Der ehemalige DFB-Teamchef Jürgen Klinsmann hat in einem Zeit-Interview verraten, wie er bei der WM 2006 Oliver Kahn dessen Rolle als Ersatztorwart beibringen musste.
WM 2006: So lief Kahns Degradierung
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"Das war ganz sicher die härteste Entscheidung meines Lebens", sagte Klinsmann. Bis zum Schluss sei es eine 50:50-Situation gewesen - am Ende habe Lehmanns besseres Fußballspiel den Ausschlag gegeben.
"Oliver verkörperte eher die traditionelle Spielform, Jens eher die damals noch neue Philosophie, bei der sich der Torhüter mehr ins Spiel einschaltet. Das hat letztlich den Ausschlag gegeben. Es konnte ja nur einer spielen."
Klinsmann: War ein Schock für Kahn
Den Status als uneingeschränkte Nummer 1 hatte Kahn bereits nach der EM 2004 verloren, wie Klinsmann verriet: "Als wir als Trainerteam die Mannschaft übernahmen, entschieden wir, diese Frage zwei Jahre offen zu lassen. Das war der erste Schock für Oliver, das hatte er nicht erwartet."
Seine Degradierung zur Nummer zwei hinter Rivale Jens Lehmann habe Oliver Kahn zwar im ersten Moment schockiert aufgenommen, das Gespräch sei dennoch respektvoll verlaufen, sagte Klinsmann: "Dass dies für keinen angenehm war, ist doch klar. Aber meine Hochachtung vor Oliver ist nach diesem Gespräch gestiegen."
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP schwärmte Klinsmann zudem von seinem Nachfolger Joachim Löw.
"Seine Arbeit ist fantastisch, er agiert sehr strategisch und besonnen", sagte der 53-Jährige. "Das ist sehr wichtig, wenn man junge Spieler auf ein Weltklasseniveau bringen will. Joachim Löw macht mit seinem Charisma genau die richtigen Dinge zur richtigen Zeit."