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Handball, HBL: Frank Bohmann über möglichen Saisonabbruch, Coronafälle

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Handball, HBL: Frank Bohmann über möglichen Saisonabbruch, Coronafälle

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Saisonabbruch? So plant die HBL

In der HBL müssen vermehrt Spiele wegen Corona verschoben werden. Geschäftsführer Frank Bohmann nimmt im SPORT1-Interview zu möglichen Szenarien Stellung.
Frank Bohmann (l.) hält Hendrik Pekelers Befürchtung von einem vorzeitigen Ende der Handball-Saison nicht für abwegig
Frank Bohmann (l.) hält Hendrik Pekelers Befürchtung von einem vorzeitigen Ende der Handball-Saison nicht für abwegig
© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Imago
cpaschwitz
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In ganz Deutschland nimmt das Corona-Infektionsgeschehen wieder an Fahrt auf. Tag für Tag werden mehr neue Fälle gemeldet - davon bleibt auch der Profi-Sport nicht verschont.

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In der Handball-Bundesliga hat es bislang bereits 38 Spielverschiebungen infolge von Corona-Fällen bei den Teams gegeben, 21 wurden davon bis heute nachgeholt. 

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Nicht ganz unbegründet hat in diesem Zusammenhang Nationalspieler Hendrik Pekeler in der Sport Bild geäußert, dass er ein vorzeitiges Saisonende der HBL befürchtet. "Meine persönliche Meinung ist, dass wir die Saison nicht schaffen werden", erklärte der Kreisläufer des THW Kiel.

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Hat Pekeler Recht? Ist die HBL-Saison in Gefahr? Im SPORT1-Interview hat sich Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann zur Thematik geäußert.

SPORT1: Herr Bohmann, Nationalspieler Hendrik Pekeler vom THW Kiel hat in einem Interview gesagt, er bezweifele angesichts der Corona-Entwicklung und der damit einhergehenden Spielausfälle- und Verlegungen, dass die Bundesliga-Saison mit all ihren angesetzten Punktspielen zu Ende gehe. Teilen Sie seine Meinung?  

Frank Bohmann: Hendrik Pekeler hat damit ja nicht ganz Unrecht, dieses Szenario könnte tatsächlich so kommen. Ich nehme ihm diese Aussage bestimmt nicht übel, wir wollen es aber trotzdem schaffen. Wir haben in unserem wöchentlichen Jour fixe mit allen Bundesliga-Klubs in diesem Zusammenhang auch noch einmal über eine erneute Verschärfung unserer Hygienekonzepte gesprochen, um die Ansteckungsgefahr ein weiteres Stück zu reduzieren, dafür haben wir auch einen Infektiologen und Epidemiologen zu Rate gezogen. Klar ist: Durch die neue Virus-Variante ist die Gefahr erheblich größer – und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Fall auch schnell gleich eine ganze Mannschaft in Quarantäne muss. Und je später in der Saison wir dann solche Ausfälle haben, umso schwieriger wird es, dass die Teams wirklich all ihre 38 Spiele bestreiten, weil uns dann schlichtweg die Nachholtermine dafür fehlen werden.

SPORT1: Und die bereits jetzt feststehenden Spielausfälle...
 
Bohmann: …kriegen wir noch nachgeholt und sind auch bereits angesetzt. Aber viel mehr passieren darf nun tatsächlich nicht; und in die Glaskugel schauen kann niemand von uns, was die weitere Entwicklung des Infektionsgeschehens angeht. (Spielplan und Ergebnisse der Handball-Bundesliga)

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HBL hat Pläne vorliegen

SPORT1: Aber es gibt Pläne, wie die HBL im Fall der Fälle reagieren kann und wird?

Bohmann: Wir überlegen natürlich, wie wir am Ende Spieltage verdichten könnten, wenn es sein muss auch in Form eines Abschlussturniers, um somit doch noch auf eine maximal mögliche Anzahl von Spielen zu kommen. Diesen Gedanken gibt es schon länger, und die Basketballer haben das ja auch geschafft. Aber der Unterschied ist, dass wir dabei dann bei bis zu 20 Teams wesentlich mehr Mannschaften einbinden würden, und dass dies alles während einer laufenden Saison bis Ende Juni geschehen müsste.

SPORT1: Erzählen Sie gern mehr über Ihre Ideen zu einem Abschlussturnier. 
 
