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Wiencek und Duvnjak befeuern WM-Debatte: "Das ist zu gefährlich"

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Wiencek und Duvnjak befeuern WM-Debatte: "Das ist zu gefährlich"

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Widerstand gegen WM wächst

Viele Handball-Größen sprechen sich gegen eine WM-Austragung aus. Patrick Wiencek und Domagoj Duvnjak melden sich zu Wort. Johannes Bitter vertritt eine andere Meinung.
Patrick Wiencek (Kiel, rechts) und Domagoj Duvnjak sehen eine Austragung der WM kritisch
Patrick Wiencek (Kiel, rechts) und Domagoj Duvnjak sehen eine Austragung der WM kritisch
© Imago
SPORT1 Betting
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von SPORT1

Austragen oder absagen? Der seit Tagen schwelende Konflikt um die Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten spitzt sich zu. Der Kieler Patrick Wiencek hat sich als nächster Nationalspieler aus der ersten Reihe klar gegen das Mega-Turnier im Januar positioniert - und mit ihm zwei andere Weltstars.

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"Wenn meine persönliche Meinung zählen würde, dann würde ich natürlich die WM nicht spielen", sagte Wiencek im ARD-Fernsehen: "Es gibt nichts Wichtigeres als die Gesundheit. Und das vergessen leider einige Leute ganz schnell."

Wiencek steht mit seiner Meinung beileibe nicht alleine da. Auch die beiden ehemaligen Handballer Domagoj Duvnjak (THW Kiel) und Aron Palmarsson (FC Barcelona) halten eine WM aktuell für nicht sinnvoll.

"In dieser Situation in der Welt verstehe ich nicht, warum wir alle Spieler und den Staff und was-weiß-ich dahin fliegen sollten, um unbedingt ein Großturnier zu spielen", sagte Palmarsson im Handball-Podcast Kreis ab. Und Duvnjak meinte: "Das ist zu gefährlich."

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Pekeler und Berater sehen WM kritisch

Damit bekommt das in Teilen unwürdige Geschacher der Klubs und Verbände um Spiele und Termine eine neue Dimension, der Protest der Profis dürfte den Handlungsdruck bei den Entscheidern jedenfalls verschärfen. "Wir sind diejenigen, die auf der Platte stehen. Und wir werden leider in solche Gespräche nicht einbezogen, ob es sinnvoll ist oder nicht", sagte Wiencek und stellte unmissverständlich klar: "Meiner Meinung nach ist das nicht sinnvoll."

Auch Hendrik Pekeler und dessen Berater Michael Hoffman sehen das Mammut-Turnier kritisch. "Wenn man darüber diskutiert, dass Familien zu Weihnachten vielleicht nicht zusammenkommen können, dann wäre eine Handball-WM mit 32 Teams nur drei Wochen später inakzeptabel", sagte Hoffmann bei SPORT1.

Pekeler "sieht eine Austragung der WM kritisch", wisse aber um die Bedeutung für den DHB.

Nach der schweren Coronaerkrankung von Nationalspieler Juri Knorr vom GWD Minden hatte zuletzt auch Minden-Geschäftsführer Frank von Behren im Hinblick auf die WM Kritik geübt.

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"Es stellt eine zusätzliche Gefahr dar, wenn Spieler aus aller Welt zusammenkommen", warnte von Behren bei SPORT1. "Die WM stellt für die Bundesliga und alle anderen Ligen eine große Gefahrenquelle dar. Sie stellt für die Spieler eine große Gefahrenquelle dar." Da müsse ein Plan B her.

Hanning verteidigt WM

Neben Wiencek und Pekeler hielten sich die deutschen Nationalspieler mit öffentlicher Kritik an dem Mammut-Turnier mit 32 Teams bislang merklich zurück. DHB-Kapitän Uwe Gensheimer verwies noch am Wochenende auf die enorme "Strahlkraft der Nationalmannschaft, um unsere Sportart zu repräsentieren" - doch die Frage, ob diese Strahlkraft den hohen Preis (gesundheitliche Risiken) rechtfertigt, dürfte bei den WM-Diskussionen in den kommenden Tagen und Wochen in den Mittelpunkt rücken.

