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SPORT1-Kolumne: Stefan Kretzschmar über Dagur Sigurdsson und den DHB

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SPORT1-Kolumne: Stefan Kretzschmar über Dagur Sigurdsson und den DHB

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DHB muss um Sigurdsson kämpfen

SPORT1-Experte Stefan Kretzschmar nimmt den Verband angesichts des drohenden Abgangs des Bundestrainers in die Pflicht - und traut Dagur Sigurdsson Kurioses zu.
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© SPORT1/Getty Images

Hallo Handball-Fans,

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dieser Tage beschäftigt uns die Frage um Dagur Sigurdsson und seinen möglichen Abgang vom DHB. Leider deutet aktuell vieles darauf hin - besonders nach der Pressekonferenz vom Montag.

Dort sagte er, dass er die Mannschaft auf jeden Fall noch bei der WM 2017 in Frankreich betreuen werde. Zur weiteren Zukunft hielt er sich bedeckt, eine Entscheidung steht wohl Ende November an.

Derartige Statements lassen darauf schließen, dass Sigurdsson seinen bis 2020 laufenden Vertrag auflösen wird. Eine Option ermöglicht ihm das bis zum 31. Dezember, wodurch er nur noch bis zum 30. Juni 2017 an den DHB gebunden wäre.

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All jene Pläne, mit ihm gemeinsam Olympia-Gold in Tokio zu holen, müsste man dann begraben.

Ich persönlich wünsche mir sehr, dass es dazu nicht kommt, und hoffe, dass der DHB mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln um ihn kämpfen wird.

Was Sigurdsson für den deutschen Handball geleistet hat, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Er hat ihm neues Leben eingehaucht und ihn zugleich komplett reformiert.

Was ich nahezu ausschließen würde, ist, dass es Sigurdsson zu einem europäischen Top-Klub zieht. In den vergangenen Tagen hatte es mehrfach geheißen, er werde von Paris Saint-Germain umworben. Eine reizvolle Aufgabe, für jeden Trainer, aber ich glaube nicht, dass er diesen Weg beschreitet.

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Stattdessen kann ich mir vorstellen, dass er mit seiner Familie nach Island zurückgeht. Dort können seine Kinder zur Schule gehen, und er hat er die Möglichkeit, sich beruflich neu zu orientieren.

Das heißt aber nicht, dass er einen Alltagsjob ergreifen wird, sondern etwas Projektbezogenes macht. Ihm gehört ja bereits ein Hotel in Island, das er gemeinsam mit Freunden betreibt.

Darüber hinaus ist er sehr musikorientiert, sein Bruder hat eine Band - vielleicht findet er da eine ganz neue Richtung. Ich denke, er wird sich für etwas entscheiden, was noch niemand zum jetzigen Zeitpunkt erwartet.

Wenn er also tatsächlich abtreten sollte, wäre es ein herber Schlag für den DHB - und das nicht nur sportlich. Denn Sigurdsson ist zur Identifikationsfigur avanciert und hat dem deutschen Handball viele Sympathiepunkte eingebracht.

Insofern wäre es zunächst mal ein Rückschlag. Seine Entscheidung ist natürlich trotzdem zu respektieren.

Trotz allem Wirbel steht nun auch noch die EM-Quali vor der Tür - Deutschland trifft dabei zunächst auf Portugal (Mi., ab 18.45 Uhr LIVE auf SPORT1). Manch einer mag fürchten, dass die Trainerdiskussion ein Störfeuer für die Mannschaft werden könnte.

Das denke ich aber nicht. Das Team hat in den letzten Wochen und Monaten von klaren Ansagen gelebt, und dafür wird Sigurdsson auch weiterhin sorgen. Das Gebilde ist zu stabil, um jetzt zu zerbrechen. Dafür sind die Spieler zu jung, hungrig und hochklassig.

Der erste Gegner Portugal ist ohnehin nicht sonderlich stark. Unangenehm vielleicht, aber für die deutsche Mannschaft keine Gefahr. Portugals bester Spieler Joao Ferraz ist darüber hinaus auch noch verletzt. Ich rechne daher mit einem klaren Sieg.

Euer Kretzsche

Stefan Kretzschmar, 43, ist seit 2009 als Experte und Co-Kommentator das Handball-Gesicht von SPORT1. Der neben Heiner Brand wohl bekannteste deutsche Handballer hat in 218 Länderspielen 817 Tore für den DHB erzielt, gewann unter anderem Olympia-Silber in Athen 2004. In der Bundesliga war der ehemalige Weltklasse-Linksaußen für den SC Dynamo Berlin, Blau-Weiß Spandau, den VfL Gummersbach und zuletzt den SC Magdeburg aktiv, mit dem er 2002 die Champions League gewann. Bei SPORT1.de analysiert "Kretzsche" wöchentlich in seiner Kolumne das Handball-Geschehen.