschaft Erfolge feiern. Wie sehen Sie es?

Berhalter: Jürgen ist ein großartiger Stratege und Denker und hat schon Führungsstärke. Fußballlehrer ist ein sehr schwerer Beruf. Manchmal hat man nicht genügend Zeit, seine Arbeit zu verrichten, weil auch viele Einflüsse von außen kommen. Jürgen hat seine Energie für die amerikanische Nationalmannschaft zu 100 Prozent eingesetzt, damit diese bei der Weltmeisterschaft bestehen konnte. Er hat dies auch in Deutschland als Nationaltrainer getan. Manchmal sind es einfach die Umstände, mit denen man arbeiten muss, die einen irgendwie vom Erfolg abhalten.

SPORT1: Welche Ziele haben Sie mit Ihrem Team?

Berhalter: Das erste und größte Ziel ist die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022. Unser Zweites ist, dort erfolgreich zu sein. Das dritte Ziel ist, unsere Strategie auf den Platz weiter voran zu bringen, damit wir eine erfolgreiche WM 2026 spielen. Dann soll das US-Team bereit sein, sich mit den besten Mannschaften der Welt messen zu können.

SPORT1: Und wie schaut es mit Ihren persönlichen Zielen aus?

Berhalter: Erst nach diesem Projekt möchte ich zurück nach Europa und dort wieder eine Aufgabe übernehmen. Mein Fokus liegt aber zunächst ganz klar auf Amerika. Wenn diese Aufgaben gelöst sind, dann werde ich mich wieder in Europa umschauen.

SPORT1: Die Bundesliga wäre also eine Option?

Berhalter: Absolut. Die Bundesliga wäre ein Traum. Es sollte eine Top-Liga in Europa sein, wenn ich wechsle. Ich fühlte mich früher in Deutschland sehr wohl und mag die Einstellung der deutschen Spieler, so dass es für mich ein Land wäre, in dem ich mich als Trainer wohl fühlen würde.