Mit Manuel Neuer und Toni Kroos haben es zwei Deutsche in die aktuelle Weltauswahl der FIFA geschafft. Besonders auffällig in der Elf des Weltverbandes ist jedoch: Fünf Spieler der Mannschaft spielen bei Real Madrid, vier beim FC Barcelona.
Warum Real und Barca dominieren
© SPORT1-Grafik: Eugen Zimmermann/Getty Images/Imago
Das bedeutet, nur zwei Spieler kommen nicht von den zwei spanischen Weltvereinen. Und: Einer von ihnen ist auch noch Dani Alves, der Barca erst zu Beginn der laufenden Saison Richtung Juventus verließ. Der Brasilianer hat also die Hälfte des für die Wahl relevanten Bewertungszeitraums auch noch bei den Katalanen gespielt.
Profis stimmen für die FIFA-Elf ab
Sieht man sich die verschiedenen "Mannschaften des Jahres" der vergangenen Jahre an, fällt auf: Sie werden regelmäßig von Real und Barca dominiert. Spieler aus der Premier League und aus der Bundesliga sind meist in der Minderheit oder überhaupt nicht vertreten. Woran liegt das?
Zwei Auswahlmannschaften ziehen jedes Jahr das meiste Interesse auf sich. Zum einen das Auswahlteam der FIFA. Offizieller Titel: FIFA FIFPro World 11. Die Mannschaft wird gewählt von tausenden Profifußballern, die in der Spielergewerkschaft FIFPro organisiert sind.
UEFA lässt die Fans wählen
Zum anderen lässt auch die UEFA ihr Team des Jahres wählen. Auf der Internetseite des europäischen Kontinentalverbands dürfen alle Fans weltweit abstimmen. Für das Team des Jahres 2016 wurden rund 7,1 Millionen Stimmen abgegeben. Rund die Hälfte davon aus Europa, ein Viertel aus Asien und der Rest etwa gleichwertig verteilt auf Afrika sowie Süd- und Nordamerika.
Die UEFA-Wahl ist damit also die demokratischere, die FIFA-Wahl wird unter Fachleuten durchgeführt, aber durchaus mit einer repräsentativen Anzahl von Stimmen. In der weltweiten UEFA-Wahl setzten sich vier Real- und drei Barca-Profis durch - etwas weniger als bei der FIFA. Aber: Zählt man alle abgegebenen Stimmen zusammen, entfielen insgesamt 40 Prozent auf die beiden Großklubs aus Spanien.
Die Wahl durch Fans sorgt auch dafür, dass hohe Sympathiewerte etwas schwerer ins Gewicht zu fallen scheinen. Bestes Beispiel: Torwart-Oldie Gianluigi Buffon bekam bei der Internetabstimmung den Vorzug vor Weltmeister-Keeper Manuel Neuer.
FIFA-Team ohne Griezmann
Wenigstens ist im Gegensatz zur FIFA-Mannschaft in der UEFA-Elf 2016 Antoine Griezmann vertreten, möchte man sagen. Mit Atletico Madrid schaltete der treffsichere Franzose immerhin den FC Barcelona im Viertelfinale der Champions League aus und erreichte dort ebenso wie bei der EM mit Frankreich das Endspiel.
Grundsätzlich hat man jedoch das Gefühl, dass Reals Lokalrivale bei den Wahlen zu kurz kommt. Immerhin gewann Atletico 2010 und 2012 die UEFA Europa League und erreichte 2014 und 2016 das Endspiel der Champions League. In den Auswahlmannschaften schlugen sich diese Erfolge nur minimal nieder. 2012 schaffte es Radamel Falcao in die FIFA-Elf, Diego Godin 2014 in die UEFA-Auswahl. Das war's.
Sind die Marketingmaschinen Real und Barcelona etwa schon so omnipräsent, dass die Wahlberechtigten nur auf ihre Spieler achten - auch wenn andere bessere Leistungen bringen?
Atletico ein Sonderfall
Man muss allerdings feststellen: Der Fall Atletico ist besonders gelagert. Die Rojiblancos feierten ihre Erfolge immer dank eines ausgeprägten Mannschaftsgeistes und setzten mehr auf ein starkes Kollektiv als auf eine Ansammlung von Einzelkönnern. Darum war es schwerer, einzelne Topspieler aus der erfolgreichen Atletico-Truppe herauszugreifen.
Was sich bei der Analyse der letzten Auswahlteams besonders herausstellt: Den größten Einfluss hat der Ausgang der Champions League im bewerteten Jahr. Und Real und Barca gewannen nun einmal seit 2010 jeweils zwei Mal die Königsklasse. Dazu kamen nur noch der FC Bayern und der FC Chelsea.
Erfolg wird belohnt
Der Münchner Triumph fand dann auch deutlichen Niederschlag in den Mannschaften des Jahres. Im Jahr 2013 stellte man drei Spieler im FIFA-Team, 2014 vier, im UEFA-Team sogar jeweils einen mehr. Das zeigt: Erfolg - besonders in der Champions League - wird sehr wohl belohnt.
Das ist gleichzeitig auch der Hauptgrund, warum seit Jahren kaum ein Spieler aus der englischen Premier League in eine Elf des Jahres gewählt wird.