Der viermalige Weltmeister Italien steht vor dem WM-Aus - nach der verdienten 0:1-Niederlage in den WM-Playoffs stand aber vor allem Schiedsrichter Cüneyt Cakir im Kreuzfeuer.
"Schmutzig": Italien hart attackiert
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Nationaltrainer Gian Piero Ventura beklagte die harte Gangart der Schweden - und die vermeintlich lange Leine des türkischen Unparteiischen.
"Ich hoffe, dass die Schiedsrichter uns im Rückspiel genauso viel erlauben wie den Schweden heute erlaubt wurde", keifte Ventura: "Wenn so viel auf dem Spiel steht, kann man das nicht so laufen lassen."
Top-Verteidiger Leonardo Bonucci war von der robusten Art der Schweden schon früh betroffen. Angreifer Ola Toivonen rammte ihm schon in der ersten Minute bei einem Kopfballduell den Ellbogen ins Gesicht.
"Der Kerl hat mir schon nach 30 Sekunden die Nase gebrochen und hätte vom Feld geschickt werden müssen", sagte Bonucci. "Ein Schiedsrichter mit stärkerem Charakter hätte mindestens einen Schweden im Lauf des Spiels vom Platz gestellt."
Schweden beklagen schmutzige Tricks Italiens
Die Skandinavier wehrten sich vehement gegen die Anschuldigungen. "Die Italiener haben sich oft fallen lassen, sie haben mit ihren üblichen Tricks gespielt", sagte der Bremer Ludwig Augustinsson der Zeitung Aftonbladet. "Wenn eine Mannschaft schmutziger gespielt hat als die andere, dann war es Italien."
Torjäger Marcus Berg erklärte, Daniele de Rossi habe kein anderes Ziel gehabt, als einen Platzverweis für ihn zu provozieren. (Spiel zum Nachlesen im Ticker)
"Die Italiener wollten mich ganz offensichtlich vom Platz haben und sind bei jeder Gelegenheit dahin gesunken", meinte der frühere Hamburger. "dabei haben sie sich meiner Ansicht nach nicht besonders geschickt angestellt. Ich wusste, es würde heute ein Krieg werden. Und am Montag wird es ganz sicher noch einer."
Italien fürchtet die Apokalypse
Die italienische Presse bedient sich ähnlich deutlicher Worte. "Hässlich und konfus: Italien, ein Horror! Jetzt wird es hart, wahnsinnig hart. Die Apokalypse ist für die Azzurri nah und Russland noch nie so weit entfernt gewesen", kommentierte die Gazzetta dello Sport den drohenden GAU der Azzurri.
"Jetzt braucht Italien ein Wunder, das Wunder von San Siro, um die WM-Qualifikation zu schaffen", schrieb Tuttosport, "vor allem angesichts der schlechten Qualität dieser unorganisierten und ziellosen Nationalelf."
Das Team von Nationaltrainer Ventura steht im Rückspiel am Montag (20.45 Uhr im LIVETICKER) in Mailand unter großem Druck. Die Squadra Azzurra droht erstmals seit 1958 eine WM-Endrunde zu verpassen.
"Wenn wir die WM verpassen, käme das einer Apokalypse gleich", hatte Italiens Verbandschef Carlo Tavecchio vor dem Spiel gesagt.
Die Schweden um den Leipziger Bundesligaprofi Emil Forsberg haben dagegen gute Chancen, sich erstmals seit 2006 wieder für eine WM zu qualifizieren. Den Treffer erzielte der eingewechselte Jakob Johansson in der 61. Minute mit einem abgefälschten Schuss.
Vor den Augen des zurückgetretenen schwedischen Superstars Zlatan Ibrahimovic übernahmen die Gastgeber angetrieben vom starken Forsberg immer mehr das Kommando und brachten die Italiener mehrmals in Schwierigkeiten.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit fingen sich die Italiener. Zunächst scheiterte Antonio Candreva an Torhüter Robin Olsen (48.), danach rettete Olsen in höchster Not gegen Marco Parolo (54.).
Abgefälschter Schuss trifft Italien ins mark
Besser machte es auf der Gegenseite der nur vier Minuten zuvor eingewechselte Johansson. Allerdings fälschte Daniele de Rossi den Ball unhaltbar für Gianluigi Buffon ab. Ibrahimovic klatschte auf der Tribüne stehend Beifall. (Ergebnisse und Spielplan)
Auch danach blieb den Schweden das Glück treu. Darmian traf mit einem Distanzschuss nur den Pfosten (70.). Vieles blieb bei den Italienern aber Stückwert, die Squadra Azzurra war vor allem in der Offensive gegen die gut organisierten Skandinavier ideenlos.
"Betrachtet man, was auf dem Feld passiert ist, dann war das ein eine unverdiente Niederlage", meinte Ventura nach dem Abpfiff. "Gigi Buffon musste nicht einen Ball halten und wir haben nur das Gestänge getroffen."