Seine Entlassung beim niederländischen Traditionsverein PSV Eindhoven war für Mark van Bommel ein Schlag ins Gesicht. Am Sonntag hatte sich der 42-Jährige noch hoffnungsvoll gegeben: "Auch wenn ich gegen die ganze Welt kämpfen muss, gebe ich nicht auf".
Meijer: Darum scheiterte van Bommel
Sein Schwiegervater, der frühere Bundesligatrainer Bert van Marwijk (Borussia Dortmund und Hamburger SV, aktuell Nationaltrainer der Vereinigten Arabische Emirate, wollte auf SPORT1-Nachfrage nichts sagen.
Dafür sprach ein anderer. Erik Meijer, der gerade als TV-Experte arbeitet, in Deutschland unter anderem für Bayer Leverkusen und den HSV spielte sowie von 1993 bis 1995 auch bei PSV unter Vertrag stand, findet deutliche Worte für die Krise bei seinem früheren Klub.
"Es ist eigentlich schon fast logisch, dass das passiert. Der Verein und die Mannschaft sind fast ausgemolken. Alles, was einen Wert hatte, wurde im Sommer verkauft. Dann bleibt natürlich nicht mehr so viel übrig", sagt der 50-Jährige, der van Bommel gut kennt, im Gespräch mit SPORT1.
Drei Stars gingen
"Luuk de Jong ist weggegangen, der Mann, der jedes Jahr für 20 bis 25 Tore gut war. Und Hirving Lozano wechselte für 40 Millionen Euro zum SSC Neapel. Angelino zu Manchester City. Wenn man seine besten Leute abgeben musste, dann bleibt nun mal nichts mehr übrig. Das ist jetzt passiert bei der PSV Eindhoven", erklärt Meijer den tiefen Sturz
Die aktuelle Negativserie war der Auslöser für die Entscheidung, van Bommel zu entlassen.
"Als Trainer wirst du an Resultaten gemessen. So ist das im Fußball. Die Resultate, die er geliefert hat, waren nicht in Ordnung, waren einfach nicht gut genug. Dann suchen die Bosse eines Vereins eben nach einer anderen Lösung", weiß Meijer. "Wir sehen es seit Wochen und Monaten, dass es mit der PSV nicht besser wird. Dann ist die leichteste Konsequenz einen Mann wegzuschicken, anstatt die Spieler."
Oder eben neue zu holen. Talente seien genügend vorhanden. Doch es brauche "wieder mehr Qualität". Und Spieler, "die den Unterschied ausmachen und die sich für nichts zu schade sind. Die auch zwei Jahre bleiben, um eine Mannschaft dauerhaft nach vorne zu bringen."
Am Wochenende hatte PSV mit 1:3 gegen Feyenoord Rotterdam verloren.
In der Eredivisie liegt Spitzenklub Eindhoven nur auf Rang vier - zehn Punkte hinter Tabellenführer Ajax Amsterdam, die Punktausbeute ist die zu diesem Zeitpunkt der Saison die schlechteste des Jahrzehnts. In der Europa League ist Eindhoven in der Gruppenphase ausgeschieden. "Die Freistellung von Mark kommt nicht unerwartet", sagte Vereinsidol Willy van de Kerkhof dem Omroep Brabant.
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Faber übernimmt vorerst
Nachfolger wird bis zum Saisonende Ernest Faber, Leiter der Nachwuchsakademie des Klubs.
Für Faber ist das kein Neuland. Schon im März 2014 sprang er bis Saisonende nach der Trennung von Phillip Cocu als Übergangslösung ein.
"Ernest Faber übernimmt als Interimstrainer. Ich hoffe, dass er ein wenig Stabilität herein bringt in die Mannschaft. Es ist nicht einfach, wenn eine andere Stimme das gleiche sagt", meint Meijer. "Er muss es nun lösen. Ich habe im Moment keine Idee, wer PSV wieder zur Meisterschaft und in die Champions League führen könnte. Mit fällt direkt kein Name ein."
Meijer stellt klar: "Erik ten Hag kann es nicht werden. Ein Trainer von Ajax geht nicht zu Eindhoven."
Meijer nennt einen Hauptgrund für das Aus von van Bommel. "Es sind noch sehr gute junge Talente da und es wächst noch einiges heran. Mark hat es aber nicht geschafft, diese Talente zu einem Team zu formen beziehungsweise so zu integrieren, dass man mit Ajax mithalten und um die nationale Meisterschaft mitspielen kann. Da liegt das große Problem. Der Abstand zu Ajax ist viel zu groß geworden. Das ist etwas, das Mark in die Schuhe geschoben wird."
Und weiter: "Er weiß, dass er mit PSV an ein internationales Leistungsniveau rankommen muss. Und das ist ihm nicht gelungen, das Team hat es auf diesem Niveau nicht gebracht. Dann muss man auch die Konsequenzen akzeptieren. Auch als großer PSV-Mann. Er musste diese bittere Niederlage leider hinnehmen."
"Schwarze Seite in seinem Buch"
Er habe "das Zeug ein großer Trainer zu werden", aber das Kapitel Eindhoven habe nun auch "eine schwarze Seite in seinem Buch". Van Bommel habe nicht so viele Niederlagen erlitten, "als Spieler nicht und als Trainer bis jetzt auch noch nicht", findet Meijer. Dies fühle sich jetzt an wie "eine knallharte Niederlage".
Meijer kennt van Bommel gut. Und er glaubt, dass sein Kumpel jetzt "erstmal Zeit braucht, dies zu verarbeiten. Mit seinem Klub PSV Eindhoven so eine Niederlage hinnehmen zu müssen, das tut ihm weh."
Ob van Bommel schon bald wieder einen großen Klub trainieren wird, bleibt abzuwarten. In den vergangenen Monaten wurde sein Name immer wieder beim FC Bayern gehandelt, was nicht ganz unrealistisch schien. Für den Rekordmeister spielte van Bommel zwischen 2006 und 2011, war der erste ausländische Spieler, der dauerhaft die Spielführerbinde bei den Münchnern trug.
Ein Engagement bei den Bayern kann sich Meijer nicht vorstellen. "Mark van Bommel denkt nicht in kleinen Schritten und es ist nicht leicht in den Niederlanden nach der PSV zu einem kleineren Klub zu gehen. Aber ich denke der FC Bayern wäre für ihn im Moment noch ein zu großer Schritt. Ten Haag ist da schon weiter."