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EM 2016: Vor Deutschland gegen Polen drohen wieder Krawalle

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EM 2016: Vor Deutschland gegen Polen drohen wieder Krawalle

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Fest für rechtsextreme Schläger

Fanforscher und Sicherheitsexperten zeigen sich bei SPORT1 nicht überrascht von den Hooligan-Krawallen bei der EM. In Frankreich treffen sich gerade Rechtsextreme und Ultranationalisten.
In Marseille kam es vor dem Spiel zwischen Russland und England zu massiven Ausschreitungen
In Marseille kam es vor dem Spiel zwischen Russland und England zu massiven Ausschreitungen
© Getty Images
Matthias Becker
Matthias Becker
von Matthias Becker

Ohne es heraufbeschwören zu wollen, die Bilder der Gewaltexzesse von Marseille, Nizza und teilweise auch Lille sind schlimm genug und wollen einem nicht aus dem Kopf. Doch womöglich waren sie nur der Anfang.

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Diese Woche könnte die EM 2016 endgültig zur Europameisterschaft des Hooliganismus werden, zum widerwärtigen Fest tumber und, als ob das nicht schon schlimm genug wäre, ultranationalistischer und rechtsextremer Schlägertruppen.

"Spiele gegen Polen traditionell brisant"

Am Donnerstag steht das britische Derby zwischen England und Wales in Lens auf dem Programm. Es ist von der UEFA im Vorfeld genauso als Hochsicherheitsspiel deklariert worden wie die Partie Deutschlands gegen Polen am gleichen Tag im Stade de France.

Ausschreitungen gehen in der Nacht weiter
01:07
Ausschreitungen gehen in der Nacht weiter

Vor allem hier drohen im Vorfeld die nächsten Hooligan-Krawalle. "Die polnischen und deutschen Hooligans machen in den einschlägigen Foren und Netzwerken seit Monaten mobil für diese Partie", sagt Deutschlands bekanntester Fanforscher Gunter A. Pilz zu SPORT1.

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"Wir gehen fest davon aus, dass diese Begegnung gewaltbereite Störer anziehen wird", sagt auch Jan Schabacker, der Pressesprecher der szenekundigen Beamten aus Deutschland: "Spiele gegen Polen sind traditionell brisant."

Rechtsextrem und ultranationalistisch

Gemeinsam ist den Hooligan-Gruppierungen beider Länder ihre rechtsextreme Gesinnung.

"Der Hooliganismus in den 80er- und 90er-Jahren war ein weitgehend unpolitisches Phänomen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs etablierten sich aber vor allem in Osteuropa rechtsextreme Hooligangruppen. Bei den deutschen Hooligans sieht es mittlerweile nicht anders aus", sagt Pilz, der den DFB seit Jahren in diesen Fragen berät.

Der Öffentlichkeit bekannt sein dürfte dies seit den so genannten Hogesa-Aufmärschen ("Hooligans gegen Salafisten") in den Jahren 2014 und 2015. Viele Hogesa-Aktivisten stehen auch der islamfeindlichen Pegida nahe.

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Der neue Hooliganismus als traurige, aber fast schon logische Folge des allgemeinen Rechtsrucks in Europa.

Hitlergruß in Lille

Am Sonntag skandierten in Lille einige Unverbesserliche "Sieg Heil", posierten mit Hitlergruß und Reichskriegsflagge. Der rechtsextreme russische Parlamentsabgeordnete Igor Lebedew  lobte am Montag gar die rund 150 russischen Hooligans, die am Donnerstag, Freitag und Samstag den Alten Hafen von Marseille in ein Schlachtfeld verwandelt hatten.

Bisher ist es der französischen Polizei noch nicht gelungen, auch nur einen der "extrem trainierten" russischen Täter zu verhaften. Russland spielt am Mittwoch in Lille gegen die Slowakei - nur rund 30 Kilometer von Lens entfernt, wo am Donnerstag das britische Derby zwischen Wales und England steigt. Weitere Gewaltexzesse scheinen möglich.

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In der breiten Öffentlichkeit stand in den letzten Monaten zwar vor allem die Angst vor möglichen Terroranschlägen bei der EM im Vordergrund, Sicherheitsexperten und Fanforscher warnen aber schon seit Jahren vor der Hooligan-Problematik bei der EM.

"Grandiose Selbstüberschätzung der Franzosen"

"Der Hooliganismus war seit Jahren auf der Agenda aller Sicherheitskonferenzen vor der EM. Es war allen bekannt, dass diese Exzesse auf uns zukommen könnten", sagt Pilz. Allerdings "haben die Franzosen im Vorfeld alle Angebote auf Unterstützung und Hilfe ausgeschlagen. Diese grandiose Selbstüberschätzung hat sich in einer traurigen Weise gerächt."

Die These, dass die Behörden zu viel mit der Bekämpfung möglicher Terror-Angriffe zu tun und darum die Hooligan-Problematik vernachlässigt hätten, "zieht darum nicht", sagt Pilz.

Zuvor hatte auch der CDU-Sicherheitsexperte Wolfgang Bosbach am Montagmittag schon bei EM Aktuell bei SPORT1 das Sicherheitskonzept der EM-Organisatoren scharf kritisiert.

"Es ist nicht so, dass man sich ausschließlich auf die Bekämpfung von Terrorismus konzentriert hat. Hooliganismus war ein Thema auf allen Sicherheitskonferenzen vor der EM. Ich war überrascht, dass bei den Vorfällen in Lille, als deutsche Hooligans Fans attackiert haben, zunächst keine Polizei vor Ort war. Deeskalation ist wichtig, dazu gehört auch sichtbare Polizei", sagte Bosbach.

Auch UEFA in der Pflicht

Pilz kritisiert aber wegen des Blocksturms der russischen Hooligans im Stadion am Samstag auch die UEFA scharf.  

"Wenn die UEFA dieses Spiel schon vor drei Monaten als Hochrisikospiel einstuft, muss man erwarten können, dass im Stadion die Sicherheitsvorkehrungen so getroffen werden, dass es nicht möglich ist, dass russische Hooligans englische Fans angreifen können", so Pilz.

Und: "Wenn jemand ausgeschlossen gehört von der EM, ist es also die UEFA, nicht der russische oder englische Verband."

Die UEFA hatte beiden Verbänden mit Sanktionen bis hin zum EM-Ausschluss gedroht für den Fall, dass noch einmal etwas passieren würde.