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Dr. Dieter Hahn im Interview mit SPORT1-Chefredakteur Olaf Schröder

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Dr. Dieter Hahn im Interview mit SPORT1-Chefredakteur Olaf Schröder

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"Sport darf nicht instrumentalisiert werden"

Die Reise von Bayern München nach Saudi-Arabien hat hohe Wellen geschlagen. Ex-DFB Präsident Theo Zwanziger hat laute Kritik geäußert, wie zuvor schon an der WM-Vergabe nach Katar. SPORT1 hat Dr. Dieter Hahn, Medienunternehmer und langjähriger Kenner der internationalen Fußballpolitik, nach seiner Meinung gefragt.
Dieter Hahn ist langjähriger Kenner der internationalen Fußballpolitik
Dieter Hahn ist langjähriger Kenner der internationalen Fußballpolitik
© SPORT1
Olaf Schröder
Olaf Schröder
von Olaf Schröder

Olaf Schröder: Die Reise des FC Bayern nach Katar und vor allem nach Saudi-Arabien ist von Medien und Politikern stark kritisiert worden. Aus Ihrer Sicht zu Recht?

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Dr. Dieter Hahn: Nein, ganz und gar nicht. Wir müssen uns alle dafür einsetzen, dass Sport die Menschen verbindet, auch wenn sie in unterschiedlichen Systemen leben und völlig unterschiedliche Ansichten oder verschiedene Religionszugehörigkeiten haben. Das ist ja gerade das Wunderbare beim Sport. Dafür muss der Sport aber über der Politik stehen und nicht von ihr instrumentalisiert werden. Hier wurde dagegen ein Spiel instrumentalisiert, um - wieder einmal - Moral zu heucheln. Kein Mensch stört sich, wenn deutsche Unternehmen Autos in Saudi-Arabien verkaufen, obwohl Frauen sie nicht fahren dürfen. Ein Freundschaftsspiel des Aushängeschilds des deutschen Fußballs in einem Land, das unsere Regierung als strategischen Partner in der Region sieht, ruft dagegen Empörung hervor, weil Frauen nicht zuschauen dürfen. Das ist lächerlich. Sport verbindet und es ist gut für Deutschland, wenn die erfolgreichen Klubs der Bundesliga weltweit in Freundschaft spielen - gerade und erst recht auch im Nahen Osten. Wenn der deutsche Fußball künftig alle Ungerechtigkeiten der Welt aktiv vor Ort bekämpfen soll, wird es jedenfalls nicht mehr viele Freundschaftsspiele geben. 

Schröder: FIFA-Exekutivmitglied Theo Zwanziger hat den Münchnern vorgeworfen, Geld komme dort vor Moral. Was sagen Sie zu den Vorwürfen?

Hahn: Ich glaube nicht, dass Theo Zwanziger, der wirklich einmal aus guten Gründen eine gewisse Bedeutung in unserem Land hatte, heute noch wirklich ernst zu nehmen ist. Es ist bedauerlich, wenn dieser Mann über seinen Bedeutungsverlust so schlecht hinwegkommt. Es wäre ihm mehr Souveränität und ein Mensch an seiner Seite zu wünschen, der ihn von solchen Auftritten abhält.

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Schröder: Theo Zwanziger soll in der FIFA im Mai von Wolfgang Niersbach abgelöst werden. Wird sich dadurch für den deutschen Fußball etwas ändern?

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Hahn: Es ist gut, wenn der deutsche Fußball wieder durch eine echte Persönlichkeit repräsentiert wird, die auch tatsächlich Verantwortung trägt und wahrnimmt.
Die Führungsgremien von FIFA und UEFA haben immer dagegen gekämpft, sich als "Austragsstüberl" für ältere Herren ohne Spesenkonto missbrauchen zu lassen.

Schröder: In diesem Zusammenhang: Plädieren Sie auch für eine Verlegung der WM 2022 in Katar?

Hahn: Nein, warum auch? Wenn Katar zum Beispiel bei Porsche einsteigt, ist uns das willkommen. Aber wenn dieses Land, das sich seit über 20 Jahren im internationalen Sport korrekt und überzeugend engagiert, die mit Abstand beste WM-Bewerbung abgibt und gewinnt, läuft die Empörungs-Windmaschine der hinlänglich bekannten Hüter der Moral in Deutschland auf höchster Stufe. Warum sollte das größte Sportevent der Welt nicht erstmals in die arabische Welt kommen, so wie zuvor schon nach Afrika und Asien oder in die damalige Fußball-Diaspora USA? Dagegen ist der Zeitpunkt zweitrangig, auch wenn die klimatischen Bedingungen im Winter zweifelsohne besser wären. Gerade heute sollten wir uns über jeden freundschaftlichen Brückenbau auch und gerade in die arabischen Länder freuen. Warum nutzen wir den Sport nicht, um solche Brücken zu bauen, statt sie unter dem Vorwand der 'Political Correctness' abzureißen und dann laut zu lamentieren, dass es keine Brücken mehr gibt?

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Schröder: Herr Dr. Hahn, vielen Dank für das Interview.

Fußnote: Herr Dr. Dieter Hahn kontrolliert 25,04 Prozent an der Constantin Medien AG. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Constantin Medien AG.