In der großen Aufregung rund um die Personalentscheidungen von Julian Nagelsmann, der Timo Werner zunächst auf die Bank setzte, ging fast unter, wer für die Niederlage von RB Leipzig größtenteils verantwortlich war.
Gründe für Frankfurts Aufschwung
Der Frankfurter Filip Kostic hatte die Eintracht mit einer sagenhaften Leistung zum 3:1-Sieg über die Leipziger geführt und einmal mehr gezeigt, dass er einer der Spieler ist, die den Unterschied ausmachen können.
Kostic als Sinnbild
Das Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 und den Treffer zum 3:1-Endstand erzielte der Serbe jeweils mit seinem starken linken Fuß, der Ball schlug bei beiden Flachschüssen direkt neben dem Pfosten ein. Vor dem Handelfmeter, der zum 1:0 führte, hatte Kostic zudem die Flanke geschlagen.
Die Kostic-Show im Achtelfinale des DFB-Pokals war der Höhepunkt seiner steil ansteigenden Formkurve. Damit steht der 27-Jährige sinnbildlich für den Frankfurter Aufschwung in der Rückrunde, der so gegen Ende des Jahres 2019 in keiner Weise abzusehen war.
Nach dem umjubelten 5:1-Kantersieg gegen den FC Bayern am 2. November 2019 war die Eintracht vollkommen unerwartet in eine tiefe Krise gestürzt.
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In den restlichen zehn Spielen der Hinrunde kassierten die Adler satte acht Niederlagen, bei einem Unentschieden und einem Sieg.
Trainingslager in Florida verhilft zur Wende
"Zum Schluss der Hinrunde haben wir alle eine Pause gebraucht", erklärte SGE-Sportvorstand Fredi Bobic bei SPORT1 zurückblickend: "Gefühlt haben wir 2019 jede Woche eine englische Woche gehabt."
Im Winter ging es für die Eintracht dann zehn Tage ins von Match IQ organisierte Trainingslager nach Florida. In der IMG Academy in Bradenton entwickelte sich in der Mannschaft ein neuer Teamgeist.
"Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt", verriet Bobic. "Wir brauchten etwas, das uns inspiriert. In den USA fanden wir beste Bedingungen vor, haben zweimal am Tag hart trainiert, aber sind dann eben auch mal am Strand gewesen oder zum Eishockey in Tampa Bay gegangen. Das hat unser Teamgefühl unheimlich gestärkt."
Dieses Teamgefühl war zum Rückrundenstart offensichtlich. In den ersten vier Partien gewann Frankfurt bei der TSG Hoffenheim (2:1), gegen RB Leipzig (2:0) und holte bei Fortuna Düsseldorf einen Punkt (1:1). Als vorläufiger Höhepunkt folgte der eindrucksvolle Pokalsieg gegen RB am Dienstagabend.
Bei den überzeugenden Leistungen war das intakte Teamgefüge auffällig, wie auch die starken kämpferischen sowie läuferischen Auftritte.
Trapp: "Kostic ist eine Maschine"
Auch hier geht Kostic voran: Der Serbe fällt durch seine außergewöhnliche Fitness auf, die vielleicht sein größter Trumpf ist. Unter den traditionell schnellen und ausdauernden Außenspielern sticht der linke Mittelfeldspieler heraus.
Beim Kontertor zur Entscheidung gegen Leipzig hatte er noch einen Sprint im Tank, an den die anderen Feldspieler wohl gar nicht mehr denken konnten. Ein ähnliches Szenario bot sich vor knapp zwei Wochen, als Kostic das Ligaspiel gegen RB ebenfalls in der Nachspielzeit mit dem Treffer zum 2:0 entschieden hatte.
"Kostic ist eine Maschine, den kriegst du nicht kaputt", bestätigte Eintracht-Torwart Kevin Trapp nach dem Pokalerfolg am Dienstagabend bei SPORT1 diesen Eindruck. "Wenn man sieht, wie er am Ende immer noch sprinten kann, ist das Wahnsinn."
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Der Durchbruch war Kostic in der vergangenen Saison bei der Leihe nach Frankfurt gelungen, wo er mittlerweile fest unter Vertrag steht. Beim VfB Stuttgart und dem Hamburger SV hatte er zuvor zwar immer mal wieder seine Klasse und sein Potenzial aufblitzen lassen, letztlich aber viel zu selten richtig Akzente gesetzt.
Eiskalter Abschluss, überragende Schusstechnik
Ein Grund für seine Leistungsexplosion ist zweifellos sein Torabschluss. In der letzten Spielzeit traf der Nationalspieler wettbewerbsübergreifend zehn Mal, in dieser Saison steht er bereits bei neun Treffern. Vor dem Tor ist Kostic ruhig geworden, er schließt überlegt und eiskalt ab. Seine Schusstechnik war schon immer überragend, doch nun setzt er sie zunehmend besser ein.
"Manchmal muss ich auch selbst in die Mitte ziehen und nicht nur draußen an der Linie bleiben", beschrieb Kostic im vergangenen Oktober seine Entwicklung in der Frankfurter Rundschau. Seine Stärke, die Mitspieler einzusetzen, leidet darunter aber nicht. In der laufenden Saison hat er bereits zehn Treffer vorbereitet.
"Kostic hat sich eine neue Espresso-Maschine gekauft", wagte Trapp nach der Partie bei SPORT1 einen Erklärungsversuch für die beeindruckenden Leistungen seines Teamkollegen und führte aus: "Seitdem er die hat, läuft es bei ihm richtig gut. Wahrscheinlich ist das das Geheimnis."