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Affäre um WM 2006: Günter Netzer klagt gegen Theo Zwanziger

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Affäre um WM 2006: Günter Netzer klagt gegen Theo Zwanziger

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Zwanziger verhöhnt Netzer

Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger und Günter Netzer werden sich in der Affäre um die WM 2006 höchstwahrscheinlich vor Gericht gegenüberstehen. Netzer reicht Klage ein.
Theo Zwanziger (l.) und Günter Netzer werden sich wohl vor Gericht sehen
Theo Zwanziger (l.) und Günter Netzer werden sich wohl vor Gericht sehen
© Imago

Günter Netzer und Theo Zwanziger bekämpfen sich mit Haken, Ösen und Paragraphen. Die wüste Schlammschlacht um Millionen-Schiebereien und einen angeblichen Stimmenkauf für das Sommermärchen landet vor Gericht.

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Die Schlüsselfigur Zwanziger hat eine Unterlassungsaufforderung Netzers mit Fristablauf Freitag 14 Uhr "selbstverständlich nicht unterschrieben" und lässt es provozierend gelassen auf einen Prozess ankommen. Netzers Anwalt Ralf Höcker bestätigte, er werde "zeitnah" Klage einreichen.

"Soll er doch klagen!"

Zwei Alphatiere des deutschen Fußballs prallen krachend aufeinander. "Soll er doch klagen!", höhnte Zwanziger voller Selbstbewusstsein. "Warum sollte ich bitte unterschreiben, dass ich gelogen habe, wenn ich die Wahrheit sage?"

Der frühere WM-Botschafter Netzer (71) soll dem ehemaligen DFB-Präsidenten 2012 in Zürich nebenbei berichtet haben, mit den verschwunden scheinenden Millionen seien die vier asiatischen Stimmen für die WM-Vergabe an Deutschland gekauft worden.

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Zwanziger griff im beiderseitigen Ringen um die Wahrheit in aller Schärfe auch Netzers Ehefrau Elvira an, die bei dem Treffen anwesend war. Angeblich kann sie bezeugen, dass Zwanziger lüge. "Soll sie doch den Meineid schwören! Das ist mir egal", sagte der 70-Jährige dazu lachend. Netzers Lager konterte, die Klageschrift sei "schon in Vorbereitung".

Druck auf DFB wächst

Zwanziger bestätigte immerhin, Elvira Netzer sei "in der Öffentlichkeit beim Gespräch zugegen" gewesen. Allerdings sei sie als Entlastungszeugin für Netzer ungeeignet: "20 Minuten war sie dabei, das Gespräch ging aber etwa eine Stunde. Das haben viele Leute gesehen."

Daraus leitet Zwanziger ab, es müsse weitere, neutralere Zeugen geben: "Netzer geht ein hohes Risiko. Wir wurden ganz bestimmt auch zu zweit gesehen ..."

Im Schatten dieses "Hahnenkampfes" wuchs der Druck auf den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und dessen Präsidenten Wolfgang Niersbach. In der Politik wurde erstmals die Forderung nach einem Rücktritt Niersbachs laut, und selbst der skandalumtoste Weltverband FIFA erlaubte sich, den DFB zur Unterstützung eigener Ermittlungen zu ominösen Finanztransaktionen aufzufordern.

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Auch Beckenbauer soll aussagen

Im Bundestags-Sportausschuss nimmt Öczan Mutlu von Bündnis 90/Die Grünen Niersbach in die Verantwortung. "Wenn er nicht in der Lage ist, aufzuklären und die Fragen zu beantworten, verhärtet sich der Verdacht, dass geschmiert wurde, dass es Schwarze Kassen gab. Schlimmer geht es nicht! Der DFB muss sich dann fragen, ob so ein Präsident noch tragbar ist. Dann würde ich sagen: Herr Niersbach, machen Sie den Weg frei", sagte er.

Mutlu kündigte außerdem an, neben Niersbach (64), Netzer und Zwanziger auch WM-OK-Chef Franz Beckenbauer (70) in den Sportausschuss einzuladen. "Wir hoffen", sagte Mutlu, "dass sie kommen und den Aufklärungswillen mit uns teilen".

FIFA ermittelt

Dazu forderte Mutlu auch staatsanwaltliche Ermittlungen. Sein Wunsch nach einer Reaktion des für Sport zuständigen Bundesinnenministers Thomas de Maiziere blieb allerdings auch am Freitag unerfüllt. Die Behörde teilte mit, eine Stellungnahme des Ministers könne nicht übermittelt werden.

In der verworrenen Situation um eine Millionen-Zahlung des WM-OK an die FIFA erwartet auch der Weltverband Antworten aus Frankfurt. "Die jüngsten Vorwürfe im Zusammenhang mit dem DFB, dem deutschen Organisationskomitee und der FIFA-Finanzkommission werden jetzt als Teil der unabhängigen Überprüfung der FIFA mit Hilfe ihrer externen Anwälte untersucht. Die FIFA hat den DFB formal gebeten, die Ermittlungen zu unterstützen", hieß es aus Zürich.

"Stinkt ganz schön mächtig"

Mutlu machte drei Tage nach Niersbachs Absage an den Sportausschuss keinen Hehl aus seiner Enttäuschung: "Er ist selbst schuld, wenn er die Chance nicht nutzt, im Bundestag Rede und Antwort zu stehen. Da sind auch Steuergelder investiert worden. Deshalb haben wir ein Recht auf Aufklärung und die Pflicht, dem nachzugehen." Niersbach hatte mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen im Verband durch externe Prüfer auf eine Reise nach Berlin verzichtet.

Auch deswegen sind für Mutlu (47) offizielle Ermittlungen alternativlos: "Ich wünsche mir, dass die Staatsanwaltschaft baldigst Untersuchungen aufnimmt und die Ermittlungen aufnimmt, denn wenn der Sport nicht von alleine in der Lage ist, das aufzuklären, wenn Schwarzgeldkonten vorhanden sind, muss die Staatsanwaltschaft ans Werk", sagte er im ZDF. Die gesamte Sache stinke "ganz schön mächtig".