Noch läuft es für die deutsche Nationalmannschaft in Belfast nicht rund.
Löws Pläne gegen Quali-Albtraum
Erst reiste am Sonntag mit dem erkrankten Ilkay Gündogan nach Nico Schulz und Leon Goretzka der dritte Nationalspieler vorzeitig ab. Am Abend verspätete sich dann auch noch die Ankunft des DFB-Trosses im Windsor Park wegen des Verkehrs in der nordirischen Hauptstadt um rund 30 Minuten.
Auch auf der Pressekonferenz mit Joachim Löw und Joshua Kimmich lief nicht alles rund. Mal fiel die Dolmetscherin dem Bundestrainer überhastet ins Wort oder übersetzte nicht ausreichend. Mal waren Fragen der Reporter nicht gut zu verstehen, weil es keine Mikrofone gab.
Im Abschlusstraining wehte dann auch noch ein kalter Wind und es regnete. Optimale Bedingungen sehen anders aus. Am Montag (EM-Qualifikation: Nordirland - Deutschland, ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) soll aber alles besser werden.
Nach der 2:4-Pleite gegen die Niederlande muss gegen Tabellenführer Nordirland (4 Spiele/12 Punkte) in der Gruppe C unbedingt ein Sieg her. Ansonsten ist die direkte EM-Qualifikation in Gefahr. Schlimmer könnte es nach dem WM-Debakel und dem Abstieg aus der Nations League wahrlich nicht kommen. "Es wird zwangsläufig Änderungen geben", kündigte der Bundestrainer daher bereits an.
SPORT1 erklärt, wie Löw das Duell mit den noch ungeschlagenen Nordiren angeht.
- Marc-André ter Stegen bleibt auf der Bank
Löw dachte vor der Holland-Pleite darüber nach, die Nummer eins des FC Barcelona gegen die Nordiren spielen zu lassen. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt nicht eingeplant, dass sich die Vorzeichen für das Spiel in Belfast gewaltig ändern und die deutsche Elf mächtig unter Druck steht.
Verletzungsbedingt muss Löw ohnehin Änderungen vornehmen. Im Tor will er daher auf einen Wechsel verzichten. Der 59-Jährige vertraut weiter seinem Kapitän: "Manuel wird spielen." Auch, weil ihn an den vier Gegentoren gegen die Niederlande keine Schuld traf. "Er konnte nichts dafür und hat den einen oder anderen Ball noch gut gehalten", sagte Kimmich.
- Vierer- statt Dreierkette
Löw rechnet damit, dass Nordirland mit nur einer zentralen Spitze aufläuft und defensiver eingestellt sein wird als die Niederlande. Er brauche daher "nur zwei und nicht drei Innenverteidiger", verriet der Bundestrainer.
Mit anderen Worten: Löw verzichtet auf die Dreierkette. Die Innenverteidigung werden wohl Niklas Süle und Matthias Ginter bilden. Als Rechtsverteidiger bieten sich Lukas Klostermann und der physisch stärkere Emre Can an.
Links duellieren sich nach Schulz' Ausfall Marcel Halstenberg und Jonas Hector. Beide Linksverteidiger haben laut Löw einen "sehr guten" Eindruck hinterlassen. Wer spielt, werde eine "Bauchentscheidung", meinte Löw.
- Verzicht auf große Oranje-Analyse
Unmittelbar nach der Pleite gegen die Niederlande konzentrierte sich Löw bereits auf Tabellenführer Nordirland. Bewusst hat er das 2:4 nicht ausschweifend mit dem Team analysiert. "Nordirland wird ein ganz anderes Spiel", betonte Löw.
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Er räumte aber ein, wichtige Erkenntnisse gewonnen zu haben, vor allem im Hinblick auf das EM-Jahr. Welche das genau waren, behielt Löw vorerst für sich.
Die Mannschaft jedenfalls scheint bereit. "Wir werden morgen eine Reaktion zeigen", versprach Kimmich und forderte: "Wir dürfen uns keine Ausrutscher mehr erlauben."
- Offensiver spielen
Die Defensiv-Taktik gegen die Niederlande, vor allem in der zweiten Hälfte, missfiel etlichen Nationalspielern. Gegen die Nordiren plant Löw, das Spiel wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Weil er auf eine Viererkette setzt, ist es wahrscheinlich, dass der Bundestrainer einen weiteren Offensiv-Mann vor den defensiv orientierten Kimmich und Toni Kroos installiert.
Löw verriet, dass Ilkay Gündogan starten sollte. Der Mittelfeldspieler von Manchester City musste aber wegen eines grippalen Infekts abreisen. Eine weitere Option ist Kai Havertz. "Er ist ein Kandidat für die Startelf", bestätigte Löw. Kimmich sagte über das Supertalent von Bayer Leverkusen: "Klar kann er uns helfen."
Möglich wäre aber auch, dass sich Marco Reus zurückzieht und Timo Werner, Serge Gnabry und Julian Brandt stürmen. Mit Offensiv-Plänen im Kopf stellte Löw klar: "Man muss mit aller Macht drei Punkte anstreben."
- Mehr Aggressivität an den Tag legen
Im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1 forderte Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann am Sonntag, dass die DFB-Elf ihr "Aggressionslevel" hochschraubt. Von SPORT1 darauf angesprochen, stimmte Löw seinem ehemaligen Cheftrainer vollumfänglich zu.
"Die letzte Konzentration und die Mentalität, jeden Zweikampf aufs Äußerste zu bestreiten, hat vielleicht in einigen Phasen gefehlt", sagte Löw rückblickend. Und formulierte eben das, was Klinsmann forderte: "Wir müssen das Aggressionspotenzial erhöhen."