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Kuntz: Nachwuchsarbeit "langwierig"

U21-Nationatrainer Stefan Kuntz spricht im SPORT1-Interview über seine Arbeit, Bundestrainer Joachim Löw und den ehemaligen Arsenal-Coach Arsene Wenger.
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© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Getty Images/Imago/iStock
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Stefan Kuntz ist einer der derzeit erfolgreichsten Trainer in Deutschland.

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Nachdem er im August 2016 Nachfolger von Horst Hrubesch als Nationalcoach der U21-Nationalmannschaft wurde, scheint es für den deutschen Nachwuchs nur noch nach oben zu gehen. Kuntz führte das Team 2017 bei der Europameisterschaft in Polen zum Titel. Nun qualifizierte sich die U21 frühzeitig für die Endrunde der Europameisterschaft 2019.

Im SPORT1-Interview spricht der 55 Jahre alte Europameister von 1996 über seinen Erfolg, Borussia Dortmunds externen Berater Matthias Sammer, Bundestrainer Joachim Löw - und den ehemaligen Arsenal-Coach Arsene Wenger.

SPORT1: Herr Kuntz, die U21 hat das Ticket für die EM 2019 gelöst. Was waren Ihre wichtigsten Erkenntnisse in der Qualifikation?

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Stefan Kuntz: Interessant war die Entwicklung einzelner Spieler, die schon im Hinspiel in Norwegen auf dem Platz standen und jetzt im Rückspiel auch dabei waren. Ohne die Spielpraxis in ihren Vereinen in der Zwischenzeit hätten wir sicherlich weder so eine gute Halbzeit spielen können, noch in der zweiten Halbzeit die Schwächephase überstehen können. Die Jungs haben sich definitiv entwickelt und ihren Kollegen somit auch die Möglichkeit gegeben, gegen Irland Spielzeiten zu bekommen. Wir im Trainerteam hatten dadurch die Chance, personell und taktisch etwas auszuprobieren.

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SPORT1: Sie haben zur Überraschung vieler Abdelhamid Sabiri nominiert. Warum?

Kuntz: Abdelhamid habe ich seit seinem Wechsel zu Huddersfield verfolgt, was durch mein gutes Verhältnis zu David Wagner ganz einfach war. Vor einem Jahr habe ich ihn erstmals vor Ort beobachtet und ihm seine Perspektiven in der deutschen U21 aufgezeigt. Er war sofort begeistert und hat sich anschließend mit seinen Eltern um alle nötigen Unterlagen gekümmert. Sein Auftreten innerhalb der Mannschaft und sein Debüt gegen Irland haben uns alle darin bestätigt. 

SPORT1: Wie haben Sie sich als Trainer verändert? Ihre Zeit bei der U21 war vom ersten Tag an absolut erfolgreich.

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Kuntz: Das ist aus eigener Sicht schwer zu beschreiben. Für mich ist wichtig, dass ich mich ständig weiterentwickle, neugierig bleibe, zuhöre, lernen möchte ... Die Führungsarbeit in einem Verein ist ebenso eine gute Grundlage für die Führung einer Mannschaft.

SPORT1: Nach Ihren Jahren als "Schreibtischtäter" beim 1. FC Kaiserslautern hätten Ihnen nicht viele so eine Rückkehr auf die Bank zugetraut. Sind Sie selbst überrascht?

Kuntz: Nein, ich habe ein tolles Team um mich herum, das damals von Hansi Flick sehr gut zusammengestellt wurde, und das Gefühl, dass diese Aufgabe genau die richtige ist. Insofern bin ich die Aufgaben mit voller Überzeugung angegangen, auch wenn von Anfang an nicht alle "Hurra" geschrien haben. Mittlerweile sind die Abläufe bei uns optimal eingespielt, das überträgt sich auch auf das Team. 

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SPORT1: Die Debatte über den Zustand des deutschen Nachwuchses schwankt stark. Nach dem Confed Cup hieß es: alles blendend. Nach dem frühen WM-Aus hieß es, grob gesagt: alles schlecht. Wie ist es wirklich um den deutschen Nachwuchs bestellt? Was läuft gut, wo liegen die wahren Probleme?

Kuntz: Dazu braucht es mehr als nur ein paar Zeilen. Der DFB macht sich innerhalb einer Arbeitsgruppe schon seit einigen Jahren Gedanken, wie wir Schwachstellen im System verbessern können und wer alles dabei mithelfen muss. Dadurch, dass sehr viel Geld im Spiel ist, und durch viele unterschiedliche Interessen wird das ein langwieriger Prozess, und es braucht die Bereitschaft aller Beteiligten, etwas ändern zu wollen.

SPORT1: Wie sehen Sie generell die Jugend im deutschen Fußball? Matthias Sammer hat den DFB eben erst wieder ermahnt, mehr die individuelle Klasse zu fördern: "Das Anderssein wird nicht zugelassen. Das ist falsch." Liegt er richtig?

Kuntz: Ansätze von Matthias sind richtig. Die individuelle Förderung ist aktuell nicht immer der wichtigste Baustein in der Ausbildung. Es wird zu viel Wert auf Ergebnisse und Tabellenplätze gelegt, um möglichst schnell die nächste Stufe zu erreichen.

SPORT1: Was muss sich in der Jugendarbeit zudem ändern?

Kuntz: Meiner Meinung nach müsste der U14-Trainer in einem Verein den gleichen Stellenwert haben wie ein U17- oder U19-Trainer. Hierbei können auch Trainer mit einer großen Lebenserfahrung hilfreich sein, die sie, neben der Trainingsarbeit, an die Jugendlichen weitergeben. Auch die Beachtung und Förderung der "Spätentwickler" ist ein wichtiger Punkt.

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SPORT1: Sehen Sie es auch wie Arsene Wenger? Er sagte, dass das Problem in Deutschland ist, dass zu wenig Stürmer und zu wenig Verteidiger produziert werden, stattdessen ein Überschuss an Allroundern, die vieles gut können. Früher gab es in jedem deutschen Verein einen großen Stürmer, meint er. Ist das die Folge einer falschen Schwerpunktsetzung?

Kuntz: Zu widersprechen fällt etwas schwer, denn die aktuelle Situation gibt Herrn Wenger recht. Allerdings haben wir das auch schon alle erkannt und steuern dagegen ...

SPORT1: Als Hauptgrund führt Wenger die taktische Umstellung von Mann- auf Raumdeckung an, die sich im Laufe der Zeit etabliert hat. Er schlägt vor, eine Periode lang wieder zur Manndeckung zurückzukehren. Pfiffiger Einfall oder totaler Quatsch?

Kuntz: Grundsätzlich versteht man, was Herr Wenger meint, der Vorschlag ist aber bestimmt absichtlich etwas überzogen.

SPORT1: Ihr Name wird auch als möglicher Nachfolger von Joachim Löw genannt. Alberne Idee?

Kuntz: Ja, alberne Idee, denn wir haben einen tollen Bundestrainer.

SPORT1: Auch bei der TSG Hoffenheim werden Sie als Nachfolger von Julian Nagelsmann gehandelt. Wäre eine Rückkehr zu einem Verein denkbar? Oder können Sie das definitiv dementieren?

Kuntz: Ich möchte, kann und werde nicht zu allen Spekulationen Stellung nehmen.