Es gibt Geschichten, die schreibt nur der Fußball.
Jovicevics verhinderte Weltkarriere
© Imago
Hinter dieser Floskel steckt auch ein Funken Wahrheit, wie die Story des Kroaten Igor Jovicevic zeigt.
Erst kürzlich wurde der frühere Fußball-Profi als neuer Trainer von Dinamo Zagreb vorgestellt, was wohl die normalste Entwicklung seiner Laufbahn im Fußball-Geschäft ist.
Doch der Reihe nach. 1991 macht der junge Jovicevic bei der U17-Europameisterschaft auf sich aufmerksam. Mit dem jugoslawischen Team wird der Angreifer Vizeeuropameister und wird obendrein zum besten Spieler des Turniers gewählt. Zahlreiche Klubs werden auf Jovicevic aufmerksam.
Jovicevic wird von Real Madrid der Kopf verdreht
"Ich hatte viele Angebote und war in Verona in einem Hotel, um dort den Wechsel in die Stadt perfekt zu machen", blickt Jovicevic in der spanischen Zeitung AS zurück. Doch auf einmal habe er das Team von Real Madrid hineinkommen sehen, das damals in Verona ein Turnier bestritt.
Dann ging alles ganz schnell. Jovicevic unterhielt sich mit dem damaligen Real-Trainer Radomir Antic und dem Vizepräsidenten. "Real bemühte sich sehr um mich und schlug vor, dass ich mit ihnen nach Spanien gehe", erzählt Jovicevic.
Das Schicksal nahm seinen Lauf, denn der Jungprofi wurde nicht direkt auf der großen Bühne präsentiert, sondern musste inkognito agieren. "Ich spielte einige Spiele unter falschem Namen und wurde in einem Hotel versteckt, bis ein Journalist mich entdeckte. Am Ende wurde der Transfer dann vollzogen und ich unterschrieb für fünf Jahre."
Doch auch damit wendete sich die Geschichte für Jovicevic nicht zum Guten.
Pikante Klausel verhindert Einsätze im ersten Team
Zwar bestritt er viele Spiele für Reals zweite Mannschaft, aber in der ersten Mannschaft durfte er sich nicht beweisen – und das als damals bester Spieler der U17-Europameisterschaft. "Ich war 17, ich wusste nicht, was in meinem Vertrag stand. Darum kümmerten sich meine Agenten", erzählt Jovicevic.
Er ergänzt: "Ich sah, dass sie mir in den Freundschaftsspielen spanische Namen gaben, aber in den offiziellen Spielen durften nur die anderen auflaufen."
Doch dann entdeckte Jovicevic, "kurz bevor ich den Klub fast verlassen hätte", eine brisante Klausel. "Wenn ich mein Debüt für Reals erstes Team gegeben hätte, wäre Real gezwungen gewesen, viel Geld zu zahlen und einen neuen Kaufvertrag abzuschließen. Das war das Hindernis."
Zudem seien zu diesem Zeitpunkt nur drei Ausländer pro Team erlaubt gewesen, was bei Real bereits ohne ihn der Fall gewesen sei, sagt Jovicevic rückblickend.
Drei Jahre Pause nach Verletzung
So konnte er nur bei Reals zweitem Team seine Qualitäten unter Beweis stellen, bevor ihn ein Kreuzbandriss lange außer Gefecht setzte.
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"Ich hatte eine Operation in Spanien, aber mein komplettes letztes Jahr bei Real verbrachte ich in der Reha. Ich konnte mein Knie nicht beugen. Ein Teamkollege, der zum selben Zeitpunkt operiert wurde, spielte nach sechs Monaten wieder."
Drei Jahre war Jovicevic raus, mit gerade einmal 25 Jahren schien seine Karriere bereits am Ende, ohne dass sie je begonnen hätte. Doch dann traf er den heutigen Arzt von Dinamo Zagreb, der das Problem angeblich binnen eines Tages löste.
Barbesitzer in Marbella, jetzt Chefcoach
Jovicevic setzte seine Profi-Laufbahn unter anderem in Japan und Südkorea fort, bevor ihn eine zweite Verletzung mit 31 Jahren zum Karriereende zwang.
Jovicevic, der sechs Sprachen spricht, wurde Chefscout bei Lviv in der Ukraine, besaß Bars in Marbella und durchlief alle Jugendteams von Dinamo Zagreb als Trainer. Nun als Chefcoach der ersten Mannschaft scheint es, als ob Jovicevic, mit 29 Jahren Verspätung, doch noch nennenswerte Spuren in der Fußballwelt hinterlässt.
Und damit seine unglaubliche Geschichte um ein weiteres Kapitel ergänzt.