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Nations League: Bundestrainer Jogi Löw gegen Frankreich unter Druck

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Nations League: Bundestrainer Jogi Löw gegen Frankreich unter Druck

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Besiegelt Frankreich Löws Aus?

Die Zweifel an Joachim Löw werden nach der Pleite gegen die Niederlande immer größer. Gegen Weltmeister Frankreich muss er liefern. Noch stehen die Bosse hinter ihm.
Nach der schmerzhaften 0:3-Pleite gegen Holland in der UEFA Nations League muss Bundestrainer Joachim Löw Fragen zu seiner Person beantworten.
von Florian Plettenberg, Jochen Stutzky

Das historische WM-Debakel in Russland, der drohende Abstieg in der Nations League – für die deutsche Nationalmannschaft ist das Jahr 2018 jetzt schon zum Vergessen.

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Noch schwerer wiegt jedoch die zunehmende Befürchtung, dass sich die DFB-Elf nicht nur in einem sportlichen Zwischentief befindet, sondern schlichtweg nicht mehr zur Weltklasse gezählt werden kann.

Die vermutlich letzte Chance den Gegenbeweis zu erbringen, hat "Die Mannschaft" am Dienstag gegen Weltmeister Frankreich (Nations League: Frankreich - Deutschland ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) in der Nations League. Klar ist: Deutschland ist Außenseiter in Paris – und nach dem 0:3 gegen die Niederlande besteht gegen die konterstarken Franzosen erneut die Gefahr, unterzugehen.

Kein Plan B als Löw-Alternative

Nach SPORT1-Informationen ist eine Entlassung von Bundestrainer Joachim Löw auch bei einer Klatsche in Paris nicht geplant. Die DFB-Bosse haben derzeit schlichtweg keinen Plan B in der Hinterhand. Zudem will man unbedingt vermeiden, dass die ohnehin lädierte Nationalmannschaft sportlich führungslos wirkt – und das würde sie just ab dem Moment, wenn Löw entlassen oder freiwillig gehen würde, man aber nicht sofort einen Nachfolger präsentieren kann.

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Auffällig ist, wie Löw dieser Tage reagiert, wenn man ihn nach seiner Zukunft befragt. Auf SPORT1-Nachfrage betonte er vor der Holland-Pleite, dass er nicht mehr Druck verspüre als bei vorherigen Turnieren und er das Gefühl von Druck schlicht verneinen müsse.

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Nach Abpfiff wurde Löw am Samstagabend erneut zu seiner Zukunft gefragt. Ob eben jenes Spiel gegen Oranje eines seiner letzten als Bundestrainer sein könnte? "Für mich, oder was? Da müssen wir schnell tauschen hier, da bin ich der falsche Ansprechpartner. Da müssen wir einen anderen Verantwortlichen holen, der die Frage beantwortet", reagierte der Weltmeister-Trainer von 2014 gelassen. Dann blickte er zu DFB-Pressesprecher Jens Grittner und fragte ihn: "Haben wir die Frage richtig verstanden, oder falsch?" Auf erneute Nachfrage, ob er plane von selbst aufzuhören, sagte Löw: "Im Moment nicht."

Einen Rücktritt von Löw erwartet man intern tatsächlich nicht - wie aus seinem nahen Umfeld zu hören ist. Stand jetzt.

Grindel mit schwachem Statement

Genügend Schärfe aus der Trainer-Debatte zu nehmen, gelang indes auch Reinhard Grindel nicht. Der DFB-Präsident ließ am Sonntag weichgespült mitteilen, dass man "jetzt gemeinsam auf und neben dem Platz als ein Team zusammenstehen" müsse und man solche Phasen erwartet habe.

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Ein klares Bekenntnis pro Löw könnte man auch entschiedener formulieren, schließlich war Grindel hauptverantwortlich dafür, dass Löws Vertrag noch vor der WM unnötigerweise bis 2022 verlängert wurde (nach SZ-Informationen gibt es 2020 eine beidseitige Ausstiegklausel).

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"Es wird ja alles diskutiert. Ich mache da aber kein Thema draus, überhaupt nicht", antwortete Manuel Neuer auf SPORT1-Nachfrage zu einer aufkommenden Trainerdiskussion. "Wir versuchen, geschlossen aufzutreten und zusammen aus dieser negativen Phase herauszukommen", so der Kapitän.

