Die Schweizer Justiz soll über Jahre hinweg vergünstigte Final-Tickets für Weltmeisterschaften von der FIFA erhalten haben. Das berichtet der Tagesanzeiger. Zu den Begünstigten sollen ranghohe Staatsanwälte und Richter gehört haben.
Klüngel-Vorwurf wegen WM-Karten
© Getty Images
Dem Bericht zufolge haben die Justiz-Angehörigen die Karten schriftlich beim Weltverband angefordert. Die Bestellungen sollen zum Teil sogar über den derzeit suspendierten Präsidenten Joseph Blatter gelaufen sein.
Bei den Bestellungen soll es sich vor allem um Finalspiele bei Weltmeisterschaften von 1990 bis 2006 gehandelt haben. Zwar hätten die Staatsanwälte und Richter, so berichtet der Tagesanzeiger unter Berufung auf einen FIFA-Insider, die Tickets selbst bezahlt – allerdings zu Preisen, die deutlich unter dem Marktdurchschnitt gelegen hätten.
Die Schweizer Justiz steht seit Jahren in der Kritik, zu lasch gegen Straftaten innerhalb der FIFA vorzugehen.
Laut dem Informanten der Zeitung war man sich bei der FIFA sehr wohl bewusst, von welchen Stellen die Kartenkontingente geordert wurden.
Der Basler Rechtsprofessor Mark Pieth sieht in der Ticket-Affäre einen möglichen "Verstoß gegen die Berufsethik". Dem Tagesanzeiger sagte er, es lägen unter Umständen sogar "Elemente von Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung" vor.
Der Präsident von Transparency International Schweiz, Eric Martin, kritisierte, das Verhalten der Justizangehörigen zeuge "von wenig Sensibilität gegenüber Interessenkonflikten".