Im Gänsemarsch kamen vier Spieler von Odds BK eine Viertelstunde nach ihrer heftigen Pleite aus der Kabine von Borussia Dortmund marschiert.
Neue Gesichter drängen in den Fokus
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Stolz hielt jeder aus dem norwegischen Quartett ein Dortmund-Trikot in der Hand, während sich drei weitere Gästespieler - schon im Trainingsanzug - vor der Kabinentür herumdrückten, um ein Souvenir zu ergattern.
Leer gingen am Donnerstagabend diejenigen aus, die auf ein Jersey von Kevin Großkreutz, Jakub Blaszczykowski oder Kevin Kampl spekuliert hatten. Das Trio aus der aktuell dritten Reihe war in der Kabine gar nicht erst vertreten.
Nur fünf Spieler aus CL-Finalelf
Nach den vier Qualifikationssiegen gegen den Wolfsberger AC und Odds BK in der UEFA Europa League rückt stattdessen die neue Generation der Borussia immer mehr in den Fokus.
Die Dortmunder Mannschaft befindet sich im Wandel, hin zu einer veränderten Spielkultur und gleichzeitig neuen Personalstruktur.
Aus der Champions-League-Finalelf von 2013 standen am Donnerstag nur noch fünf Spieler in der Startformation: Roman Weidenfeller, Mats Hummels, Marcel Schmelzer, Ilkay Gündogan und Marco Reus.
Zu diesem Gerüst aus international Erfahrenen sind anno 2015 viele hungrige Recken gestoßen.
Henrikh Mkhitaryan, Julian Weigl, Matthias Ginter oder Sokratis können nicht von den schwarzgelben Erfolgen der Vergangenheit zehren, sie wollen mit dem BVB ihre eigene Erfolgsgeschichte schreiben.
Hummels ärgert sich über Gegentore
Das gelang beim 7:2 gegen den Odds Ballklubb über nahezu 90 Minuten in äußerst dominanter Art und Weise - nur zweimal luden die Dortmunder den Gegner zum Toreschießen ein.
Vom erneut frühen Rückstand in der 19. Minute ließen sich die Tuchel-Schützlinge nichts von ihrer Spielfreude nichts nehmen.
"Das zeichnet uns momentan aus, dass wir – auch wenn wir zurückliegen – weiter unseren Fußball spielen und wissen, dass wir unsere Chancen bekommen", sagte der dreifache Torschütze Marco Reus auf SPORT1-Nachfrage.
Reus will ins Finale
Das betonte auch sein Nationalmannschaftskollege Mats Hummels. "Wir haben im Moment elf Spieler auf dem Platz, die den Ball haben wollen und sich nicht verstecken. In der Vergangenheit gab es auch schon mal wenige Anspielstationen, wenn es eng wurde", sagte der Innenverteidiger. "Alle Jungs zeigen sich, sie haben super Bewegungen im Mittelfeld und im Sturm."
Die bewegungsfreudige Truppe sieht ihr Cheftrainer "als Herausforderer für die Spitze in der Europa League".
Die Außenseiterrolle werden die Dortmunder dabei eher selten einnehmen. Auch bei der heutigen Auslosung befindet sich die Kugel des BVB in Lostopf 1 (12.55 Uhr LIVESTREAM in der Webshow auf SPORT1, LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER).
Trio vor dem Absprung
Kampl wird den Weg definitiv nicht mehr mitgehen. Der Slowene soll sich bereits von der Mannschaft verabschiedet haben. Bayer Leverkusen heißt sein künftiger Arbeitgeber, der für den Mittelfeldspieler elf Millionen Euro an den BVB überweist.
Blaszczykowski wird mit der englischen Premier League, konkret dem FC Liverpool, Arsenal und Manchester United in Verbindung gebracht.
Sein Weggang kurz vor Transferschluss am Montag wäre ebenso wenig eine Überraschung wie die vorzeitige Trennung von BVB-Urgestein Kevin Großkreutz.
Die Freigabe für einen Wechsel haben vom Verein nach Informationen der Dortmunder Ruhrnachrichten auch Oliver Kirch, Jeremy Dudziak und Moritz Leitner erhalten.
Tuchel: "Wir vertrauen der Gruppe"
Tuchel macht deutlich, dass er auch personell neue Wege gehen will.
"Wir sind immer offen für neue Impulse, für eine neue Qualität, um die Gruppe zu bereichern. Man sieht aber, dass wir der Gruppe in dieser Zusammenstellung vertrauen. Das eine schließt das andere aber nicht aus", sagte er nach der erfolgreichen Qualifikation für die Gruppenphase.
Der BVB ist in diesen Tagen auch in der Breite bestens aufgestellt. So sehr, dass Ilkay Gündogan froh ist, nicht mit Tuchel tauschen zu müssen.
"Jeder Spieler musste sich unter dem neuen Trainerteam neu beweisen. Ich glaube, deren Aufgabe, die formstärksten Spieler zu finden, ist momentan sehr schwierig. Die Jungs machen ihre Aufgabe super", sagte Gündogan zu SPORT1.