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Nachdem zuletzt immer mehr Klubs ihre Abneigung gegen die WM kundgetan hatten, argumentierte der Deutsche Handballbund aber (auch angesichts eines möglichen Umsatzausfalls von rund drei Millionen Euro) bei jeder Gelegenheit stets pro WM.

"Warum sollten wir sie verschieben?", fragt Vizepräsident Bob Hanning bei SPORT1: "Wir brauchen in unserer Sportart doch beides! Wir brauchen die Liga und die Verbände."

Es sei "sicherer, eine WM durchzuführen als zum Beispiel Europapokal- oder Champions-League-Spiele, die uns durch ganz Europa reisen lassen. Die Strahlkraft der Nationalmannschaft ist bei allem Respekt nicht vergleichbar mit einem Bundesligaspiel zwischen Melsungen und Berlin."

Bitter derzeit pro WM-Austragung

Am Montag äußerte sich auch noch der an Corona erkrankte Handball-Nationaltorhüter Johannes Bitter (TVB Stuttgart). Er hat sich in der Diskussion um die WM in Ägypten im Januar für eine Austragung positioniert. "Stand jetzt glaube ich, dass wir die WM auf jeden Fall spielen können", sagte der Weltmeister von 2007 in einem Sportschau-Interview am Montag. 

Allerdings habe er großes Verständnis für gegenläufige Meinungen, wie sie zuletzt unter anderem Patrick Wiencek vom THW Kiel geäußert hat. "Es ist schwierig, die Privatperson und den Sportler zu trennen", betonte Bitter: "Ich kann Patrick total verstehen. Wir müssen unsere Familien schützen, haben aber auch eine Verantwortung unserem Sport und den Verbänden gegenüber. Wir wissen manchmal selber weder ein noch aus, eine Entscheidung in die eine der andere Richtung kann fatale Folgen haben." Bis zum Abschluss der Meinungsbildung werde es noch einige Tage dauern.

Der Punkt für eine "knallharte Entscheidung" sei aus seiner Sicht nicht oder noch nicht gekommen. "Wenn man möglich macht, dass die Mannschaften früh anreisen, vernünftig getestet werden und in einer sicheren Bubble leben, dann glaube ich, dass das Risiko dort geringer ist, als wenn man zu Länderspielen in ganz Europa reist und immer wieder Mannschaften trifft, die vielleicht unter anderen Bedingungen reisen und leben", sagte der Vorsitzende der Spielergewerkschaft "GOAL".

Frauen-EM wackelt

Liga-Präsident Uwe Schwenker sieht einen Austausch mit den Profis als elementar an. "Der DHB muss die Spieler einbeziehen. Wir können nicht über Köpfe hinweg entscheiden", sagte Schwenker der BamS.

Martin Schwalb von den Rhein Neckar Löwen über die Handball-Bundesliga
06:37
Schwalbs optimistischer Blick in die Zukunft

Auch Alt-Bundestrainer Heiner Brand wies auf die Fürsorgepflicht von Vereinen und Verbänden hin. "Die Verantwortlichen haben da auch eine gewisse Verantwortung gegenüber den Spielern und deren Familien", sagte Brand bei Sky: "Letztlich muss alles gegeneinander abgewogen werden, um zu versuchen, eine Lösung zu finden, die zu verantworten ist."

Bei den Frauen schuf am Montag der norwegische Verband Fakten und zog sich angesichts der grassierenden Corona-Pandemie und in Folge der restriktiven staatlichen Vorgaben als Co-Ausrichter der im Dezember bevorstehenden EM zurück. Ob das Turnier, bei dem die Spiele der deutschen Mannschaft allesamt in Trondheim geplant waren, nun komplett in Dänemark gespielt oder ganz abgesagt wird, ist noch nicht entschieden.

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