Doch auch Deutschlands Nummer eins weiß: Ein großer Vorwurf an Löw ist der nicht stattfindende, aber eingeplante Generationen-Wechsel nach dem Scheitern in Russland. Sein zu langes Festhalten an der Bayern-Achse und an Spielern wie Jonas Hector und Toni Kroos, die allesamt seit Wochen nicht in Topform sind. Sie nicht zu nominieren wäre falsch. Sie aber mal in Formkrisen auf die Bank zu setzen, folgerichtig.

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Mats Hummels betonte zwar, dass er sich sicher sei, "dass die jungen, wirklich guten Spieler die wir haben, natürlich auch vermehrt zu ihren Einsätzen kommen und dass wir einen offenen Konkurrenzkampf haben."

Er ließ aber auch durchblicken, dass es gute Gründe dafür gäbe, dass zahlreiche Talente eben nicht in der Startelf stehen – wodurch er den Bundestrainer indirekt stärkte. "Man muss den Umbruch nicht erzwingen, wenn man nicht der Meinung ist, dass die beste Mannschaft vielleicht doch anders aussieht", sagte der Innenverteidiger. SPORT1 fragte daraufhin nach: Stand gegen die Niederlande die beste deutsche Mannschaft auf dem Platz? Eine konkrete Antwort darauf gab Hummels nicht. Er lächelte dabei, schrieb ein Autogramm und ging zum Bus.

Formkrisen alarmieren DFB-Bosse

Deutlicher im Ansprechen von Missständen wurden indes die jüngeren Spieler wie Joshua Kimmich ("Schönreden bringt jetzt nichts mehr. Immer Pech ist kein Zufall") und Julian Draxler ("Es ist die große Frage, warum wir es mit dem Spielermaterial nicht schaffen, wieder attraktiven Fußball zu spielen").

Mit Ausnahme von Kimmich jedoch stecken nahezu alle Nationalspieler in einer Formkrise, sind von einstigen Weltklasse-Formen meilenweit entfernt. Nach SPORT1-Informationen ist man in der DFB-Spitze vor allem darüber verwundert – und besorgt. Für Formkrisen indes kann man Löw aber nicht verantwortlich machen. Auch deshalb steht er noch immer nicht zur Diskussion, wenngleich die Bosse auch kritisch beäugen, dass personelle Veränderungen auf dem Platz kaum zu sehen sind, man diese nach der WM-Analyse aber durchaus hätte erwarten können. 

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Auch wegen der fehlenden Experimentierfreudigkeit von Löw stagniert die Entwicklung der Mannschaft. "Ich habe immer gesagt, dass die richtige Mischung wichtig ist. Die jungen Spieler haben frischen Wind gebracht als sie reinkamen, absolut. Aber sie haben noch nicht die ganz große Qualität, um an ihrem Zenit zu sein, wir dürfen von ihnen keine Wunderdinge erwarten", verteidigte Löw nach Spielende in Amsterdam seine Personalentscheidungen. Komisch, avancierte doch ausgerechnet der daraufhin mitgenannte Leroy Sane in der Vorsaison noch zum besten Nachwuchsspieler der Premier League.

Gegen Frankreich droht der Super-GAU

Fast schon ein Wunder muss nun übrigens her, um in der aktuellen Verfassung gegen Frankreich zu bestehen. Löw weiß um die Bedeutung dieser Partie – für ihn und die DFB-Zukunft. Eine hohe Niederlage und Deutschland ist fast sicher Gruppenletzter. Dann droht sogar der Super-GAU, denn ist man nach vier Spieltagen in Liga A die schlechteste oder zweitschlechteste der dort spielenden 12 Mannschaften (gemessen am  Punkte- und Torverhältnis), so wird man bei der Auslosung zur EM-Quali 2020 am 2. Dezember 2018 in Dublin in Topf 2 sein.

Das heißt, dass Deutschland nicht mehr Gruppenkopf ist und zumindest ein mutmaßlich starker Gegner aus Liga A, also den zehn besser platzierten, in der EM-Quali-Gruppe droht.

Löw macht klar, dass man in der Nations League keinesfalls absteigen wolle. Er forderte, dass seine Mannschaft in der französischen Hauptstadt "Charakter" zeigt.

Vor allem aber muss sie zeigen, dass sie für ihren Bundestrainer spielt.

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