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Tragödie um Busby Babes: Team von Manchester United verunglückt 1958 in München

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Tragödie um Busby Babes: Team von Manchester United verunglückt 1958 in München

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Die Tragödie um Manchester United

Heute vor 66 Jahren verunglücken die Busby Babes auf dem Flughafen München. Das legendäre Team von Manchester United wird zum Mythos - die Tragödie zur Zäsur.
Die Unglücksmaschine von 1958
Die Unglücksmaschine von 1958
© dpa Picture Alliance
von Stefan Rommel

Geoff Bent. Roger Byrne. Eddie Colman. Mark Jones. David Pegg. Tommy Taylor. Liam Whelan. Duncan Edwards.

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Acht Namen, acht Spieler, acht Hoffnungsträger, acht Busby Babes. Ums Leben gekommen bei einer der bis heute größten Katastrophen der Sportgeschichte. Die Tragödie jährt sich heute zum 66. Mal, sie ist der melancholische Stoff nicht nur für Geschichten an den Tresen oder in den Stadien.

"Munich 58" ist ein feststehender Begriff nicht nur im englischen Sprachraum. Er steht wie ein Synonym für Schmerz und Leid, aber auch für Respekt und Anerkennung - und für Manchester United im Rückblick auch für den Start in eine völlig neue Zeitrechnung.

Auch beim FC Bayern ist der traurige Tag traditionell rot im Kalender angestrichen. Der Rekordmeister gedachte bezeichnete den 6. Februar 1958 als „schwarzen Tag in der Geschichte des Fußballs“.

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Das Flugzeug bricht auseinander

An jenem tragischen Februartag ist die Luft über München eiskalt. Am Flughafen Riem steht eine Maschine der British-European-Airways und wartet auf ihre dritte Starterlaubnis. Flugkapitän James Thain mit Copilot Ken Rayment mussten zwei vorherige Versuche abbrechen, offenbar wegen Problemen an den Triebwerken. Die 42 Fahrgäste befinden sich während der letzten Vorbereitungen in einer kleinen Lounge und warten.

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Es ist die Mannschaft von Manchester United, die am Abend zuvor im Europapokalspiel in der „Schlacht von Belgrad“ ein 3:3 gegen Roter Stern erkämpft hat, samt ihrer Entourage: der Trainerstab, die Betreuer, ein paar Journalisten, die schwangere Frau eines jugoslawischen Diplomaten und deren Tochter. Matt Busby ist der Architekt dieser blutjungen Mannschaft, mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 22 Jahren die große Hoffnung des englischen Fußballs.

Die Busby Babes müssen einen planmäßigen Zwischenstopp in München einlegen, um die Maschine vom Typ Airspeed Ambassador nachzutanken. Und nun kommen sie von hier offenbar nicht mehr weg. Es dauert eine Stunde, in der Zwischenzeit setzt ein regelrechter Schneesturm ein. Trotzdem bekommt Flug 609 um kurz vor drei Uhr nachmittags die erneute Starterlaubnis. Um 15.03 Uhr rollt die Maschine auf die Startbahn, die Motoren laufen nun gleichmäßig. Eine Minute bleibt bis zum Abheben, so die Ansage des Towers. Dafür sind in der Spitze 119 Knoten nötig.

Durch den heftigen Schneefall ist die Startbahn aber knöcheltief mit Schneematsch bedeckt, sodass die nötige Geschwindigkeit nicht mehr erreicht werden kann. Auch die Bremsstrecke ist bei den später festgestellten 105 Knoten nicht mehr lange genug, um den Start abzubrechen. Um 15.04 Uhr schießt die Maschine über die Startbahn hinaus und streift mit der linken Tragfläche ein Haus. Das Flugzeug bricht förmlich in der Mitte auseinander, der vordere Teil kracht gegen einen Baum, das Heck in eine Garage. Dort sind Treibstoff und Gummireifen gelagert, es kommt sofort zur Explosion.

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Bobby Charlton überlebt durch einen Zufall

Sieben United-Spieler sind sofort tot. Ebenfalls ums Leben kommen der Co-Pilot und ein Flugbegleiter, der Reiseveranstalter, acht Journalisten, zwei Co-Trainer, ein Sekretär und Willie Satinoff, ein enger Freund von Manager Busby. Duncan Edwards, das damals größte Talent des englischen Fußballs, erliegt rund zwei Wochen später seinen schweren Verletzungen.

Die hunderte United-Fans, die zu Hause in Manchester auf die Ankunft ihrer Helden warten, warten vergebens.

Busby überlebt den Absturz schwer verletzt, im Münchener Klinikum Rechts der Isar holen die Ärzte gleich zweimal einen Priester, der Busby die letzte Ölung zuteil kommen lässt.

Bobby Charlton ist ebenfalls unter den Überlenden. Der spätere Weltmeister wurde beim Aufprall samt Sitz aus dem Flugzeug geschleudert. Eigentlich sollte Charlton auch hinten in der Maschine sitzen, weil Teamkollege Tommy Taylor aber einen vermeintlich sicheren Platz im Heck wollte, tauschten beide kurz vor dem Start ihre Plätze.

Das spektakuläre Busby-Erbe

Die damalige Tragödie war auf vielen Ebenen eine echte Zäsur. United war in und um Manchester und für die englischen Fußball-Fans ein Begriff. Das "Munich Air Desaster" aber verhalf dem Klub weltweit zu trauriger Berühmtheit.

Die 13 Jahre nach Kriegsende immer noch sehr angespannten deutsch-englischen Beziehungen erfuhren eine spektakuläre Wendung: Die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft der deutschen Behörden und Bevölkerung hinterließ auf der Insel mächtigen Eindruck. Der behandelnde Chefarzt vom Klinikum Rechts der Isar wurde später sogar von der Queen empfangen.

Für Uniteds Fans begründete sich hier ein Mythos. Jener von einer Mannschaft, die ihrer Zeit voraus war - diese Zeit aber nie erleben durfte. "Das Team wurde nicht für das berühmt, was es zum Zeitpunkt von München war. Sondern was es hätte werden können", schreibt der Autor Dietrich Schulze-Marmeling in seinem Buch "United - vom Arbeiterverein zum Fußball-Unternehmen" besonders treffend.

Weil die Fans im ersten Spiel nach der Tragödie ihre Schals mit kleinen schwarzen Trauerflors besetzen, hält neben Rot und Weiß eine dritte Farbe Einzug ins Vereinsemblem. Spätestens seit dem ist die Tragödie der zentrale Bestandteil der Identität des Klubs.

Bei den Beisetzungen der Spieler in ihrer englischen Heimat sind Zehntausende zugegen. Bei Nachwuchshoffnung Edwards säumen 50.000 Menschen die Straßen von Dudley und Pfarrer Dawson Catterall sagt auf der Beerdigung: "Talent und Genialität werden wir noch einmal begegnen, aber es wird nie wieder einen Duncan Edwards geben."

Talent und Genialität entwickelt United in den Jahren danach trotzdem. Aus den Trümmern des Klubs basteln Busby und Charlton eine neue Welt-Elf. United gewinnt erst den FA-Cup, danach zwei Mal die englische Meisterschaft und zehn Jahre nach dem Unglück erstmals den Europapokal der Landesmeister. Den Busby Babes waren diese großen Erfolge nicht mehr vergönnt. Ihre Nachfolger führten das Erbe aber in nicht für möglich gehaltene Höhen.