Schon seit fünf Jahren spielt Elkeson in der Chinese Super League. Der Mittelstürmer hat sich dort einen Namen gemacht, er trifft zuverlässig und ist einer der Publikumslieblinge.
So will China zur Fußball-WM
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Elkeson ist eigentlich Brasilianer - und doch wird er demnächst für die chinesische Nationalmannschaft auf Torejagd gehen.
Was über Jahrzehnte im Reich der Mitte undenkbar war, wurde jetzt eingeführt: Spieler anderer Nationalitäten sollen eingebürgert werden, damit sie dem darbenden Nationalteam auf die Beine helfen. Das große Ziel: Die Qualifikation für die WM 2022 in Katar.
Chronologie des Scheiterns
Dass es ohne fremde Hilfe gehen würde, davon rückten Chinas Machthaber spätestens im Frühjahr ab, als das Nationalteam im Viertelfinale des Asien-Cups gegen den Iran ausschied.
Einzig 2002 gelang es China, sich für ein WM-Turnier zu qualifizieren - angesichts der Bevölkerungsdichte und der Erfolge in anderen Sportarten sind Chinas Fußballer als Fußballzwerge gebrandmarkt. In der langen Serie chinesischer Misserfolge war das frühe Aus beim Asien-Cup offenbar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Nun also sollen Brasilianer, aber auch Engländer dem Nationalteam den nötigen Schwung geben, um den WM-Traum zu erfüllen.
Aktuell laufe die Einbürgerung von neun Profis, sagt der neue Verbandspräsident Chen Xuyuan. Dabei gehe es um Spieler mit und ohne chinesische Wurzeln, wie der frühere englische Juniorennationalspieler Tyias Browning. Einzige Bedingung für eine Einbürgerung: Der Spieler muss mindestens fünf Jahre im Land gelebt haben.
Aus Elkeson wird Ai Kesen
Auch auf dem Trainerstuhl wird nichts dem Zufall überlassen. Italiens Weltmeistertrainer Marcelo Lippi kehrte im Mai nach China zurück, für angeblich 20 Millionen Euro pro Jahr.
Der erste Spieler, der einen neuen Pass erhält, ist besagter Elkeson. Weil aber auch der Name einen chinesischen Anstrich bekommen soll, firmiert er nun als Ai Kesen. Lippi berief den 30-Jährigen in den vorläufigen Kader für das WM-Qualifikationsspiel gegen die Malediven. Damit ist Ai Kesen der erste Spieler in der Nationalmannschaft, der nicht chinesischer Abstammung ist.
Der Angreifer schwärmt in den höchsten Tönen von seiner neuen Heimat. "Ich fühlte mich in China zu Hause, als wäre ich im Land geboren worden. Dort kam eine herausfordernde Möglichkeit auf mich zu, aber sie gab mir die Gewissheit, dass es der nächste Schritt sein würde. Die Rückkehr zu Guangzhou Evergrande, der Mannschaft, die mir die Türen im Land geöffnet hat, und die Einbürgerung, damit ich China bei der nächsten WM helfen kann“.
In einem offiziellen Statement auf seinem Instagram-Kanal fügte er hinzu: "Heute sage ich allen, dass ich mich offiziell dieser Herausforderung gestellt habe. Ich gab meine Nationalität auf, um zu versuchen, all die Zuneigung zurückzuzahlen, die ich seit meiner Ankunft hier erfahren habe."
Ai Kesen spielt seit 2013 in China
2013 wechselte Ai Kesen für eine Ablösesumme von 5,7 Millionen Euro aus seiner brasilianischen Heimat von Botafago Rio de Janeiro zu Guangzhou Evergrande.
Mit dem Rekordmeister gewann er direkt dreimal die Meisterschaft, sowie zweimal die asiatische Champions League (2013 und 2015). Nach drei Jahre zog es den Offensivspieler für 18,50 Millionen Euro zu Ligakonkurrent Shanghai SIPG.
Mit SIPG kam 2018 ein weiterer Meistertitel hinzu. In diesem Sommer fand er den Weg zurück zu seinem ehemaligen Verein nach Guanghzou und versucht sich jetzt mit guten Leistungen für die Nationalmannschaft zu empfehlen. Jetzt nicht mehr als Brasilianer, sondern als Chinese.