Dass die Einführung von taktischen Änderungen nicht von heute auf morgen funktionieren wird, darauf hatte Joachim Löw schon vor dem ersten Länderspiel des Jahres 2015 hingewiesen.
Die Dreierkette ist nicht gescheitert
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Dass sich seine Mannschaft mit dem Gegner und mit der Umformierung der Abwehr so schwer tun würde, damit hatte wohl auch der Bundestrainer nicht gerechnet.
"Wir haben die Dinge nicht so umgesetzt, wie wir sie umsetzen wollten", sagte er nach dem 2:2 gegen Australien.
Das Experiment Dreierkette ging gegen den Asienmeister schief, weil die Zeit zum Einstudieren der Formation im Training gefehlt hatte. Shkodran Mustafi, Benedikt Höwedes und Holger Badstuber wirkten träge und hatten noch nie zusammengespielt - und es wird diese Konstellation wahrscheinlich so nie wieder geben.
Die Dreierkette deswegen aber als gescheitert abzuhaken, wäre falsch und kurzsichtig. Jerome Boateng weiß vom FC Bayern genau, was in dieser Abwehrformation zu tun ist.
Boateng und Mats Hummels gehören zu den besten Verteidigern der Welt. Löw sucht allerdings noch nach dem passenden dritten Mann. Ein zu 100 Prozent fitter Badstuber und ein Höwedes in WM-Form könnten dieses Problem lösen.
Und auch im Mittelfeld gibt es viele Spieler, die für die Dreierkette und das daraus resultierende Überzahlspiel beste Voraussetzungen mitbringen.
Ilkay Gündogan kehrte wie Badstuber zurück und machte seine Sache ordentlich.
Sami Khedira und Lukas Podolski, die beide in ihren Vereinen schwere Zeiten durchmachen, ließen ebenso mit guten Leistungen aufhorchen wie Andre Schürrle. Es ist also längst nicht alles schlecht.
Sorge bereitet jedoch der Auftritt der Offensivabteilung. Wieder einmal wurden beste Torchancen ausgelassen, Marco Reus hätte mit dem 2:0 mehr Ruhe ins Spiel bringen können. Ohne Bastian Schweinsteiger fehlte die ordnende Hand, Mesut Özil blieb erneut den Beweis seiner Klasse schuldig, ein Thomas Müller ist nicht eins zu eins ersetzbar.
In Georgien ist am Sonntag ein Sieg Pflicht. Sonst droht das DFB-Team das anvisierte Ziel zu verpassen, nach dem WM-Titel auch die EM-Trophäe nach Deutschland zu holen.
Bis zur EM 2016 in Frankreich ist der Weg noch weit. Im September beginnt der, so Löw, "heiße Herbst". In den entscheidenden Spielen gegen Polen, in Schottland und Irland darf sich der Weltmeister keine Ausrutscher mehr erlauben. Für Experimente wird in diesen Partien kein Platz sein.