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Nach WM-Aus: Was wird aus Löw und dem Team? Die DFB-Baustellen

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Nach WM-Aus: Was wird aus Löw und dem Team? Die DFB-Baustellen

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Droht nach WM-Aus ein Tsunami?

Die historische Pleite der Nationalmannschaft dürfte gravierende Konsequenzen haben. SPORT1 skizziert die zahlreichen Baustellen im DFB und in der Bundesliga.
Bundestrainer Joachim Löw und die deutsche Mannschaft müssen aus dem frühen WM-Aus die richtigen Schlüsse ziehen
Bundestrainer Joachim Löw und die deutsche Mannschaft müssen aus dem frühen WM-Aus die richtigen Schlüsse ziehen
© SPORT1-Grafik: Paul Hänel/ Getty Images
von Martin Volkmar

Meistens hilft es ja, nach schweren Schicksalsschlägen eine Nacht darüber zu schlafen.

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Doch manche Ereignisse sind so gravierend, dass sie im Licht des neuen Tages nur noch schlimmer werden.

Auch das historische deutsche WM-Debakel in Russland ist – natürlich rein aus sportlicher Sicht – ein solcher Super-Gau.

Die Konsequenzen daraus lassen sich im Moment nur erahnen. Denn ähnlich wie bei einem Tsunami könnte nun nach dem ersten Beben eine große Flutwelle auf den DFB zurollen.

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SPORT1 skizziert die drohenden Folgen für den deutschen Fußball.

- Baustelle Bundestrainer

Jogi Löw hat zwar erst kurz vor der WM seinen Vertrag bis 2022 verlängert, doch nach dem blamablen 0:2 gegen Südkorea ließ er seine Zukunft offen.

DFB-Präsident Reinhard Grindel möchte zwar mit dem Bundestrainer weitermachen, kündigte aber am Donnerstag weitere Gespräche darüber an.

Löws großer Vorteil ist, dass es keinen prädestinierten Nachfolger gibt. Alle deutschen Top-Trainer (Klopp, Nagelsmann, Tuchel, Tedesco) stehen langfristig unter Vertrag oder sind zu alt (Heynckes).

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Schwer vorstellbar sind aktuell auch ausländische Coaches wie Arsene Wenger oder Ralph Hasenhüttl oder die in der Vergangenheit sehr eng mit Löw zusammenarbeitenden Hansi Flick und Stefan Kuntz.

Löws großes Problem ist aber, dass er in der Öffentlichkeit und von vielen Medien sehr kritisch gesehen wird. Somit würde sein Job bei jedem weiteren Rückschlag immer unsicherer werden. Die entscheidende Frage ist also, ob sich der Weltmeister-Coach das noch antun will.

- Baustelle Mannschaft

Das eigentlich Traurige am vorzeitigen K.o. ist die Tatsache, dass Deutschland rein von den Namen her eines der stärksten Teams bei der WM hatte und daher von allen Experten zu den Titelfavoriten gezählt wurde.

"Man kann immer früh ausscheiden mit einem schlechten Team, aber nicht mit einer Mannschaft wie dieser", brachte es der ehemalige DFB-Kapitän Michael Ballack via Twitter auf den Punkt.

Doch den Beweis ihrer vorgeblichen Klasse haben Spieler ausländischer Topklubs ebenso wenig erbracht wie die Profis des FC Bayern. Daher meinte der frühere Bundestrainer Berti Vogts: "Ich gehe davon aus, dass sich der Deutsche Fußball-Bund von vielen Spielern trennen wird. Sie haben es nicht verdient, weiter für unsere Nationalmannschaft zu spielen."

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Toni Kroos erklärte bei SPORT1 bereits, dass er sich über einen Rücktritt Gedanken mache. Auch Mesut Özil und Ilkay Gündogan dürften nach den andauernden Anfeindungen darüber nachdenken.

Vom Alter her spricht viel für einen Verzicht auf Spieler wie Mario Gomez (32) und Sami Khedira (31), sportlich stehen nach den WM-Leistungen Fragezeichen hinter Thomas Müller, Jonas Hector oder Julian Draxler.

"Deutschland hat den Generationswechsel nicht geschafft. Im Team fehlt es an Leader-Figuren", brachte es die Neue Zürcher Zeitung auf den Punkt.

Konsequent wäre daher ein kompletter Neuanfang mit dem Kern des jungen Confed-Cup-Teams um Werner, Brandt, Süle (alle 22) sowie Kimmich und Goretzka (beide 23).

