Nach der WM ist vor der EM: Das gilt ab dem kommenden Wochenende wieder für die 53 UEFA-Mitgliedsländer, die sich neben Gastgeber Frankreich für die Europameisterschaft 2016 qualifizieren wollen.
Mit Kapitän Rooney gegen WM-Blues
© Getty Images
In zwei Jahren gehen zum ersten Mal 24 Teams bei den kontinentalen Titelkämpfen an den Start, die Qualifikation ist damit deutlich einfacher geworden (DATENCENTER: Der Spielplan der EM-Qualifikation).
Trotzdem gilt es, vom 1. Spieltag an hellwach zu sein - und daher nutzen zahlreiche Nationalteams die Gelegenheit, wenige Tage vor dem ersten Pflichtspiel noch einmal zu testen.
Wayne Rooney erstmals Kapitän
Neben der Neuauflage des WM-Finales zwischen Deutschland und Argentinien (ab 20.15 Uhr im LIVE-TICKER und auf SPORT1.fm) steigen am Mittwochabend zahlreiche weitere Länderspiele.
Dabei sind unter anderem die Engländer mit Neu-Kapitän Wayne Rooney und das mit zahlreichen Deutschland-Legionären gespickte US-Team von Jürgen Klinsmann im Einsatz.
SPORT1 hat die Infos zu den wichtigsten Partien:
England - Norwegen (21 Uhr)
"Die Stimmung im Land ist schlecht. Das wird den Jungs nicht gerade helfen", sagt Englands Teammanager Roy Hodgson sorgenvoll mit Blick auf das Länderspiel in London gegen Norwegen (ab 21 Uhr LIVESCORES).
Nur 35.000 Zuschauer werden im traditionsreichen Wembleystadion zur Partie gegen die Skandinavier erwartet. Nach den Rücktritten der alten Haudegen Frank Lampard und Steven Gerrard muss Hodgson radikal verjüngen und umbauen. Erstmals wird Torjäger Wayne Rooney die Three Lions als Kapitän auf das Feld führen.
"Das empfinde ich als große Ehre. Diese neue Rolle als Nachfolger von Steven Gerrard macht mich stolz und glücklich", sagte der 28 Jahre alte Torjäger vom englischen Rekordmeister Manchester United.
Norwegen ohne Supertalent Odegaard
Der Gegner aus Norwegen kommt ohne Supertalent Martin Odegaard nach Wembley, der 15-Jährige von Strömsgodset IF hatte vor einer Woche beim 0:0 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate als jüngster Norweger aller Zeiten sein Nationalmannschaftsdebüt gefeiert.
"Martin ist sensationell talentiert, aber wir wollen ihn vorsichtig an das Team heranführen", erklärte Nationaltrainer Per-Mathias Hogmo.
Für die Norweger geht es zum Auftakt der EM-Qualifikation am Dienstag gegen Italien, weitere Gegner in der Gruppe H sind Kroatien, Bulgarien, Aserbaidschan und Malta.
Die Engländer bekommen es in der Gruppe E bereits am Montag mit der Schweiz zu tun, außerdem geht es in der Quali gegen die Fußball-Leichtgewichte Slowenien, Litauen, Estland und San Marino.
Tschechien - USA (20.15 Uhr)
Bei den USA hat der deutsche Trainer Jürgen Klinsmann nach dem unglücklichen Achtelfinal-Aus bei der WM in Brasilien gegen Belgien (1:2 n.V.) eine Experimentierphase ausgerufen.
"Das ist der Start für unser Projekt mit Blick auf Russland 2018", sagt er vor dem Testspiel in Prag gegen Tschechien (ab 20.15 Uhr LIVESCORES). Der ehemalige Bundestrainer will jetzt junge Spieler ausprobieren und die "Energie, die in Brasilien entstanden ist, in den nächsten WM-Zyklus übertragen."
