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7:1 im WM-Halbfinale 2014: Der Tag, an dem Brasilien für immer gebrandmarkt wurde

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7:1 im WM-Halbfinale 2014: Der Tag, an dem Brasilien für immer gebrandmarkt wurde

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7:1! Der Tag, den niemand vergisst

Am 8. Juli 2014 fügt die deutsche Nationalmannschaft auf dem Weg zum WM-Titel der Selecao eine historische Niederlage zu. Das 1:7 wird für Brasilien zum Trauma.
Ein Triumph für die Ewigkeit: Der legendäre 7:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft im WM-Halbfinale gegen Brasilien jährt sich zum fünften Mal.
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen

Im Sommer 2019 erfuhr die Fußballnation Brasilien endlich Erlösung, zumindest ein wenig.

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Als das Halbfinale der Copa América gegen Argentinien abgepfiffen wurde, war es für die Selecao und die 200 Millionen Brasilianer jener Moment, in dem sich die Freude des Augenblicks mit dem Trost für die Vergangenheit vereinte.

2:0 gewann Brasilien diesmal im Stadion Mineirao von Belo Horizonte, an jenem Ort, an dem die stolze Nation des Rekordweltmeisters 2014 ihre verheerendste Fußball-Niederlage vom späteren Titelgewinner Deutschland zugefügt bekommen hatte.

Die Elf von Bundestrainer Joachim Löw zog damals durch das historische 7:1 ins Finale im Maracana von Rio de Janeiro ein. Dort durfte Brasilien fünf Jahre später nun immerhin das Endspiel der Copa América gegen Peru bestreiten und nach einem 3:1-Erfolg den Titel feiern.

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Doch das Trauma von 2014 ist geblieben, es hat sogar wie der verpasste WM-Titel von 1950 gegen Uruguay einen eigenen Namen bekommen.

Schock von Mineirao wirkt nach

Als Mineiraco (Schock von Mineirao) ist die Niederlage gegen Deutschland in die Geschichte eingegangen und damit auf eine Stufe gestellt worden mit dem völlig unerwarteten 1:2 gegen Uruguay 1950 im Maracana, seither bekannt als Maracanaco.

Und wie für die Niederlage gegen das kleine Nachbarland vor gut 70 Jahren gilt auch für das 1:7: „Niemand wird jemals vergessen. Wir sind für immer gebrandmarkt.“

Das sagte jedenfalls Rodrigo Paiva dem Magazin 11Freunde. Paiva kann das gut einschätzen, er war 13 Jahre lang Pressesprecher der Selecao, mit der er auch 2002 den fünften und bisher letzten WM-Titelgewinn Brasiliens erlebte.

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"Und doch wird mein Sohn in 40 Jahren seinen Söhnen nicht erzählen: 'Euer Opa ist einst in Japan Weltmeister geworden.' Nein, er wird sagen: 'Euer Opa war dabei, als das sete a um passiert ist'", prophezeite Paiva.

7:1 gegen Brasilien bleibt unvergessen

Auch in Deutschland ist das ein bisschen so. Wer erzählt, dass er beim 7:1 im Stadion gewesen sei, erntet nicht selten mehr Erstaunen als für Augenzeugen-Berichte vom gewonnenen Finale gegen Argentinien am 13. Juli 2014.

Das sete a um (Portugiesisch: sieben zu eins) jährt sich an diesem Samstag zum neunten Mal, doch schon kurz nach dem damals krachend verlorenen Halbfinale gegen Deutschland entwickelte es sich in Brasilien zum geflügelten Wort für traumatische Erlebnisse.

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Und auch jetzt wird es wieder in aller Munde sein, wenn an jenen Tag erinnert wird, den die Brasilianer wie die Deutschen nie vergessen.

Brasiliens Traum vom WM-Titel platzt

5:0 hatte es damals schon nach 29 Minuten gestanden, nach den Toren von Thomas Müller (11.), Miroslav Klose (23.), Toni Kroos (24./26.) und Sami Khedira (29.). Später traf noch André Schürrle zweimal (69./79.), ehe Oscar der Ehrentreffer gelang (90.). Wie eine Mannschaft aus einer anderen Welt war Löws Elf über die Gastgeber hinweggefegt. Mit den wie im Training herausgespielten Toren war die Mission der Selecao, der Gewinn des sechsten WM-Titels, zur Demütigung verkommen und zerplatzt wie eine Seifenblase, die zu hoch geflogen war.

Brasiliens damaliger Trainer Luiz Felipe Scolari saß danach im Bauch des Mineirao und versuchte, Haltung zu bewahren.

Er bezeichnete die deutsche Mannschaft als "großartig" und "fantastisch", bat um Vergebung für die Schmach und nahm die Verantwortung auf sich. Er sagte: "Das ist die schlimmste Niederlage aller Zeiten, aber das Leben geht weiter. Wenn ich zurückblicke auf mein Leben als Fußballer und Trainer, dann war das der schlimmste Tag meines Lebens."

In Berlin kommt es zur Revanche für das WM-Halbfinale 2014. Dani Alves und Tite äußern sich vorher zur bitteren 1:7 WM-Niederlage gegen Deutschland.
00:53
So sehen Alves und Tite die 1:7-Schlappe heute

Brasiliens damalige Staatspräsidentin Dilma Rousseff kondolierte rasch. "Wie alle Brasilianer bin ich sehr, sehr traurig über die Niederlage. Es tut mir immens leid für uns alle, für die Fans und unsere Spieler", twitterte sie, "aber wir lassen uns nicht brechen. Brasilien, schüttel den Staub ab und steh wieder auf."

Deutsche Mannschaft erwirbt Sympathien

Bei den Brasilianern erwarb die deutsche Mannschaft auch deshalb viele Sympathien, weil sie den historischen WM-Sieg nicht hämisch auskostete, sondern respektvoll gegenüber den Spielern und Fans der Selecao auftrat.

"Die Freude ist groß, aber nicht abgehoben", berichtete Löw später aus der Kabine. Er wies eher gewohnheitsmäßig darauf hin, dass es wichtig sei, sich "mit ein bisschen Demut" sowie "ruhig und konzentriert" auf den finalen Schritt im Maracana gegen Argentinien vorzubereiten.

"Wir sind hier, um Weltmeister zu werden, das sind wir noch nicht", sagte Kroos ähnlich erstaunlich aufgeräumt, "Weltmeister ist noch niemand im Halbfinale geworden." Fünf Tage später war Deutschlands vierter Titelgewinn durch Mario Götzes Tor zum 1:0-Sieg perfekt.

Nach dem Abpfiff des Halbfinals hatten viele Anhänger in den gelben Trikots den Kickern aus Alemanha applaudiert und die eigene Elf ausgebuht. Später vor dem Stadion beglückwünschten viele brasilianische Fans die deutschen Zuschauer.

Auch das waren besondere Momente dieses sehr besonderen sete a um, an diesem Mittwoch vor neun Jahren.