Athletic Bilbao hat in ganz Europa eine Sonderstellung inne: Beim spanischen Klub spielen seit jeher nur baskisch-stämmige Sportler, die entweder in dieser Region geboren sind oder ihre Karriere dort begonnen haben.
Diskussion um Deutsche in Bilbao
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Keines der beiden Argumente trifft auf Bibiane Schulze Solano zu - und dennoch gab sie dort am vergangenen Sonntag ihr Debüt in der ersten Frauen-Liga Spaniens.
Die 21-Jährige ist im Taunus geboren, spielte jahrelang für den 1. FFC Frankfurt und unterschrieb im Sommer 2019 einen Vertrag in Bilbao. Hinterher entbrannte laut FAZ eine Glaubensfrage unter den Athletic-Fans, ob die Tochter einer baskischen Mutter und eines deutschen Vaters für ihren Verein spielen dürfe. Bei einem Voting im Netz konnten Fans sogar abstimmen, ob die Deutsche das Athletic-Trikot tragen dürfe.
Schulze Solano ist aber keine gewöhnliche Deutsch-Baskin, sie hat viele Berührungen mit ihrem Lieblingsklub.
Ihr Urgroßvater Francisco und zwei seiner Brüder trugen das rot-weiße Trikot Bilbaos bereits, einer davon - José Maria Belausteguigoitia Landaluce - ist sogar in ganz Spanien eine Legende. Er spielte sein Leben lang für Athletic und gewann 1920 mit der Olympia-Auswahl Spaniens die Silbermedaille.
Sein wilder Ausruf "Spiel den Ball zu mir, ich werde sie zermalmen" begründete den Spitznamen der spanischen Nationalmannschaft, der "Furia Roja" (roter Zorn).
Schulze Solano überzeugt Athletic Bilbao
Die junge Deutsche legte dem Klub außerdem Fotos aus Kindertagen im Athletic-Dress vor, des Weiteren verbrachte sie zahlreiche Schulferien im Baskenland und auch ihr Taufschein wurde in einer baskischen Gemeinde ausgestellt.
"Ihre Kenntnisse, ihr Wille, für diese Mannschaft zu spielen, ihr Respekt gegenüber dem Verein und ihr Verständnis für die Vereinsphilosophie passen", sagte Vereinspräsident Aitor Elizegi und gab ihr einen Vertrag - zum Ärger einiger baskischer Traditionalisten.
"Ich hätte nie gedacht, dass mir meine Herkunft in meiner Spielerkarriere Probleme machen würde", zeigte sich die Abwehrspielerin verwundert. Auch von ihren Teamkolleginnen wurde das Talent reserviert empfangen, die Zweifel waren nicht zu übersehen.
Erneute Diskussion über Herkunft
Schulze Solano war bei ihrer Vertragsunterschrift nur für die zweite Mannschaft Bilbaos eingeplant, ihr Profi-Debüt in der vergangenen Woche kam überraschend.
"Man merkt den Qualitätsunterschied zur zweiten spanischen Liga und daher muss ich weiter hart an mir arbeiten und intensiv trainieren, um mich früher oder später auch in der ersten Liga durchsetzen zu können", sagte sie.
Nach ihrem Debüt in der ersten Mannschaft kochte erneut die Diskussion über ihre Herkunft hoch, an der Entscheidung war allerdings nicht mehr zu rütteln. Schulze Solano hat ihren härtesten Kampf bereits gewonnen.