Ein "Weihnachtsstern" am vierten Advent: Wenn in den deutschen Wohnzimmern das vierte Lichtlein brennt, wird in der katarischen Wüste 2022 der erste Winter-Weltmeister gekürt.
WM-Endspiel am vierten Advent
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Wie der Fußball-Weltverband FIFA am Donnerstagabend bekannt gab, wird das Finale am 18. Dezember gespielt - dem Nationalfeiertag des höchst umstrittenen Ausrichters Katar.
"Prinzipiell", sagte FIFA-Mediendirektor Walter de Gregorio, habe sich das Exekutivkomitee auf seiner Sitzung in Zürich zudem
auf eine Dauer von 28 Tagen geeinigt.
Das Eröffnungsspiel würde somit am 20. November ausgetragen werden.
Späte Entscheidung des FIFA-Exko
Die WM am Persischen Golf muss im Winter gespielt werden, da in der traditionellen WM-Zeit im Juni/Juli am Persischen Golf die
Temperaturen auf bis zu 50 Grad steigen - zu diesem Schluss kam das FIFA-Exko allerdings sehr spät.
Der Verlegung, die von der entsprechenden Terminfindungskommission bereits Ende Februar (bindend) vorgeschlagen wurde, waren jahrelange, hitzige Diskussionen vorausgegangen.
"Natürlich ist das auch aus deutscher Sicht nicht erfreulich, an der Verlegung in den Winter hängt unglaublich viel", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: "Es ist ein ganz gravierender Einschnitt, den man sich hätte ersparen können. Aber jetzt plädiere ich für Sachlichkeit. Es hilft jetzt nicht, zu lamentieren - wir müssen nach vorne und nach Lösungen schauen."
Terminprobleme für Europas Ligen
Fakt ist, dass vor allem die europäischen Ligen mit massiven Einschnitten rechnen müssen. Der Spielbetrieb muss spätestens
Anfang November unterbrochen werden, weitergehen kann es erst irgendwann im Januar.
Es wird mehr englische Wochen geben müssen. Ein Vorteil: Weil die WM in den bisherigen Liga-Rhythmus passt, brauchen die in Europa spielenden Nationalspieler keine Regeneration im Vorfeld, sie gehen topfit in die WM.
"Die Verlegung ist ein Konsensmodell, und wir sind gut beraten, im Umgang damit nicht immer nur die deutsche Brille aufzusetzen", sagte Niersbach: "In Europa war ohnehin eine Austragung im Januar 2023" präferiert worden.
"Es kam aber von der FIFA der Einwand der einzuhaltenden Verträge - mit dem Ausrichter, den Medien und Sponsoren", sagte Niersbach.
Höhere Abstellungsgebühren?
Unter anderem die Interessenvertretung europäischer Fußballvereine (ECA) hatte Proteste angekündigt und Kompensationszahlungen gefordert, die von der FIFA aber umgehend zurückgewiesen wurden.
Wahrscheinlich ist auch hier ein "Konsensmodell" mit deutlich höheren Abstellungsgebühren von der FIFA an die Klubs.
Für die WM in Brasilien schüttete der Weltverband 51,4 Millionen Euro aus, dieser Betrag könnte mindestens verdoppelt werden, eventuell sogar bereits für die WM 2018 in Russland.
Die Terminfrage war neben der Menschenrechtsfrage und Korruptionsvorwürfen nur ein Teil des Problems, das die FIFA seit
der kontroversen Vergabe im Dezember 2010 beschäftigt.
"Die Entscheidung für Katar ist Stand heute klar", sagte Niersbach. Auch der Korruptionsbericht des früheren Chefermittlers Michael Garcia stelle "die grundsätzliche Austragung offensichtlich nicht infrage".
Katar muss an Menschenrechtssituation arbeiten
Eine "offene, wichtige Voraussetzung ist für mich, dass an der Frage der Menschenrechtssituation gearbeitet wird", sagte Niersbach: "Das sieht auch Joseph Blatter so."
Zwar beteuert das lokale Organisationskomitee in Katar immer wieder, dass eine Besserung eingetreten sei, aber nach Ansicht der
internationalen Menschenrechtsorganisationen hat sich an den katastrophalen, sklavereiähnlichen Bedingungen am Persischen Golf
kaum etwas geändert.
Auch darüber wollte das FIFA-Exko im Hauptquartier auf dem Zürichberg beraten.