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- Baustelle Sportliche Leitung

Die Zeit für einen Neuanfang könnte auch in der sportlichen Leitung mit Oliver Bierhoff an der Spitze reif sein. Der Teammanager hat seit seinem Antritt vor 14 Jahren viel frischen Wind in den DFB gebracht, doch seit dem WM-Triumph scheint er wie auch Löw etwas die Bodenhaftung verloren zu haben.

Die wachsende Distanz zu den Fans, die auch durch die nicht mehr ausverkauften Länderspiele deutlich wurde, liegt vor allem an der permanenten Überinszenierung des Teams. Bei der WM manifestierte sich das unter anderem im verunglückten, pseudo-coolen Hashtag "#zsmmn".

Diese Abgehobenheit gegenüber Medien und Anhängern wurde auch bei der missglückten Präsentation des WM-Aufgebots deutlich, als Löw im Stile eines Weltpolitikers keine Nachfragen zuließ, oder in der Wagenburg-Mentalität im Trainingslager in Südtirol, wo eigens angereiste Fans kaum eine Chance auf Autogramme oder Selfies hatten.

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Gleichzeitig müsste sich Bierhoff eigentlich um seine zahlreichen anderen Aufgaben kümmern, denn seit dem 1. Januar ist er neben dem DFB-Team auch noch für die Frauen-Nationalmannschaft, die Junioren-Auswahlteams, die Talentförderung, die Trainerausbildung sowie die geplante DFB-Akademie zuständig.

Und dort läuft ebenfalls nicht alles bestens, wie die Explosion der Baukosten für die Akademie und das ungewohnt schwache Abschneiden der Nachwuchsteams bei großen Turnieren zeigen. Bei der U17-EM war zuletzt nach Klatschen gegen die Niederlande (0:3) und Spanien (1:5) in der Vorrunde Endstation. Die U19 scheiterte bereits in der EM-Qualifikation - auch wegen eines 2:5 gegen Norwegen.

"Derzeit überholen uns andere Nationen wieder. Sie sind uns gegenüber in vielen Bereichen schneller, dynamischer und genauer", gab U21-Trainer Stefan Kuntz in der Rheinischen Post zu.

- Baustelle DFB-Führung

Der langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Grindel kam durch persönliche Kontakte als Schatzmeister ins DFB-Präsidium und durch Zufall nach dem Rücktritt von Wolfgang Niersbach wegen der Affäre um die Vergabe der WM 2006 an die Verbandsspitze.

In der Liga hat er aufgrund seiner fehlenden Nähe zum Profi-Fußball einen schweren Stand. Vor der WM gelang es ihm mit seinem halbherzigen Krisenmanagement in der Erdogan-Affäre um Özil und Gündogan nicht, die permanente Unruhe zu beenden.

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Auch sportlich ist seine jüngste Bilanz mit dem WM-K.o. der Männer, dem frühen EM-Aus bei den Frauen und den Misserfolgen im Juniorenbereich alles andere als überzeugend.

Die vielleicht größte Krise einer deutschen Nationalmannschaft ist nun Grindels Bewährungsprobe. Scheitert er bei der Bewältigung, dürfte sein Job als DFB-Präsident wackeln.

- Baustelle Bundesliga

Das WM-Aus setzt den Niedergang des deutschen Fußballs fort, der sich nach dem deutschen Champions-League-Finale 2013 und dem WM-Erfolg 2014 offenbar zu lange an der eigenen Stärke ergötzte.

International kann mit Ausnahme des FC Bayern kein Verein mit Europas Topteams mithalten. Vor allem das regelmäßige Scheitern in der Europa League ist im Vergleich mit finanziell deutlich schwächeren Nationen wie Portugal ein einziges Desaster.

Gleichzeitig leidet die Bundesliga unter der Dominanz der Bayern, vor deren Übermacht alle anderen Klubs schon vor Anpfiff sportlich, wirtschaftlich und auch verbal kapitulieren.

Durch das WM-Aus kommt noch eine negative Stimmung hinzu, die auch massive Auswirkungen auf Vermarktungseinnahmen und auf die Attraktivität für den Nachwuchs haben wird.

"Ich befürchte, dass es tiefgehende Folgen haben wird  - und zwar bereits für die nächste Saison", sagte der 74-er-Weltmeister Paul Breitner der tz: "Das lässt sich der Fan nicht bieten. Die Diskussion über satte Profis, die es nicht mehr nötig haben, wird jetzt gnadenlos aufgetischt."