Weil die MLS sich wie üblich nicht nach dem Kalender der FIFA richtet und durchspielt, stehen lediglich neun WM-Teilnehmer im Aufgebot, darunter Fabian Johnson (Borussia Mönchengladbach), John Anthony Brooks (Hertha BSC), Timothy Chandler (Eintracht Frankfurt) und Julian Green (Hamburger SV).
Zahlreiche Neulinge bei den USA
Gleich 15 der berufenen Spieler sind jünger als 24 Jahre, sechs haben noch keinen Einsatz im Nationalteam, darunter auch Joseph-Claude Gyau (Borussia Dortmund II), Alfredo Morales (FC Ingolstadt) und Bobby Wood (1860 München).
Die größte Überraschung ist allerdings die Nominierung von Jordan Morris. Der 19-Jährige spielt für die Universität von Stanford, Klinsmann war vor der WM beim Trainingslager der USA auf dem Campus der kalifornischen Elite-Uni auf ihn aufmerksam geworden.
Kurios: Morris darf kein Geld mit Soccer verdienen, das verbieten die strengen Regeln für College-Sportler. Nicht einmal Fußballschuhe dürfte er sich schenken lassen.
Für Gastgeber Tschechien ist die Partie gegen die USA die Generalprobe für den Start in die EM-Qualifikation gegen den WM-Dritten Niederlande am Dienstag. In der Gruppe A sind die Türkei, Lettland, Island und Kasachstan die weiteren Gegner.
Ukraine - Moldawien (19 Uhr)
Das Länderspiel zwischen der Ukraine und der Auswahl der Republik Moldau (ab 19 Uhr LIVESCORES) hat neben der sportlichen vor allem eine politische Dimension.
Während im Osten der Ukraine der Konflikt mit den offensichtlich von Russland unterstützten Separatisten immer weiter eskaliert, will der ukrainische Fußballverband dem Volk zumindest ein Stück Normalität vermitteln.
Eine Sache wird dennoch immer deutlicher: Die politischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine haben auch längst den Fußball erreicht.
Länderspiel als politisches Signal
Eigentlich sollte das ukrainische Team gegen Paraguay antreten. Die Südamerikaner beantragten eine Verlegung des Spielortes, scheiterten damit allerdings. Nun rollt der Ball also gegen Moldawien, vielleicht ja auch ein politisches Signal.
Erst Ende Juni hatten unter anderem die Ukraine und die Republik Moldau ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union unterzeichnet. "Ernste Konsequenzen" hatte die russische Regierung daraufhin angekündigt. Einknicken jedoch, das will der Fußball in der Ukraine deshalb nicht.
Auf dem Weg zur EM 2016 geht es für den Co-Gastgeber der EM 2012 am Montag zunächst gegen die Slowakei, danach warten Europameister Spanien, Weißrussland, Mazedonien und Luxemburg.
Moldawien bekommt es in der Gruppe G neben Auftaktgegner Montenegro mit Russland, Schweden, Österreich und Liechtenstein zu tun.
Irland - Oman (20.45 Uhr)
Neben dem DFB-Team ist aus der Qualifikationsgruppe D am Mittwochabend nur Irland im Einsatz. Der Weltranglisten-66. trifft auf den nur eine Position schlechter platzierten Oman (ab 20.45 Uhr LIVESCORES).
Angeführt wird die irische Mannschaft gegen die Asiaten von den Routiniers Shay Given (Tor, 37 Jahre, 125 Länderspiele) und Robbie Keane (Angriff, 34 Jahre, 133 Länderspiele).
Trapattoni-Nachfolger setzt auf Routine
Überhaupt setzt Coach Martin O'Neill eher auf Routine: Der Nachfolger des im September 2013 entlassenen Ex-Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni nominierte nur zwei Spieler unter 25 Jahren.
Ernst wird es für die Iren am Sonntagabend mit dem ersten EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien. Das erste Duell mit dem DFB-Team steigt am 14. Oktober, die weiteren Gegner sind Polen, Schottland und Gibraltar.