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Handball-WM 2017: Das ist das Abwehr-Geheimnis der Bad Boys

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Handball-WM 2017: Das ist das Abwehr-Geheimnis der Bad Boys

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Bad Boys: Sie sind wieder richtig böse

Die deutsche Abwehr kommt angeführt von Finn Lemke und Nachrücker Hendrik Pekeler in Medaillenform. Sie zermürbt den Gegner mit Wucht, Willen, Taktik und Psychologie.
Finn Lemke (M.) ist der Chef der deutschen Abwehr und hat wieder Hendrik Pekeler an seiner Seite
Finn Lemke (M.) ist der Chef der deutschen Abwehr und hat wieder Hendrik Pekeler an seiner Seite
© Imago

Beton soll die Basis für Gold sein, wie damals in Polen. Die Machtdemonstration bei der WM in Frankreich gegen Kroatien am Freitag hat gezeigt: Die deutsche Abwehr ist auf gutem Weg, ihre Höchstform zu erreichen. (Spielplan der Handball-WM)

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Pünktlich zur K.o.-Phase, die am Sonntag mit dem Achtelfinale gegen Katar beginnt (ab 18 Uhr im LIVETICKER und im LIVESTREAM auf handball.dkb.de).

War die Defensive während der ersten vier Spiele nur bedingt gefordert worden, zeigte sich bei der ersten echten Kraftprobe ihre ganze Klasse.

Zwölf Minuten lang ließen Finn Lemke, Hendrik Pekeler und Co. im ersten Durchgang keinen Treffer zu, gegen eine Weltklassemannschaft wie die Kroaten eine fast unwirkliche Leistung. Gerade einmal 21 Gegentreffer standen am Schluss zu Buche.

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Natürlich funktioniert das nur im Verbund, inklusive der Außen, doch das Herzstück ist der Innenblock. Das Reich von Lemke, der praktisch nur in der Defensive zum Einsatz kommt.  Ein sanfter Riese, fast schüchtern, Student der sozialen Arbeit.

Lemke wandelt sich auf dem Feld

Auf dem Feld wird der 2,10-Mann zum Berserker. Lemke blockt, schiebt, zieht und rangelt wie besessen. Beim Verteidigen ist er voll in seinem Element, feiert jeden Ballgewinn wie andere ihre Tore. Ein Lautsprecher ist er nicht. Lapidar sagte er nach dem Spiel: "Das war ganz gut."

Oliver Roggisch, einst Deutschlands Vorzeigeverteidiger und heute DHB-Teammanager, sieht Parallelen zu sich selbst, wenn er über Lemke sagt: "Er ist ein bisschen eine gespaltene Persönlichkeit."

Lemke sei einerseits ein "netter, komplett bodenständiger Typ, der weltoffen ist, und auch andere Sachen außer Handball im Kopf hat." Andererseits: "Auf dem Feld ist er komplett durchgedreht."

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Ähnlich geht es den Teamkollegen. "Wenn er in der Kabine anfängt rumzuschreien - so nimmt man ihn sonst nicht wahr", sagt Pekeler im Gespräch mit SPORT1 schmunzelnd über seinen Mitspieler: "Er ist sehr ruhig, aber wenn es zum Handball geht, dann macht es Klick, und dann ist er ein anderer Typ."

"Konnte zwei Wochen die Beine hochlegen"

Pekeler selbst ist ebenfalls ein wichtiger Teil des Defensivverbunds. Der nicht ohne Nebengeräusche nachnominierte Löwe hatte sich eigentlich ausgebrannt abgemeldet, ist nun nach eigener Aussage aber wieder im Vollbesitz seiner Kräfte.

"Ich konnte zwei Wochen die Beine hochlegen und den Handball ruhen lassen", sagte er: "Aber ich habe mich natürlich fit gehalten, zum einen, weil ich mit den Löwen in die Vorbereitung starten musste, und zum anderen weil Dagur mir das gesagt hat. Von daher bin ich jetzt auch mit dem Kopf wieder voll da und habe Spaß am Handball."

Auch Pekeler ist privat ein introvertierter Typ, ein Familienmensch, der gerne liest.

Auf der Platte aber sind sie wieder böse, die Bad Boys. Und das Verteidigen haben sie zur hohen Kunst erhoben.

Lemke und Pekeler machen Ansagen

Zum Kernteam in der Abwehr zählen neben den Torhütern auch noch drei weitere Hünen: Julius Kühn, Simon Ernst und vor allem Patrick Wiencek, der beim EM-Triumph 2016 verletzt fehlte. Mit ihm kann die deutsche Verteidigung vielleicht noch stärker sein als sie es in Polen war.

"Wir führen die Mitspieler an und machen die Ansagen", sagt Lemke über die Leitfiguren, die zumeist eine 6:0-Formation organisieren.

Entscheidend ist dabei auch die Absprache mit den Torhütern. Nicht nur beim Block, sondern auch in "Sondersituationen" (Lemke) wie Überzahl und Unterzahl. Das geht so weit, dass sich Silvio Heinevetter oder Andreas Wolff einen Gegner als Zielspieler aussuchen und die Abwehr diesen dann in eine Wurfsituation zwingt.

"Wenn unsere Torhüter bei einem der Gegner im Kopf sind, dann soll der erst mal Tore gegen sie machen", sagt Lemke: "Das ist sowohl bei Silvio als auch bei Andreas enorm schwierig, wenn sie erst mal Feuer gefangen haben."