Der türkische Fußballverband TFF hat mit Empörung auf die ersten Aussagen von DFB-Präsident Reinhard Grindel zum Treffen der Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem umstrittenen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan reagiert.
Türkei-Verband deutet Brisantes an
Grindels "verleumderische" Kommentare hätten bei ihm "große Traurigkeit" ausgelöst, ließ der TFF-Vorsitzende Yildirim Demirören am Dienstag mitteilen: "Die ausgedrückten Gedanken sind absolut inakzeptabel."
Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes habe einen "schrecklichen Fehler" begangen, als er Politik und Sport vermischt habe. Demirören deutete gar an, Grindels Aussagen wären vor dem Hintergrund des Rennens der beiden Verbände um die Ausrichtung der EM 2024 taktischer Natur: "Der türkische Fußballverband wird sich solchen Verhaltens nicht bedienen und in seiner Bewerbung um die EURO weiterhin nach den Regeln der UEFA spielen."
Loblied auf Erdogan
Der 53 Jahre alte Demirören führt den Verband seit 2012 und ist selbst keine unumstrittene Figur: Unter anderem wird ihm vorgeworfen, dass er als Geschäftsführer des Mischkonzerns Demirören Holding - der unterem auch die viel gelesenen Tageszeitungen Millyet und Vatan herausgibt - enorme Interessenkonflikte hat.
Demirören gilt als Erdogan-Anhänger, was in seinen weiteren Aussagen auch deutlich wird: "Dass unser Präsident, der ein ehemaliger Fußballer und ein passionierter Fußball-Liebhaber ist, viel dazu beigetragen hat, dass sich dieser Sport in der Türkei entwickelt, ist eine allseits gut bekannte Tatsache", findet er.
Özil und Gündogan überreichten Trikots
Özil und Gündogan hatten Erdogan am Sonntag in London getroffen und bei einem Fototermin signierte Trikots ihrer Vereine FC Arsenal bzw. Manchester City überreicht. Es folgte viel Kritik, am Dienstag auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Grindel reagierte bereits am Montag mit deutlichen Worten. "Der Fußball und der DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdogan nicht hinreichend beachtet werden", schrieb er bei Twitter: "Deshalb ist es nicht gut, dass sich unsere Nationalspieler für seine Wahlkampfmanöver missbrauchen lassen."
Am Dienstag warb Grindel im Rahmen der Nominierung für die WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) allerdings auch für einen fairen Umgang mit den beiden türkischstämmigen Profis, die von Bundestrainer Joachim Löw in den Kader berufen wurden. "Menschen können Fehler machen. Wir müssen das Maß wahren", sagte der DFB-Präsident: "Wir vonseiten des Verbandes haben den beiden klargemacht, dass es keine glückliche Aktion war."