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Der frühere DFB-Sportdirektor Robin Dutt im SPORT1-Interview

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Der frühere DFB-Sportdirektor Robin Dutt im SPORT1-Interview

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Herr Dutt, hat der DFB ein ernsthaftes Problem?

Nach seinem Aus in Stuttgart war es lange ruhig um Robin Dutt. Bei SPORT1 spricht er über die Großbaustelle DFB-Sportdirektor und nennt einen möglichen Kandidaten.
Robin Dutt spricht im SPORT1-Exklusivinterview über den Sportdirektor-Posten beim DFB. Er macht sich auch seine Gedanken über den überraschenden Rücktritt von Hansi Flick, dessen Vorgänger Dutt von 2012 bis 2013 war.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Robin Dutt ist wieder ganz entspannt. 

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Als Sportdirektor des VfB Stuttgart hatte der heute 52-Jährige keine leichte Zeit. Nach anderthalb Jahren bei den Schwaben erfolgte 2016 der Abstieg. Doch dieses Negativerlebnis hat Dutt abgehakt.

Er schaut nach vorne und macht sich auch seine Gedanken über den überraschenden Rücktritt von Hansi Flick als DFB-Sportdirektor, dessen Vorgänger Dutt von 2012 bis 2013 war.

Jetzt spricht Dutt bei SPORT1 über die Hintergründe und nennt einen möglichen Nachfolge-Kandidaten für Flick.

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SPORT1: Herr Dutt, wie geht es Ihnen so ganz ohne Bundesliga-Stress?

Robin Dutt: Mir geht es prima. Vor allem tut der Abstand an sich gut. Ich merke es daran, dass ich private Dinge viel stärker wahrnehme und ich Fußball wieder mit der notwendigen Distanz anschauen kann.

SPORT1: Was haben Sie nach dem Aus beim VfB alles gemacht?

Dutt: Die ersten Monate fast nur Privates. In den vergangenen Monaten gab es dann eine Mischung aus Privatem, Reisen, Gesprächen mit Kollegen - und ich habe Kontakte ins Ausland geknüpft. Ich nehme mir wieder Zeit für berufliche Dinge, für die es sonst keinen Freiraum gab. Aber natürlich habe ich mir auch das eine oder andere Training und Fußballspiel angeschaut.

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SPORT1: Sie waren von August 2012 bis Mai 2013 Sportdirektor beim DFB. Dieser Posten ist nach dem Rücktritt von Hansi Flick wieder verwaist. Schon Matthias Sammer hatte einst keine Lust mehr auf diesen Job. Ist das ein Schleudersitz geworden und ist der DFB keine Wohlfühloase mehr?

Dutt: Es sind drei unterschiedliche Geschichten. Ich kann nicht für Matthias Sammer und Hansi Flick sprechen. Vielleicht will ja gar nicht jeder eine Wohlfühloase haben. Jeder von uns hatte seine Beweggründe, warum er aufgehört hat. Ich fand, dass Hansi Flick perfekt gepasst hat. Er hat jedoch private und vor allem familiäre Gründe für seinen Rücktritt angeführt und die gilt es zu respektieren.

SPORT1: Bei Ihnen war damals die Lust auf den Liga-Alltag der Grund aufzuhören, oder?

Dutt: Ein Hauptgrund damals war, dass ich in dem Job beim DFB nicht diese Identifikation hatte, wie es notwendig ist, bei so einer hochrangigen Aufgabe. Da musst du mit Leib und Seele dabei sein. Und mit viel Herzblut. Und wenn ich merke, es ist nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe, dann wird es dem Job nicht gerecht. Dann ist es besser, schnell zu der Entscheidung zu kommen, sich woanders umzuschauen.

SPORT1: Hat der DFB ein ernsthaftes Problem mit dem Job des Sportdirektors?

Dutt: Zumindest müsste der DFB überdenken, wo sich der Sportdirektor mit seinen Zuständigkeiten wiederfindet. Es ist vom Namen her ein sehr lukrativer Job aber es ist nicht ganz klar, wo die Zuständigkeiten liegen. Ich kann natürlich nicht für die Zeit nach mir sprechen, vielleicht war es bei Hansi anders.

SPORT1: Warum ist es so ein Problem, dauerhaft etwas zu bewegen als Sportdirektor?

Dutt: Das ist schwer zu sagen. Unabhängig von den Sportdirektoren waren die U-Mannschaften immer sehr erfolgreich. Da wurden viele A-Nationalspieler ausgebildet und es wurde viel bewegt. Der DFB hat die Nachwuchsleistungszentren errichtet und es ist eine neue Akademie geplant. Trotz der häufigen Wechsel auf dieser Position, ist viel in Bewegung. Es fehlt jedoch leider die Kontinuität.

SPORT1: Wer wäre für Sie der perfekte Sportdirektor in der aktuellen Phase?

Dutt: Ich kenne die aktuelle Stellenbeschreibung und die Zuständigkeitsbereiche nicht. Wer für mich auf der Hand liegen würde, ist eigentlich Oliver Bierhoff. Das wäre eine sehr interessante Lösung. Aber auch da müssten die Zuständigkeiten geklärt werden.

SPORT1: Wird man vielleicht zu sehr in ein Gesamtkonzept gepresst, in dem man gar nicht so sehr die eigenen Vorstellungen verwirklichen kann?

Dutt: Das kann ich nicht sagen. Wolfgang Niersbach (früherer DFB-Präsident, Anm. d. Red.) hat mir damals sehr viele Freiräume gegeben. Beim DFB ist es eher umgekehrt der Fall, dass man bei der Umsetzung von Konzepten zu viel Zeit benötigt, als man es im Verein gewohnt ist und auf das muss man sich letztlich einstellen.

SPORT1: Wolfgang Niersbach hat eine schwere Zeit hinter sich. Haben Sie noch Kontakt zu ihm?

Dutt: Wir haben leider keinen regelmäßigen Kontakt. Ich finde es wirklich schade, was mit ihm passiert ist. Das ist eigentlich typisch für den Fußball, denn eine Person musste für ein ganzes Team den Kopf hinhalten. Ich habe Wolfgang in meiner Zeit beim DFB immer als einen Teamplayer wahrgenommen und er hat alle Entscheidungen immer zu 100 Prozent mit allen geteilt. Ich bin traurig, wie das geendet ist.

SPORT1: Der DFB ist durch die WM-Vergabe 2006 ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Was müsste sich ändern, damit es wieder positivere Schlagzeilen gibt?

Dutt: Inhaltlich kann ich es mir nicht anmaßen, dem DFB Tipps zu geben. Ich glaube aber, dass für den Verband ein guter Austausch mit den Vereinen notwendig ist. Hansi Flick hat hier einiges geändert, unter ihm hat sich die Kommunikation mit den Klubs stark verbessert. Die Profis sind heutzutage einer großen Belastung ausgesetzt. Es gibt aktuell das Thema mit der aufgeblähten WM, es gibt viele internationale Spiele und die U-Mannschaften müssen sehr viele Partien absolvieren. Deswegen muss eine sehr gute Kommunikation zwischen dem DFB und den Vereinen stattfinden.

SPORT1: Was wird mit Robin Dutt?

Dutt: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Mein Leben ist momentan sehr entspannt, ich fühle mich jedoch mit 52 zu jung, um mich zur Ruhe zu setzen. Aber nach zehn Jahren im Hamsterrad Bundesliga verspüre ich nicht den Druck, sofort wieder etwas machen zu müssen.