Bohmann: Wenn man ins Detail geht, dann ist die Austragung eines solchen Turniers mit enormen Risiken verbunden. Und wenn ich dann wirklich 20 Teams an einem Ort habe und dann eine Infektion auftritt… Was klar ist: 38 Spiele bei jedem Team wären schön, doch über allem steht der Gesundheits- und Infektionsschutz, da werden wir nichts riskieren. Für solch ein Turnier müssten dann auch Orte mit entsprechenden logistischen Kapazitäten her, was Hotels und Hallen angeht. Es gibt da zwei, drei denkbare Standorte, das ginge nicht an einem Zweitliga-Standort, sondern eher in einer Metropole. 

Liga-Abbruch nicht auf der Agenda

SPORT1: Und wenn die Saison vorzeitig abgebrochen werden müsste? 

Bohmann: Einen Abbruch haben wir nicht auf der Agenda, anders als im Vorjahr gibt es ja auch keine politische Weisung, dass wir nicht mehr spielen dürften. Zur Debatte steht, dass wir die Saison zu Ende spielen, dann aber unter Umständen nicht alle Mannschaften all ihre Spiele gemacht haben werden. Und was Meisterschaft sowie Auf- und Abstieg angeht, würde das erneut durch eine Quotientenregel gewertet werden. (Tabelle der HBL)

Kürzlich musste die Partie des SC DHfK Leipzig abgesagt werden, weil bei Gegner Erlangen Spieler positiv getestet wurden
Kürzlich musste die Partie des SC DHfK Leipzig abgesagt werden, weil bei Gegner Erlangen Spieler positiv getestet wurden

SPORT1: Wie sehen Sie inzwischen die finanzielle Lage der Liga und der Klubs? Im Herbst war noch zu lesen, dass man höchstens bis Jahresende ohne Zuschauer spielen könne, ehe es für manche Klubs finanziell eng werden würde.  

Bohmann: Zu diesem Zeitpunkt war auch noch nicht klar, dass es ebenso 2021 Staatshilfen geben wird. Im Vorjahr sind da bis zu 800.000 Euro an jeden einzelnen Klub geflossen, das hat vielen geholfen, wenn auch nicht unbedingt den Großvereinen, bei denen das nur einen kleinen Teil der Ausfälle kompensiert hat. Nun gibt es noch einmal ein zweites Paket, diese staatliche Solidarität ist nicht selbstverständlich, dafür sind wir auch sehr dankbar. Darüber hinaus haben viele Klubs Agreements mit ihren Sponsoren und Dauerkartenbesitzern erzielt, es gab auch Gehaltsverzicht. Ich glaube daher, dass wir alle bis zum Saisonende finanziell durchhalten können, wenngleich die Vereine dabei auf ihre Rücklagen zurückgreifen müssen. Dass sich die HBL-Klubs in den vergangenen Jahren - auch aufgrund verschärfter Lizensierungsforderungen - eine größere Eigenkapitalquote erarbeitet haben, kommt uns jetzt zugute. 

Bohmann: Impfung Voraussetzung für Olympia-Teilnahme

SPORT1: Zahlreiche Spieler aus der HBL werden dann wohl auch zu den Olympischen Spielen nach Tokio reisen. Wie stehen Sie zu der Debatte um eine Absage der Spiele 2021? (Alles Wichtige zu Olympia)
 
Bohmann: Wir haben immer gesagt, dass sich die HBL und ihre Spieler der Impfreihenfolge fügen werden, wir wollen da keine Extrawurst. Für die Sportler bei Olympia gibt es meiner Meinung nach aber keine andere Alternative, als dass sie zweimal geimpft dorthin fahren. Bedeutet also verkürzt: Entweder die Sportler werden nun doch vorgezogen für Olympia, oder sie fahren eben nicht hin. Sonst kann das mit Menschen aus so vielen Nationen nicht funktionieren, denn die Sportler brächten das Virus ja nicht nur hinein zu Olympia, sie trügen es auch wieder hinaus in die Welt. Noch einmal: Jeder Sportler jeder Nation, der zu den Olympischen Spielen fährt, muss meiner Meinung nach geimpft sein.  

SPORT1: Zeitlich wird es dafür aber immer knapper, soll eine Impfung seriös im Vorfeld auch mit Blick auf Immunreaktionen und Trainingsvorbereitung über die Bühne gehen.  
 
Bohmann: Es ist zu hoffen, dass beim Thema Impfen nun bald der Turbo-Boost eingeschaltet wird, und wir wissen auch, dass der Deutsche Olympische Sportbund DOSB um Präsident Alfons Hörmann das Thema ganz oben auf seiner Agenda hat. Da werden wir jetzt nicht noch zusätzlich Druck aufbauen, da können zu viele Köche am Ende sonst den Brei verderben. Wir werden nach außen bestimmt nicht lospoltern und sagen: Jetzt sind aber die Handballer mal dran!